1. Narren-News
  2. Bad Godesberg

"Mer fiere, bis die Träne kumme"

"Mer fiere, bis die Träne kumme"

Prinz Christoph II. und Godesia Annemie haben jetzt in der Badestadt das Sagen - Bezirksvorsteherin übergibt symbolisch die Macht

Bad Godesberg. Endlich herrschen auch in Bad Godesberg wieder geordnete Verhältnisse. Nachdem sich die großen Parteien in Berlin zusammengerauft haben, sind auch hier die politischen Verhältnisse geklärt. Die Personaldebatten waren in Godesberger Narrenkreisen wie in Berlin schnell beendet. Seit Freitagabend sind Prinz Christoph II. und Godesia Annemie offiziell in Amt und Würden. Die Stimmung auf der Prinzenproklamation in der Stadthalle war im Vergleich zur Kanzlerwahl im Bundestag ausgesprochen gelöst.

Erste Besonderheit: Der Elferrat marschierte mit der Ehrengarde der Stadt Bonn ein. So etwas hat es bei der Godesberger Proklamation noch nicht gegeben. Bevor Bezirksvorsteherin Annette Schwolen-Flümann einen Teil ihrer Macht an die Tollitäten abgab, ließ sie es sich nicht nehmen, dem närrischen Volk ihre Meinung zu den jüngsten Ereignissen in der Politik kundzutun. In Gestalt der Lindenwirtin gratulierte sie der SPD zu ihrem neuen Vorsitzenden Matthias Platzeck. Der habe sich beim Oderhochwasser einen Namen gemacht und wisse, "was zu tun ist, wenn einem das Wasser bis zum Hals steht".

Damit sich die Godesberger schneller an die neue Berliner Farbenlehre gewöhnen, schlug sie vor, die Liaison zwischen Christ- und Sozialdemokraten "Bergfunken-Koalition" zu nennen. In ihrem Lokal durfte die selbsternannte Lindenwirtin schon so manchen Prominenten bewirten. So schenkte sie der nordrhein-westfälischen Landesregierung nur Godesberger Wasser ein, "damit sie die Lage nüchtern sieht".

Noch am Nachmittag hatte sie vergeblich versucht, den Prinzen telefonisch in seinem Sanitärbetrieb zu erreichen. Ihre Heizung sei kaputt. Nachdem der Anrufbeantworter ihr mitgeteilt hatte, dass Annemie und Christoph Latz sich in der Stadthalle zum Prinzenpaar proklamieren lassen würden, entschloss sie sich, den defekten Heizkörper dorthin mitzubringen.

Aufgeregte Godesia

Mit den Worten "Kannst' mal grade gucken", bat sie den Prinzen auf die Bühne. Statt Schraubschlüssel und Hammer bekam er zu seiner Freude Federn, Kette und Hänneschen überreicht. Als Insignie für die Godesia dient traditionell die Brosche.

Auch wenn Godesia Annemie meinte, "fürchterliche Angst" zu haben, und sich für ihre Aufregung entschuldigte, machte sie wie der Prinz eine gute Figur. "An dem Abend herrscht bei euch Ausnahmezustand", hatte die scheidende Godesia Uta sie auf die Proklamation vorbereitet.

Prinz Christoph II. meinte, bei seinem Vorgänger deutliche Vorteile bei der Vorbereitung auf das Prinzenamt erkannt zu haben. Stefan Stuch "konnte seine Rede schließlich im Hühnerstall vor 20 Hühnern üben". Er habe nur eine Katze, "und die musste auch noch angebunden werden, damit sie zuhört". Bezugnehmend auf das gesellschaftliche Leben rund um die Redoute zu Zeiten des Kurfürsten Max Franz, dessen Konterfei den Prinzenorden ziert, stellte er fest: "Gearbeitet wurde in Bonn, gefeiert in Godesberg."

Dass bei den Godesbergern was los ist, bewiesen sie eindrucksvoll. "Mer fiere, bis die Träne kumme", meinte ein Jeck. Botzedresser, Blom un Blömcher oder der Bergische Jung alias Willibert Pauels mussten die Stimmung im großen Saal der Stadthalle gar nicht mehr anheizen.

Mit Fuffzich Zehn, der Rednerschule Martin Schopps und dem Tanzcorps Rheinveilchen gaben sich weitere Größen des Karnevals die Klinke in die Hand. Mit stehenden Ovationen und der einen oder anderen Rakete bedankte sich das Publikum.