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Jecke Invasion erobert Bad Neuenahr im Sturm

Jecke Invasion erobert Bad Neuenahr im Sturm

700 Kölner Karnevalisten feiern eine ausgelassene Party - Dirk Breuckmann gelingt der Brückenschlag vom Rhein an die Ahr

Bad Neuenahr-Ahrweiler. "Ja, wenn dat Trömmelche jeht, dann stohn se all parat": Das ist nichts Ungewöhnliches für Vollblut-Karnevalisten in "ihrer" Fünften Jahreszeit. Dass die Kölner Top-Karnevalisten nebst Dreigestirn einer jecken Invasion gleich über die Landesgrenzen hinweg eine andere Stadt im Sturm erobern, das ist ein Novum.

Hunderte von Jecken marschierten am Sonntagabend im Dorint-Parkhotel Bad Neuenahr auf, um an der Ahr die ausgelassenste Fastelovendsparty außerhalb der Domstadt zu feiern.

Kleine Ursache, große Wirkung: Das Treffen an der Ahr für eine Handvoll Karnevalisten um Prinzenführer Werner Sobik, über das Hoteldirektor Dirk Breuckmann vor einigen Monaten laut nachdachte, entwickelte sich in Windeseile zum Selbstläufer.

"Do jomme och hin" beschlossen spontan rund 700 Narren. Sitzungen wurden kurzerhand auf den Nachmittag verschoben, Köln war am Abend wie ausgestorben. Der Brückenschlag ist Breuckmann, selbst Mitglied in unzähligen Korps und Gesellschaften der Domstadt, gelungen.

Für seine Verdienste um den Kölner Karneval zeichnete ihn Helmut Urbach, Mitglied des Festkomitees Kölner Karneval von 1823, mit dem Verdienstorden in Silber aus.

"Die Hofburg des Dreigestirns ist seit Jahren im Kölner Dorint, nun haben wir hier in Bad Neuenahr eine Niederlassung", freute sich Ex-Prinzenführer Urbach.

"Breuckmann kann heute Abend nur noch verschrottet werden", schmunzelte die Stimme Kölns, Moderator Burk Mertens, der wortgewaltig durchs Programm führte. Denn die Kilos, die der Hotelier durch Fasten verloren hat, hingen ihm in Form von Orden am Ende wieder am Hals.

Unter den illustren Gästen tummelten sich Prinz Dietmar I. mit Bauer Manfred und Jungfrau Mareike, die Nippeser Bürgerwehr, "Zunft-Müüs", "Dellbröcker Boore Schnäuzer Ballett", "Drei Colonias", "Tollität Luftflotte", "Et fussech Julchen" Maritta Köllner, die "Original Hillige Knäächte un Mägde", die Stimmungs-Band "Pö-A-Pö" sowie zum fulminanten Abschluß nach rund fünf Stunden Kurzweil die "Kalauer".

Weltpremiere war der erste gemeinsame Auftritt von "Blauen Funken" und "Treuer Husar".

Sie alle sollten die Möglichkeit haben, in ausgelassener Atmosphäre zu feiern, sich in Ruhe die Auftritte der anderen anzuschauen oder einfach bei Kölsch und Suppe zu klaafen. Trotzdem ließ es sich keiner der Akteure nehmen, zu Ehren von "Kölle, Bad Neuenahr und Dorint" Kostproben ihres Könnens darzubieten.

Ihrem Sessions-Motto blieben Prinz, Bauer und Jungfrau treu: "Mir drei sinn bei jedem Tratsch und Klaaf dabei." Prinz Didi: "Hier bei Euch an der Ahr brauchen wir nicht zu fremdeln. Wir saßen schon an der Bunten Kuh, aßen Reibekuchen und blickten übers Ahrtal. Es war herrlich."

Und weil''s so schön war, fuhren sie kurzerhand zur Winzerkapelle, um den Blick über Ahrweiler und Bad Neuenahr erneut zu genießen.

Heinz Bieder von der Weinbruderschaft empfing sie mit einem edlen ''99-er Spätburgunder aus dem Hause Nelles.

Eine weitere Stipp-Visite führte die närrischen Herrscher Kölns dann am späten Abend noch in die Spielbank.

"Köln findet immer öfter im Ahrtal statt", freute sich auch Verkehrsdirektor Andreas Wittpohl. Er empfahl sich mit flüssigen Grüßen und bat darum, "die Zeit bei uns auch nach dem Karneval zu genießen".

In den Genuß des Abends kam auch eine Delegation der Bad Neuenahrer KG Blau-Weiß Schinnebröder mit ihrem Prinz Heribert I. sowie die Bachemer KG mit ihrer Prinzessin Edith.

Ein Heimspiel hatte Oskar Hauger, der "Mann met däm Höötche", auf dessen Auto der Aufkleber "Offizieller Sponsor der Bundesregierung" prangt. Nunmehr zum 33. Mal stellt er mit dem SC 07 im Kurhaus eine Sitzung mit Kölner Karnevalisten auf die Beine.

Stramme Beine, schmissige Tänze, leckere Mariechen: Bei der Party ging auch dank der Tanzgruppen ganz kräftig die Post ab. Die älteste in Köln ist die "Original Hillige Knäächte un Mägde". Bei ihnen tanzt Manuela Peukert aus Bad Neuenahr mit.

Sie rangen zu vorgerückter Stunde Dirk Breuckmann sogar die Zusage ab, im nächsten Jahr mitzutanzen. Bei soviel grenzüberschreitendem Frohsinn bleibt nur zu hoffen, dass es 2004 ein Wiedersehen an der Ahr gibt. Denn danach "is dat Dinge suwiesu jeritz": Nach dem zweiten Mal hat im Rheinland bekanntlich alles Tradition.