Ein Bus voller Narren

Nicht nur an Weiberfastnacht fährt Dirk Gottschalk die Prinzenequipe von Termin zu Termin. Von Rockern und Rocksongs

Bonn. 16 Auftritte an einem Tag. Ein Marathon von 9 bis 20 Uhr - Aufstehen und Frühstück noch nicht mitgerechnet. Das ist bei allem Spaß nicht nur für Prinz und Bonna ein Stück Knochenarbeit, sondern auch für alle, die mit ihnen an Weiberfastnacht im Bus von Saal zu Saal zockeln.

Ganz vorne mit dabei ist Dirk Gottschalk. Zwangsläufig. Denn sein Arbeitsplatz ist am Steuer des Stadtwerke-Reisebusses. Doch wer tagaus tagein mit Jecken unterwegs ist, tut gut daran, selbst karnevalsverrückt zu sein. So wird die Arbeit garantiert nicht zur Qual.

Gottschalk trägt mittlerweile eine Mütze des Festausschusses Bonner Karneval, ist sozusagen Mitglied auf Zeit. Das will schon was heißen, denn der 47-Jährige kommt aus Dessau, lebt seit neun Jahren in Bonn. "Er ist in seiner Rolle voll aufgegangen", lobt Prinz Christoph I. und spricht von einem Rundumpaket: Der Fahrer packe überall mit an. "Er ist schon ein halber Prinzenführer." Gottschalk selbst ist da ein wenig bescheidener: "Alles läuft Hand in Hand."

Und wie: Für die Trompeter, Posaunisten und Trommler vom Musikverein Duisdorf öffnet und schließt er für jeden Auftritt die Gepäckklappe. Die Instrumente müssen ständig raus und rein. Dann sind alle fott im Saal und Gottschalk kümmert sich darum, dass wieder volle Getränkekisten auf der Rücksitzbank stehen: Kölsch, Cola, Wasser und Apfelschorle. "Ich wollte ja schon einmal selbst hinten mitfahren, um ein Bier trinken zu können." Doch zu dieser Tour mit dem Ersatzfahrer ist es bislang noch nicht gekommen.

Nicht immer muss der Fahrer am Bus bleiben. Er Erlebt so manchen Auftritt mit und spart hinterher nicht mit Lob oder auch mal einem kritischen Wort. Am Morgen sind erst die jüngsten Jecken dran. Das Prinzenpaar braucht bei der Poppelsdorfer Clemens-August-Grundschule noch Zeit, um in Schwung zu kommen.

Besser klappt das danach in der Bertolt-Brecht-Gesamtschule. Der Schultheiß wünscht da um 10 Uhr zwar einen guten Abend, was aber wohl daran liegt, dass die Aula komplett abgedunkelt ist. Wach werden spätestens alle, als die hauseigene Band ihr selbst geschriebenes "Hey Bonna" rockt und zur La Ola aufruft - eine tolle Überraschung.

Nach den Schulen geht's zur entsprechenden Behörde, dem Schulamt am Bottlerplatz, wo die Amtsleiter Udo Stein im Hawaii-Hemd und mit Brille sowie Rocker Hubert Zelmanski ("Haste mal 'ne Mark") kaum wiederzuerkennen sind. Bei der Polizeieskorte des Busses scheint das auch nicht so leicht zu sein. "Verkleidet oder echt?", fragt eine Seniorin am Haus Rosental die Motorradfahrer.

"Die Tour an Weiberfastnacht macht Spaß", sagt Polizist Burkhard Schley. "Wir sorgen dafür, dass die Parklücken frei sind oder jeder sicher ein- und aussteigen kann." Hier und da sind ein paar Bützje mit Jecken am Straßenrand drin. "Aber das bringt uns nicht viel. Wir müssen ja weiterfahren", sagt Kollege Gotthard Gallor.

Elegant fährt Gottschalk rückwärts um die Kurve in die Einfahrt der Post-Tower-Tiefgarage. Er ist dafür verantwortlich, dass der Bus innen und außen sauber bleibt und vollgetankt ist. "Kleinere Reparaturen erledigt das Team der Werkstatt." Karin IV. mag besonders Gottschalks trockenen Humor.

Und Prinzenführer Christoph Arnold flüstert: "Der macht seine Sache gut. Aber das darf man nicht zu laut sagen." Warum eigentlich nicht? Denn nach dem letzten Aufmarsch abends bei den Tannebüscher Jecken kommen alle wieder gut und sicher nach Hause - oder zum Weiterfeiern.