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Cantz ernennt "Jopi" zum Weltkulturerbe

Cantz ernennt "Jopi" zum Weltkulturerbe

Wer bei der Gala-Prunksitzung der Stadtsoldaten die Beethovenhalle betritt, wird von der prächtigen Stimmung direkt mitgerissen

Bonn. Die Dame im schicken roten Kleid ist dem Sicherheitscheck am Flughafen Köln/Bonn direkt aufgefallen? "Kommen Sie von einer Verlobung?", fragten die Beamten. Doch Melanie Schmitz war in Sachen Karneval unterwegs. Von ihrem Bruder in Berlin zog es sie am Sonntagabend schnurstracks in die Beethovenhalle. Sie kam gerade richtig zur ersten donnernden Rakete für die Bläck Fööss.

Die erfahrene Mundartband braucht keine Mätzchen, um ihr Publikum mitzureißen. Was zählt ist die Musik, die Fööss können sich ganz auf ihre Melodien verlassen. "Drink doch eine met", "Am Bickendorfer Büdchen", "Du... (bess die Stadt)" - Hit reihte sich an Hit, was auch den Elferrat um den souveränen Schultheiß Josi Wild gleich mehrfach aus der Reserve lockte. Auf der stilisierten Marktplatz-Bühne gaben sich die bekanntesten kölschen Bands die Klinke in die Hand.

Die Paveier besangen das schöne Leben, die Räuber das Trömmelchen. Und nach den Rheinländern zogen - wenn nicht jetzt, wann dann - auch noch die Höhner ein. Welche Überraschung, als plötzlich das Bonner Kinderprinzenpaar, Christian I. und Linda I., auf die Bühne kam, um zusammen mit Oberhuhn Henning Krautmacher "Viva Colonia" anzustimmen.

Aus der Liedzeile "Mer drinke jän e Kölsch" wurde für die Kinder "Wir hätten gern zwei Limo". Doch mit dem umjubelten Einzug des ganzen schmucken Corps zum Stadtsoldatenmarsch gehen auch Abschiede einher. Noch einmal zeigte das Tanzpaar Werner Fuchs und Anne Mittler (vier und drei Jahre im Rampenlicht) gekonnte Hebefiguren. Der Offizier und sein Mariechen hören auf, nun ist der Nachwuchs gefragt. Und auch Kommandant Herbert Raab plant, im Frühjahr sein Amt nach neun Jahren in andere Hände zu geben. Nicht aber, ohne vorher Stadtdirektor Volker Kregel zum Ehrenmajor zu ernennen.

Fürs Publikum in der restlose ausverkauften Halle stand aber der Frohsinn im Mittelpunkt, für den auch die Redner sorgten. Guido Cantz ernannte Johannes Heesters zum Weltkulturerbe und machte sich seine Gedanken zu Raucherzonen in Eckkneipen: "Die sind genauso sinnvoll wie eine Pinkelecke im Schwimmbecken?" Schelte musste die deutschlandflüchtige Handyfirma Nokia über sich ergehen lassen, auch von Bernd Stelter. "Ihr solltet euch was schämen - das war jetzt nicht witzig, aber notwendig."

Die ganze Session über feilt er an seiner Rede und wird dabei aktueller und besser. Knallkopp Dieter Röder reihte Witz an Witz, das Rumpelstilzchen griff auf seine bewährten Reime zurück. Der Wunsch aus dem fußballverrückten Märchenwald: "Lass die Kölner auferstehen und die Bayern mit Klinsmann untergehen." So waren Rheinland, Kölsch und Köln in aller Munde. Da dachte dann keine mehr an die Stunden zuvor in Berlin. Oder gar an Düsseldorf.