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Tollitätentreff unter geistlicher Leitung

Tollitätentreff unter geistlicher Leitung

Pastor Wolfgang Hages übernimmt die Präsidentschaft von Peter van den Berg - Ein Mann mit Herz und Humor

Bornheim. Der kleine Nils lässt es geduldig über sich ergehen: Am Donnerstagmittag wurde er mit der Taufe in die Familie der Gemeinde aufgenommen. Pastor Wolfgang Hages kam gerade mit den Gläubigen von der Prozession, eine halbe Stunde Taufe, dann saß er mit den Katholiken im Pfarrgarten von Sankt Servatius.

Den neuen Erdenbürger begrüßte er mit Herz und Humor, sorgte für Lockerheit und Lachen im gewaltigen Kirchenschiff. Szenenwechsel: 700 Jecke toben in der fast ausverkauften Rheinhalle beim Tollitätentreff. Flotte Tänze, flotte Sprüche. Mittendrin der Präsident auf der Bühne, immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, für jeden Topf hat er einen Deckel. Schlagfertig putzt er im Spaß den Bürgermeister runter, wie er es jüngst als Don Camillo mit "Peppone" Wolfgang Henseler tat.

Der Präsident des Tollitätentreffs ist nämlich ab sofort Wolfgang Hages, 60-jähriger Hirte der Servatius-Schäfchen. Vielen Bornheimern und weit über die Grenzen der Stadt hinaus ist er fast mehr bekannt durch seine Auftritte in der Bütt und als Elferratspräsident. So manchen Saal zwischen Köln, Much, Sankt Augustin und Roisdorf hat er schon zum Beben gebracht. Noch wissen es nur ganz wenige Eingeweihte, dass Wolfgang Hages die Präsidentschaft des Tollitätentreffs übernimmt.

Ein Amt, das in der Stadt schon für so manche heftige Diskussion gesorgt und damit gezeigt hat, dass Karneval manchmal etwas sehr Ernstes sein kann. Früher drehte Bürgermeister Wilfried Henseler das Steuerrad des Narrenschiffs. Doch darf ein Politiker dieses hohe Amt bekleiden? Fragen über Fragen kamen auf, als UWG-Chef Peter van den Berg die Kapitänsmütze aufsetzte. Da gab es angeblich Narren, die kamen nur, um den Ortsvorsteher bei einem Versprecher zu ertappen oder bei einem falschen Zungenschlag.

Damit ist jetzt Schluss. Der Pastor dürfte über jeden Zweifel erhaben sein, überparteilich und lediglich seinem Chef von oben verpflichtet. Wer Hages kennt, der kann ihn sich auch gut vorstellen in dieser Rolle. Die Narretei liegt ihm im Blut, von Kindesbeinen an war für ihn die fünfte die schönste Jahreszeit. Seit knapp 40 Jahren leitet er Sitzungen und tritt selbst in die Bütt. Die neue Aufgabe ist für ihn also keineswegs neu, lediglich der Veranstaltungsort.

Ob er neben seinen vielen Aufgaben in der Gemeinde auch noch den Tollitätentreff unter seine Fittiche nehmen sollte, war für ihn grundsätzlich klar. Aber den Geistlichen plagen allerlei Zipperlein, und so bat er um Bedenkzeit, als ihn van den Berg fragte. Als dann als letzter auch noch der Hausarzt sein OK gab, stimmte er zu.

"Ich freu mich richtig drauf", sagt er, und man sieht es seinen funkelnden Augen an. Mit Tollitätentreff-Macherin Karin Schumacher von der Stadtverwaltung hat er bereits Kontakte aufgenommen. Man kennt und schätzt sich seit langer Zeit, das jecke Programm für den Treff steht fast. Der Bürgermeister ist begeistert von der Idee und will in der kommenden Woche offiziell den Präsidenten ernennen.