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"Anderen eine Freude zu bereiten, ist sich selbst die größte Freude"

"Anderen eine Freude zu bereiten, ist sich selbst die größte Freude"

GA-Interview mit Hermann Messinger, dem Sitzungspräsidenten bei der KG Rot-Weiß Limperich

Limperich. Seit 30 Jahren ist er Sitzungspräsident bei der KG Rot-Weiß Limperich und dürfte damit im ganzen Stadtgebiet ein Unikum sein: Hermann Messinger. Der 59-Jährige ist Vollblut-Karnevalist, Hauptauktionator der Initiative "Hände zur Hilfe", die an Leukämie erkrankte Kinder unterstützt, und geht mit Mundart-Lesungen auf Tour. Mit Messinger sprach Hagen Haas.

General-Anzeiger: Wie war der erste Abend vor 30 Jahren als Sitzungspräsident?

Hermann Messinger: Das war noch im alten Winzerhof Maximilian, und ich weiß, wie aufgeregt ich war. Ich hatte keine Angst vor dem Publikum, aber ich hatte Angst, mich dem Publikum zu zeigen. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen, aber auch vom Publikum mitgetragen. Die Leute kannten mich, ich bin ja in Limperich groß geworden.

GA: Haben Sie eine Philosophie?

Messinger: Das Credo meiner Gesellschaft lautet: Anderen eine Freude zu bereiten, ist sich selbst die größte Freude. Ich lache gerne, mag weder Griesgram noch Muckertum. Wenn man die Leute für ein paar Stunden aus dem grauen Alltag herausholen kann, hat man viel bewegt. Es gibt diesen Spruch: "Wäre der Ernst des Lebens ein Baum, dann sind die Blüten der Humor." Diese Blüten wollen wir bei Rot-Weiß Limperich zum Sprießen bringen.

GA: Sie waren von Anfang an nicht nur Sitzungspräsident, sondern auch als Literat für die Organisation des Programms zuständig. War das schwierig?

Messinger: Es war nicht schwierig, weil ich früher selbst als Büttredner auf der rechten Rheinseite zwischen Aegidienberg und Beuel unterwegs war. Dadurch kannte ich viele Karnevalisten. Diese Beziehungen zahlen sich heute noch aus. Es ist oftmals so, dass ich Künstler jahrzehntelang kenne, auch aus Köln. Dann heißt es: "Hör'' mal, trittste bei mir auf? Kleiner Saal, nicht so groß wie das Gürzenich. - Ja klar, Hermann, für dich kommen wir." Aber es wird immer schwerer, und der Nachwuchs fehlt, gerade bei den Büttrednern.

GA: Wo liegen die Unterschiede zwischen einer Sitzung anno 1975 und einer in diesem Jahr?

Messinger: Zum einen im Publikum. Viele, die ich vor 30 Jahren gesehen habe, sind inzwischen im Karnevalshimmel. Es werden andere Anforderungen an die Gesellschaft gestellt. Die Leute sagen heutzutage: Es müssen ein paar Highlights dabei sein, bevor wir da hingehen. Dann die Preise für Essen und Trinken - das Geld sitzt nicht mehr so locker wie noch vor 30 Jahren. Früher wurde manches Fass mehr angestochen.

GA: Ihr schönstes Erlebnis im Karneval?

Messinger: Meine Mutter stammt aus Köln, und schon als kleiner Junge hatte ich den Wunsch, Roter Funke zu werden. Das ließ sich wegen der Entfernung und auch aus finanziellen Gründen nicht realisieren. Anlässlich meines 50. Geburtstages waren auch einige Rote Funken bei mir. Die sagten mir, dass ich jetzt zu alt wäre, um Roter Funke zu werden. Das hat geschmerzt. Aber es gelang mir später, einen Offizier der Roten Funken zu überreden, mir eine Uniform zu leihen. Die hatte ich dann bei einer Rot-Weiß-Sitzung an. Ich war stolz wie ein Roter Funke, das war ein erhebendes Gefühl.

GA: Wie lange wird der dienstälteste Bonner Sitzungspräsident noch machen?

Messinger: Ich will noch drei Jahre dranhängen und mit drei Mal elf Jahren als Jubiläum in den karnevalistischen Ruhestand gehen. Dann werde ich nicht mehr vorne auf der Bühne stehen, aber aus der zweiten Reihe heraus helfen.