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Bei der Narrenschau klicken die Handschellen

Bei der Narrenschau klicken die Handschellen

Das laute Jammern hilft der Bürgermeisterin nicht - Das Narrengericht spricht sie schuldig - Die Honnefer feiern bei Sonnenschein

Bad Honnef. "Singt mit, klatscht mit, loss mer zusamme fiere." Ach was, Jürgen Wessel musste gar nicht zweimal bitten.

Als seine Honnefer Stadtsoldaten auf die Rathausplatz-Bühne aufzogen, tänzelten die Jecken schon im Takt und liefen sich warm für die Bunte Narrenschau des Festkomitees Bad Honnefer Karneval.

Die Sterne standen gut für all die Clowns, Teufelchen, Hexen, Beduinen, Mäuse, Kätzchen, Indianer und Cowboys: Denn die Sonne strahlte über den prächtig verkleideten Besuchern des närrischen Treibens vor dem Rathaus. Es wurde gebützt und gelacht.

"Superstimmung, Superwetter. Ihr seid ja schon richtig gut drauf", freute sich der Chef der Stadtsoldaten, nachdem er den Karneval in Rio musikalisch nach Honnef geholt hatte. "Singt mit", feuerte Jürgen Wessel nochmals sein knatschverdötschtes Publikum an: "Vivat Colonia". Klappte doch prima: Als Vorsänger Wessel seine Musiker stoppte, schafften die Jecken das Lied sogar a cappella.

Wunderbar. Herrlich auch die vordere Linie der Stadtsoldaten: die Nachwuchs-Trommler mit dem achtjährigen Nils Bittner als jüngstem Musikanten, die dem Auftritt so sehr entgegen gefiebert hatten, waren eine Wucht.

Und dann ging es Schlag auf Schlag. Jörg Pütz, Präsident der KG Halt Pol, holte eine Truppe nach der anderen auf die Bühne. Tanzcorps aus allen Honnefer Stadtteilen traten auf: die Rasselbande, die mit dem Musikzug "Freiweg" nach oben stürmte, das Tanzcorps Blau-Weiß und die Old Stars aus Selhof, das Kindertanzcorps der Löstige Geselle sowie das Corps der Ziepches Jecke aus Rhöndorf. Und auch das Musik- und Majorettencorps der KG Unkel aus der Nachbarschaft war mit dem Kinderprinzenpaar der Gesellschaft gekommen.

Die Tollitäten aus Aegidienberg, Heinz II. und Freia I, boten als Höhepunkt ein prächtiges Bild inmitten des Spielmannszuges und der Prinzengarde der KG Klääv Botz. Da hatten sich die Jecken rund um die Bühne längst warm geschunkelt und heiser gesungen. Die Narren-Welt war einfach schön, zumal die Macher des Festkomitees um Vorsitzenden Gerd Papenbrock organisatorisch alles bestens geregelt hatten und auch für die leibliche Stärkung bei dieser von der Stadtsparkasse gesponserten Veranstaltung gesorgt war.

Die Kribbelköpp und die Godesberger Junge waren weitere Gute-Laune-Macher mit ihren Stimmungsliedern. "Und dann die Hände zum Himmel.": Da reckten die Jecken die Arme gen Firmament. Nur bei einigen Besuchern klickten die Handschellen. Die Verhaftungstruppen waren nämlich ausgeschwärmt, um dem Narrengericht alle Sünder zuzuführen. Die Bilanz: fast alles Wiederholungstäter. Vielleicht hatte sich deshalb Ankläger Peter Endler einfach Urlaub genehmigt? Bitte, übernehmen Sie: Richter Jochen Carsten, Senatspräsident der Löstige, schlüpfte in eine Doppelrolle.

Und Karl-Josef Jakobs, Senatspräsident der Ziepches Jecke, spielte den Verteidiger. Erstes Opfer, Sparkassenverwaltungsrat Karl-Heinz Dissmann. Er jammerte: "Meine Hilfstruppen haben mich schmählich verlassen." Außerdem pochte er auf seine Immunität als Halt Pöler. Nichts da. Er musste ebenso wie Bürgermeisterin Wally Feiden, Technischer Beigeordneter Jopa Vedders und Ratsherr Günther Goertz in die Gerichtskasse von Elke Veken blechen.

Der Vorwurf an die Bürgermeisterin: "Sie gebietet nicht Einhalt des karnevalistischen Gebarens der Rathausbediensteten."

Da half alles Flehen um Gerechtigkeit nichts. Feiden: "Ich habe ja Übung darin, schuldig gesprochen zu werden. Aber eine Geldstrafe ist besser, als dauernd öffentlich hingerichtet zu werden." Nur der frühere Gymnasialparrer, Studiendirektor Herbert Breuer, kam ungeschoren davon.

Der Rektor der Anna-Kapelle musste lediglich versprechen, nach bisher 14 zelebrierten kölschen Messen in elf Jahren auch noch die 25. durchzuführen. Die Huusmeester vom Bundesdaach, Axel Foppen und Frank Fander, kauften sich indes mit Liedern frei. Narretei vor den Schranken des Gerichts.