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Wurfmaterial für Weiberfastnacht: Hochwertige Kamelle statt klebriger Bonbons für Weiberfastnacht

Wurfmaterial für Weiberfastnacht : Hochwertige Kamelle statt klebriger Bonbons für Weiberfastnacht

Strüßjer, Malbücher, Plüschtiere und Süßkram: Beim Beueler Weiberfastnachtzug setzen die Teilnehmer auf ausgewähltes Wurfmaterial. Das wird oft durch Spenden finanziert.

Karneval ohne Kamelle? Unvorstellbar. Kein Wunder also, dass auch beim Beueler Weiberfastnachtszug am Donnerstag jede Menge Süßkram, Strüßjer, Plüschtiere und vieles mehr unter das jecke Narrenvolk am Wegesrand gebracht wurden. Es war ein wahrer Kamelle-Regen, der auf die Beueler niederging. Doch damit der überhaupt möglich ist, müssen die teilnehmenden Vereine, Unternehmen und Schulen im Vorfeld des Zuges einiges organisieren – und die Wurfmaterialien belasten die Vereinskassen mitunter am meisten.

Billige Kamelle, darunter zum Beispiel klebrige Bonbons, konnte man beim Beueler Zoch nur selten fangen. Die Zugteilnehmer legen immer mehr Wert auf qualitativ hochwertiges Wurfmaterial. Dazu gehören zum Beispiel auch die „Schwarz-Gelbe Jonge“. Sie fahren in diesem Jahr bei mehreren Zügen mit, weshalb auch eine große Menge an Wurfmaterial nötig ist. So haben sie 37 000 Waffeln produzieren lassen, die in einer Verpackung der Karnevallsgesellschaft stecken. „Die Leute erwarten gute Kamelle, sonst bücken sie sich erst gar nicht danach“, sagte Achim Büsch von den „Schwarz-Gelbe Jonge“. Des Weiteren haben sie 50 000 Müsliriegel von namhaften Herstellern geordert. „Von den kleinen Trink-Packs haben wir 12 000 gespendet bekommen. Wir haben in diesem Jahr so viele Kamelle, dass die nicht alle in eine Garage gepasst haben“, sagte Büsch lachend. Die Spenden seien dabei ganz besonders wichtig, denn sonst wäre die Teilnahme am Zug nur schwer zu finanzieren. Laut Büsch haben die „Schwarz-Gelbe Jonge“ in diesem Jahr rund 8000 Euro für die Kamelle ausgegeben. Finanziert werden die Ausgaben durch Mitgliedsbeiträge, zudem muss jeder, der auf dem Wagen mitfährt auch einen Betrag zahlen. „Für den Karneval muss man schon positiv bekloppt sein“, sagt Büsch.

Hochwertige Kamelle hatten auch „Die Frösche von der Rhein-Physio“ dabei. „Wir haben uns gesagt, dass wir nur Kamelle kaufen, für die sich die Menschen auch bei Regen bücken werden“, sagte Michaela Raderschall. Die zehnköpfige Fußgruppe wurde gesponsert, bekam aber auch zahlreiche Spenden von Patienten. „Wir haben unseren Patienten natürlich erzählt, dass wir beim Beueler Zug mitgehen und dafür sammeln“, so Raderschall. So hätten einige entweder Geld gespendet oder gleich Kamelle vorbeigebracht.

Sehr viel Wurfmaterial hatten auch Kinderwäscherprinzessin Maximilia I. und ihre Wäscherin Emma von den Katholischen Kindertagesstätten St. Pius und St. Paulus dabei. Darunter Malbücher, Stofftiere, Stifte, Süßigkeiten und vieles mehr. Auffällig: Auf fast allen Kamellen hing ein Werbeschildchen von Firmen, die diese gespendet hatten. Damit die Kita-Kinder den anderen Kindern am Straßenrand eine Freude machen konnten, hatten diese im Vorfeld des Zochs hart gearbeitet: Am 6. Januar sind die Kita-Kinder gemeinsam durch Beuel gezogen und haben Wurfmaterial bei Beueler Unternehmen und Geschäften gesammelt. Im Herbst sammelten sie außerdem traditionell Eicheln und Kastanien, die sie zu Haribo brachten und gegen Süßigkeiten tauschten. „Außerdem zahlt jeder Zugteilnehmer zwischen 10 und 13 Euro. Von dem Geld werden dann auch Kamelle gekauft“, erklärte Johannes Weber, Vater der Kinderwäscherprinzessin. Oliver Hennemann, dessen Tochter die Wäscherin ist, war erstaunt, wie großzügig die Beueler Unternehmen waren. „Aber ich denke, dass man für Kinder immer gerne etwas gibt“, so Hennemann.

Über zwei prall gefüllte Tüten mit Kamelle konnte sich Luisa gemeinsam mit ihrer Schwester Matilda freuen. Ihre Eltern Mareike und Andreas Hill unterstützten sie beim Sammeln. „Wir sind extra aus Berlin gekommen, um hier in Beuel die Kamelle zu fangen“, sagte Mareike Hill, die aus Bonn stammt. Die Kamelle werden allerdings nicht gleich bei der Rückfahrt in die Hauptstadt verdrückt, sondern in der Berliner Kita von Luisa verteilt. „Da werden sich die anderen Kinder bestimmt auch freuen“, so Hill. Ganz besonders begeistert war Luisa, die sich als Einhorn verkleidet hatte, im Übrigen von Traubenzucker in Batterieform.

Mit seiner Ausbeute war auch Simon Meidl zufrieden. Gemeinsam mit seiner Frau Kathi und seiner Tochter Mia sammelte er das Wurfmaterial vom Boden auf. „Ich denke mal, dass in den nächsten fünf Tagen einiges gegessen wird. Den Rest nehme ich dann mit auf die Arbeit“, so Meidl. Er macht keinen Unterschied, ob die Kamelle hochwertig sind oder nicht. Die Hauptsache sei, dass nichts weggeworfen wird. Denn dafür seien die Dinge zu schade.