Gala-Prunk-Sitzung der Bonner Stadtsoldaten : So feierten 1700 Gäste im blau-weiß-roten Hexenkessel
Bonn Das Bonner Stadtsoldaten-Corps feiert im Maritim eine Riesen-Gala-Party mit einem unvergleichlich hochkarätigen Programm. WDR-Intendant Tom Buhrow wird zum Ehrenobristen ernannt.
Dave Davis und Guido Cantz, Druckluft, Miljö, Kasalla und die Bläck Fööss, Stattgarde Colonia Ahoi, Kölsche Funken Artillerie blau-weiß und Tanzcorps Fidele Sandhasen: Ein unvergleichliches Programm der Superlative hatte das Bonner Stadtsoldaten-Corps von 1872 für seine Gala-Prunk-Sitzung aufgeboten. Rund 1700 Jecke kamen am Sonntagnachmittag ins Maritim – und feierten eine bunte, fröhliche, ausgelassene Party. Mit einem stillen Moment jedoch stiegen die Stadtsoldaten in ihre Sitzung ein. „Freud und Leid liegen eng beieinander“, sagte Kommandant Wolfgang Orth und bat um eine Schweigeminute für den am Samstag verstorbenen Stadtdechanten Wolfgang Picken.
Danach wurde es sehr schnell lauter. 190 uniformierte Stadtsoldaten eroberten die im Stile des Bonner Marktes gestaltete Bühne, um zu wibbelen und den Stadtsoldatentanz zu präsentieren. Das Kinderprinzenpaar Peter IV. (Mayr) und Marie II. (Kage) ermunterte den Saal, fröhlich zu feiern und machte dabei eine so gute Figur, dass Orth sie und auch das Kadettencorps ganz besonders lobte. „Das ist unsere Zukunft.“ Aufgabe der Karnevalisten sei es, die Pänz zu hegen und zu pflegen.
Verdienstorden für Walter Heinze
Nach einem begeisternden Auftritt des Tanzpaares der Stadtsoldaten, Lena Schmitz und Steffen Förster, ging es über in die Ehrungen für Nadine Klein, Richard Recker und Christos Katzidis, die künftig den Titel Ehrenleutnant tragen dürfen. Der Präsident des Regionalverbandes Rhein-Sieg-Eifel im Bund Deutscher Karneval, Dieter Wittmann, zeichnete Walter Heinze in Abwesenheit für seine Arbeit im Corps de Chevalier mit dem höchsten Verdienstorden in Gold und mit Brillanten aus.
Mit einem Tagesthemen-Tusch vom Orchester Markus Quodt ernannten die Stadtsoldaten WDR-Intendant Tom Buhrow zum Ehrenobristen. Der 65-Jährige sagte: „Das bedeutet mir wirklich sehr viel.“ Obwohl er wunderschöne Städte wie Hamburg, Paris oder Washington kennen gelernt habe, am schönsten sei doch die Heimat, das Rheinland.
Gegen K.-o.-Tropfen und Anzüglichkeiten
Literat Dirk Vögeli sagte, der Karneval sei die Zeit, in der man gemeinsam feiere und kritisierte jene Idioten, die anderen K.-o.-Tropfen ins Glas schütten, oder zweifelhafte Karnevalsfunktionäre, die auf der Bühne Kindern gegenüber anzügliche Bemerkungen machen. Das Publikum applaudierte heftig.
Das war auch beim ersten Act des Abends immer wieder der Fall: Dave Davis schickte seine Kunstfigur Motombo Umbokko auf die Bühne. Der Toilettenmann trägt das Herz auf der Zunge und macht hemmungslos Witze über weiße Menschen. Zum Publikum: „Ihr seht alle gleich aus, aber ich mag euch.“ Motombo nahm seine Zuschauer und Zuschauerinnen liebevoll auf die Schippe. „Als Rheinländer bis du der Brasilianer von Deutschland“, sagte er. „Also bringt das auf die Straße!“
Druckluft startet das Partyprogramm
Mit Eisbrecher-Qualitäten brachte die Bonner Brass-Band „Druckluft“ den Saal zum Singen und Tanzen, „La Ola“ inklusive. Nach einem Schunkelreigen wurde es ganz schnell flotter, Mitklatschalarm. „Sollen wir den wunderschönen Saal in einen Hexenkessel verwandeln?“, fragte Frontmann Florian Hertel, um sogleich den Hit „Um die Welt“ anzustimmen. Der Elferrat klatschte mit riesigen weißen Micky-Maus-Händen mit. Und das war nur der Auftakt zur fröhlichen blau-weiß-roten Gala-Party.
