1. Narren-News
  2. Bad Godesberg

Der exklusive Schlachtruf lautet "Hei-Lu"

Der exklusive Schlachtruf lautet "Hei-Lu"

Seit Samstagmorgen um acht gleicht die Stadthalle einem Bienennest. Bestimmt 60 fleißige Helfer aus den Reihen der Godesberger Stadtsoldaten sind damit beschäftigt, den großen Saal und das Foyer für die große Prunksitzung an diesem Sonntag zu schmücken.

Bad Godesberg. Seit Samstagmorgen um acht gleicht die Stadthalle einem Bienennest. Bestimmt 60 fleißige Helfer aus den Reihen der Godesberger Stadtsoldaten sind damit beschäftigt, den großen Saal und das Foyer für die große Prunksitzung an diesem Sonntag zu schmücken.

Während die Männer in Schwerstarbeit die Bühne aufbauen, bläst die Mädchengruppe ungezählte Luftballons in den Vereinsfarben grün, rot und weiß auf. Die Frauen der Senatoren bügeln meterlange Stoffbahnen, die später die Wände und Leuchter zieren werden.

Sitzungspräsident Horst Effelsberg hat keine Zweifel, dass die Vorbereitungen reibungslos verlaufen werden. Die für die einzelnen Bereiche zuständigen Arbeitsgruppen im Verein kennen mittlerweile die Abläufe. Die Metamorphose der Stadthalle vom biederen Allzweckraum zur karnevalistischen Hochburg vollzieht sich in nur sechs Stunden.

Dann beginnt die Generalprobe. Er selbst bereitet sich "am liebsten gar nicht" auf die Sitzung vor. "Ich kenne natürlich das Programm. Alles andere kommt von alleine." Doch auch im 28. Jahr als Sitzungspräsident ist er beim Einmarsch "total nervös".

Dabei hat er schon so manche brenzlige Situation gemeistert. Als einmal mitten im Programm der Strom ausfiel, "habe ich mich in die Kapelle gestellt" und weiter moderiert. "Da muss man ein wenig beweglich sein." Et kütt, wie et kütt.

Zum Auftakt der Prunksitzung der Stadtsoldaten am Sonntag um 17 Uhr haben die vereinseigenen Garden ihren Auftritt: Kinderkorps, Korpstanz der Mädchenreihe, Männerreihe und des Tanzpaars, Männertanz und Mädchentanz werden zu sehen sein. So hat es der Generalstab festgelegt.

Wer sich mit den Gepflogenheiten des Godesberger Karnevals noch nicht so gut auskennt, dürfte staunen über den ungewöhnlichen Tanz namens "Stippeföttche" und den Schlachtruf "Hei-Lu", den die Stadtsoldaten exklusiv für sich beanspruchen. Der Ausruf geht zurück auf den langjährigen Vorsitzenden und Sitzungspräsidenten Hein Ludewig, der den Verein in seiner heutigen Form zusammen mit Willi Werth 1937 aus der Taufe hob.

Gegründet wurde der Verein bereits 1893 als Unterabteilung des Godesberger Turnvereins (GTV). Den Nazis war das fröhliche Treiben natürlich ein Dorn im Auge. Bürgermeister Heinrich Alef verfügte 1937 ein Ende der karnevalistischen Umtriebe, schließlich diene ein Turnverein der körperlichen Ertüchtigung. Um die wenige Tage nach dem Verbot stattfindende Sitzung noch zu retten, sagten sich die Stadtsoldaten kurzerhand vom Turnverein los.

Emotional sind sie dem GTV bis heute verbunden. "Das ist unsere Mutter", sagt Horst Effelsberg. Nur ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde in Bad Godesberg wieder Karneval gefeiert. Auch die Stadtsoldaten mischten kräftig mit. Die Sitzungen in der Kulturscheune im Stadtpark waren mit den Prunksitzungen der vergangenen Jahre nicht zu vergleichen.

Bis in die 70er Jahre wurde das Programm fast ausschließlich von Godesberger Künstlern bestritten. Danach begannen die Stadtsoldaten vereinzelt bekannte Künstler in ihr Programm mit aufzunehmen. Am Sonntag gibt sich einmal mehr das Who-is-Who der Szene die Klinke in die Hand: Unter anderem werden die Paveier, Bernd Stelter, Guido Cantz, Et Rumpelstilzje und Dä Blötschkopp erwartet.

Letzterer kommt zum ersten mal nach Bad Godesberg. Verantwortlich für das Programm ist der Vorsitzende und Literat der Stadtsoldaten, Dieter Nussbaum. Mit dem Erlös aus dem Kartenverkauf lässt sich die Prunksitzung nach Angaben von Horst Effelsberg nicht finanzieren.

Zwar sind die 850 Karten zum Preis von jeweils 25 Euro bis auf ein halbes Dutzend verkauft, aber "damit ist kein Programm zu bezahlen", sagt Effelsberg. Was der Verein bei der Prunksitzung draufzahlt, muss er bei der Mädchen- und der Herrensitzung wieder reinholen. Zusammen tragen sich die drei wichtigsten Veranstaltungen selbst.