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Der "Töffi" schafft immer eine Punktlandung

Der "Töffi" schafft immer eine Punktlandung

Sieben Auftritte an einem Sessionsabend sind für die Unkeler Ratsherren normal - Wenn der Anlasser streikt, bringen die "Höhner" die Stimmungskanonen auf Tour

Unkel. Scheinbar gelassen lehnt Wolfgang Thelen neben dem Eingang des Saales. Dort steppt gerade mächtig der Bär, denn vorne auf der Bühne sorgen die Unkeler Ratsherren wieder einmal für jecke Stimmung pur.

Wer in die verschmitzten Augen ihres Fahrers blickt, erkennt Freude und Stolz, dass seine Jungs es wieder einmal geschafft haben, die Narren außer Rand und Band über Tische und Stühle gehen zu lassen.

Früher Samstagnachmittag: Thelen, besser bekannt als "Töffi", tankt den Ratsherrenbus auf. Damit ist es jedoch noch nicht getan. Mindestens ebenso wichtig ist der "Proviant" für die Musiker.

Weinflaschen und kistenweise Bier gilt es zu bunkern, denn mit sechs Auftritten steht den neun Stimmungskanonen eine lange, anstrengende Nacht bevor. "Die müssen einfach für Flüssigkeitsnachschub sorgen, so klatsch-nass wie die immer von der Bühne kommen", erklärt Töffi.

Um die eigene närrische Stimmung anzuheizen, damit in den Sälen der jecke Funke überspringt, brauchen Ratsherren Gersten- und Rebensaft allerdings nicht. "Die sind auch so knatsch-verdötscht.

Während der Fahrt geht es im Bus oft so hoch her, dass ich die Ohren auf Durchzug stellen muss", berichtet Töffi aus Erfahrung. Er selbst bleibt natürlich nüchtern. "Ich hab ja gewusst, worauf ich mich bei den Jungs eingelassen habe", erklärt er lakonisch, während er die Instrumente der neun Musiker verstaut.

Fahrer der Ratsherren im Fastelovend zu sein, bedeute eben acht Wochen Kegeltour. "Na, geht`s denn wieder. Sprachzentrum in Ordnung", frotzelt "Lyrian", Lyra-Spieler Walter Boentgen, Trompeter Peter Müller, kurz "PeMü" genannt, vor der Abfahrt an.

Der hat am Vorabend das "gelbe Trikot" als neuer Spitzenreiter in der Flüssigkeitsaufnahme übernommen. Das werde Frontman "Otti", bereits mehrfacher "Toursieger" dieses Jahr, nicht auf sich sitzen lassen, weiß "et Trömmelche", Engelbert Wallek. Aber auch Beckenschläger "Kirk", Dirk Kessel, und "Quicquec" mit dem Susaphon, Gisbert Kirsch, werden sicherlich in den Kampf eingreifen.

"Seid ihr endlich so weit", drängelt "Wutze", Matthias Wester, der ansonsten scheinbar unbeteiligt, mit stoischer Ruhe die Pauke schlagend, das jecke Treiben seiner Kollegen auf der Bühne an sich vorbei ziehen lässt.

Aber gut 500 Kilometer liegen noch vor der Truppe, auf die zunächst die jecken Wiever bei den "Sprühenden Funken" in Bruchhausen warten. Ein Heimspiel für die Ratsherren, die schon bei ihrem "Laridah"-Einzug lautstark begrüßt werden. Natürlich gibt es auch hier die obligatorische Zugabe, nachdem alle im Saal wie "Ice Cream" dahin geschmolzen sind.

"Ohne Zugabe kommen die ja von keiner Bühne. Und sie wollen ihr begeistertes Publikum ja auch nicht enttäuschen", berichtet Töffi. Auch wennn er manchmal froh sei, den "Kleinen Gardeoffizier" endlich zu hören, mit dem die Ratsherren ausziehen, werde er doch nie nervös, den nächsten Termin nicht rechtzeitig zu erreichen.

"Et hätt noch immer jood jejange. Töffi schafft immer eine Punktlandung, obwohl er in all den Jahren erst ein Knöllchen einfahren hat", lobt Saxophonist Torsten Zink, den alle nur "Clinton" nennen. "Und wenn alle Stricke reißen, bringen uns eben die Höhner wieder auf Touren", erklärt Posaunist "Matlock" Guido Schmitz.

Der verflixte Anlasser im neuen Bus war schuld. "Nach mehrfachen Orgeln hörte ich plötzlich: "Na, will er nit mie. Waat, isch helf` üch." Und schon hat uns Henning Krautscheid, der Höhner-Sänger, angeschoben", erzählt Töffi.

Diese "Geburtsfehler" des Ratsherrenbusses sind nun überwunden. Sorgen macht sich Töffi manchmal eher um die Gesundheit der Jecken im Saal. Wie vor drei Jahren in Leverkusen bei einer Seniorensitzung.

"Die Leutchen hatten schon fünf Stunden hinter sich und saßen ziemlich erschöpft an den Tischen. Als dann aber die Ostermann-Leedcher kamen, sind die stimmungsmäßig so hochgefahren, dass ich mich schon nach einem Notarzt umsehen wollte", erinnert er sich an die legendäre Sitzung.

Bei solchen Erfolgen sei es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Ratsherren "geadelt" wurden. "Der Auftritt bei der Proklamation des Kölner Dreigestirns im Gürzenich war schon so etwas wie der Ritterschlag für uns", berichtet Töffi voller Stolz.

Etwas zu feiern gibt es auch am Rosenmontag. Dann haben die Ratsherren nämlich 20. Geburtstag. "Und da kann unser Töffi drei Tage lang richtig mitmachen", verspricht Otti.

Am Samstag ist Töffi "arbeitslos" mit auf Tour, da ihm Ersatzfahrer Schorsch Tillman diesen Tag "geschenkt" hat. Am Sonntag dann geht`s los mit dem Unkeler Zoch, der nahtlos in die Geburtstagsparty übergehen wird.