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Der Fritz kütt nit aus Madrid

Der Fritz kütt nit aus Madrid

Volles Haus bei der Gala-Prunksitzung der Bonner Stadtsoldaten: Stars des rheinischen Fastelovends geben sich die Klinke in die Hand - Der neue Ehrenobrist Fritz Pleitgen dankt vom Bildschirm aus

Bonn. Fritz Ferdinand Pleitgen hat etwas verpasst. Eine großartige Sitzung, sieben Stunden bissigen Humor, mitreißende Karnevalsmusik und nicht zuletzt den imposanten Aufmarsch des Bonner Stadtsoldaten-Corps. Bei der Gala-Prunksitzung in der Beethovenhalle saßen die schunkelnden Zuschauer wieder dicht gedrängt. Nur einer kütt nit: der neue Ehrenobrist, der WDR-Intendant, zurzeit in Madrid.

Laudator Konrad Beikircher konnte deshalb auch ungehemmt über Pleitgen, Pech und Pannen lästern. Seine Motivation für den Intendantenposten sei gewesen: "Es muss beim WDR einen Job geben, wo man Zick für Fußball für ze lure hät."

Doch bei allen augenzwinkernden Gemeinheiten klang auch ehrliche Anerkennung durch: "Er hat den WDR nie in Gefahr gebracht, die Privatsender mit ihren eigenen Waffen schlagen zu wollen, sondern erkannt, dass sich auch die seichteste Talkshow irgendwann versendet."

Was öffentlich rechtlicher Rundfunk möglich machen kann, bewies Pleitgen postwendend. "Alaaf", grüßte er gleich von vier Bildschirmen. So ganz live war die Einspielung seiner Dankesworte zwar nicht, dafür aber perfekt inszeniert, eine Mischung aus Korrespondentenbericht und Sendung mit der Maus. Die Mütze hätte er schon gerne getragen, der neue Ehrenobrist, und den Stadtsoldatentanz mitgetanzt, verkündete er aus Madrid.

Karnevalsmusik geht eben in die Beine, ob beim Publikum, das seine Stühle immer wieder zu Stehplätzen machte, oder auf der Bühne. Das neue Tanzpaar Tanja Roesberg und Werner Fuchs legte eine mitreißende Premiere hin und auch Bonna Kirsten I., einst Marketenderin bei den Stadtsoldaten, holte die Tanzstiefel wieder raus. Der Prinz an ihrer Seite, Reiner II., gehört seit Sonntagabend auch zur Stadtsoldatenfamilie. Er wurde zum Ehrenleutnant ernannt.

Bei Literat und Schultheiß Josi Wild war das Programm in besten Händen. Unterstützt wurde er von einem gut gelaunten Elferrat, der nicht nur mit wuscheligen Pompons, Leuchtstäben und riesigen Handschuhen für optische Bereicherung des Bühnengeschehens sorgte. Die Herren stifteten auch vier echte Straßenlaternen für die Marktplatzkulisse. Die Leuchten standen früher in Köln und wurden liebevoll restauriert.

Dass Guido Cantz als Waldorfschüler seinen Vornamen tanzte, blieb dem Publikum erspart. Dafür musste es für so manchen Versuch herhalten und mit dem Bergische Jung "Großer Gott wir loben dich" anstimmen oder mit den Räubern den Kamelgang zum neuen Hit proben.

Einen Angriff auf die Lachmuskeln starteten et Botterblömche, et Rumpelstilzchen, Bernd Stelter und Fred van Halen samt Plappervogel Aki mit aktuellen Themen. Ob Gesundheitsreform oder Weltjugendtag, Angela Merkel oder das Schni-Schna-Schnappi-Krokodil - die jecken Texter haben zu allem eine Meinung.

Auch die Musik hatte es in sich, nicht nur das grandiose Saalorchester Markus Quodt. Der Saal tobte förmlich beim Auftritt der Höhner und die Paveier pflasterten den Weg zum Finale mit Hits wie "Heut` brennt mein Iglu". Die Stadtsoldaten bescherten ihren Gästen eine Sitzung mit Herz und viel Liebe zum Detail.