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Bayernzelt wird zur Narrenburg

Bayernzelt wird zur Narrenburg

850 Jecken beim ersten Frühschoppen der Großen Dransdorfer Karnevals-Gesellschaft - Welle der Begeisterung bei Kolpingsfamilie in Endenich - Elfriede Strojek als "Franziska" gekrönt - Kappesorden für Lutz Reinke

Dransdorf. (poc) Rund 850 Jecken zog es am Wochenende in das riesige Bayernzelt auf dem Kettelerplatz zum ersten Närrischen Frühschoppen der Großen Dransdorfer Karnevals-Gesellschaft. Für reichlich Gelächter sorgte zum Auftakt der bekannte Kölner Narrenjung Ferdi Huick als bergischer Landbote.

Als im Anschluss die Dransdorfer Tollitäten einmarschierten und der Karnevalsschlager "Das wär so wunderschön" aus den Boxen dröhnte, musste das närrische Volk in Deckung gehen. Es regnete förmlich Kamelle. Eifrig sammelten die Jecken Chips und Gebäck, Shampoo und Rosen vom Boden auf.

Der Dransdorfer Prinz Karsten I. und Prinzessin Inge I., die beide gebürtige Endenicher und nur für die Session nach Dransdorf ausgeliehen sind, fühlten sich ganz wie zu Hause. Für den Dransdorfer Kinderprinzen Dennis I. ging ein Traum in Erfüllung.

Im vergangenen Jahr habe er noch im Publikum gesessen und sich vorgestellt, wie schön es wohl vorne auf der Bühne sein müsse. Seine kleine Prinzessin Steffi II. war schon in den vergangenen Jahren aktiv dabei, erst als Mariechen, dann als Kätzchen. "Dieses Jahr ist mit Abstand das schönste", gestand sie.

Am späten Mittag durfte GDKG-Präsident Werner Knauf das Bonner Prinzenpaar begrüßen. Ausgelassen feierten die Jecken anschließend auch die vier Damen von der Gruppe "Colör", auf die nicht nur Josef Klein an einem der langen Biertische sehnsüchtig gewartet hatte.

Sichtlich erleichtert zeigte sich der stellvertretende GDKG-Pressesprecher Josef Knüttgen über den reibungslosen Aufbau des großen Festzeltes. Im letzten Jahr hatten die Karnevalisten noch erhebliche Schäden auf der Parkanlage am Kettelerplatz hinterlassen. Lange Zeit hatte die Stadt deshalb einen erneuten Aufbau abgelehnt. Der zweite Frühschoppen im Bayernzelt findet am Sonntag, 30. Januar, statt.

Endenich. (poc) Je später es wird, desto ausgelassener feiern die Endenicher Narren - und das liegt anscheinend nicht nur am zunehmenden Anstieg des Alkoholpegels. Schon vor 22 Uhr tanzten die ersten zu "Viva Colonia" auf den Stühlen, die ganze Halle klatschte und schunkelte, manche schrien regelrecht mit.

Es ist wieder Sitzungszeit für die Kolpingsfamilie, und mit jedem Karnevalsschlager wird die Welle der Begeisterung größer. Wieder hat die traditionelle Sitzung Jung und Alt zusammengeführt, die meisten haben sich aufwendig verkleidet, beim Blick durch die Reihen sieht man in ein Meer bunter Farben.

Wer hier etwas schüchtern und zurückhaltend zuschaut, fällt auf und bekommt auch schon mal einen anspornenden Klaps verpasst. Robert Morche und Clemens Otte bestechen als Gesanggruppe "Die Zwei" und nehmen die Endenicher Verhältnisse ganz zur Freude der versammelten Narren mächtig aufs Korn. Ohne Zugabe dürfen sie die Bühne nicht verlassen. Zur festen Tradition gehört auch schon Josef Breuers großer Angriff auf die Bundespolitik als "Jupp vom Neppes".

Familiärer geht es bei den "Drei Tratsch-Wievern" zu. Ulrike Helm, Paul und Martin Holzhausen spielen Oma, Tochter und Enkel und widmen sich in leichter Übertreibung dem typischen Familientratsch. Eine regelrechte Zeitreise durch die Musikgeschichte präsentieren "Die sechs Infanalischen", von denen einer als Helmut Rahn verkleidet an den deutschen Sieg bei der Fußball-WM 1954 erinnert.

Ganz stolz empfangen die Narren am späten Abend einen der Ihren, Prinz Reiner II. und seine Bonna Kirsten I. "Dieses Jahr knubbelt sich alles in Endenich" bemerkt Schultheiß Roland Holzhausen. Nicht nur Rainer II., sondern auch der Dransdorfer Prinz Karsten I. ist ein Endenicher Jung und lässt sich daheim kräftig feiern.

Duisdorf. (poc) Elfriede Strojek heißt die 30. Prinzessin des Wilhelmine-Lübke-Hauses. Am Wochenende wurde die 88-Jährige beim großen Karnevalsfest im Seniorenheim zur "Franziska" gekrönt. "Sie strahlt eine ungemeine Lebensfreude aus und freut sich an den großen wie an den kleinen Dingen des Alltags", freute sich der Moderator und Bonner Karnevalist Willi Baukhage über die Wahl.

"Eine wirklich fitte Frau, die hier jeder kennt und die immer gut gelaunt ist", bestätigte auch Heimleiterin Mechthild Rennenberg. Elfriede Strojek wurde 1916 in Bergfriede in Ostpreußen geboren und lebt seit 1999 im Seniorenheim. Trotz des hohen Alters kennt Strojek keine Langeweile, noch immer geht sie viel spazieren und hält sich durch Gymnastik und Gedächtnistraining körperlich und geistig fit.

Nachdem die Duisdorfer Prominenz, Ortsfestausschussvorsitzender Hans Berg, Bezirksvorsteher Gerhard Lorth und Weinkönigin Miriam ihr die Krone aufgesetzt und das blaue Prinzessinnengewand angelegt hatten, sang Strojek frei nach Udo Jürgens "Mit 88 Jahren, da fängt das Leben erst an" und erhielt tosenden Applaus von ihren Mitbewohnern. Die alljährliche Krönung der "Franziska" erinnert an das frühere Altenheim an der Weißstraße mit dem Namen "Franziskus".

Sportlich ging es anschließend weiter mit der "Narrenzunft Endenich" und akrobatischen Tänzen. Das Kindercorps der Godesberger Stadtsoldaten und die Kinder- und Jugendtanzgruppe "Teddybärchen" setzten das flotte Programm fort, das Rita Fellner vom Sozialen Dienst für die rund 150 alten Narren zusammengestellt hatte.

Auch Elfriede Fries, die mit 102 Jahren die älteste Bewohnerin im Wilhelmine-Lübke-Haus ist und früher Karnevalslieder rauf und runter sang, war dabei. Zum Abschluss spielte Willi Baukhage den "Huusmiester vom Bundestag" und nahm die politischen Größen des Landes mit seiner Parodie mächtig aufs Korn. Heimleiterin Rennenberg freute sich über die großzügige, organisatorische Unterstützung durch den Duisdorfer Stiefel-Club und den Spielmannszug Rot-Weiß 67.

Endenich. (hex/poc) Der glücklichste Mann des Abends stand mit dem Prinzenpaar auf der Bühne: Lutz Reinke wurde auf der Sitzung der KG Narrenzunft Endenich im Haus der Springmaus mit dem Kappesorden ausgezeichnet.

Der ehemalige Repräsentant der Kurfürstenbrauerei bekam in Gegenwart von Prinz Reiner II. und Bonna Kirsten I. den Orden von Moderator Norbert Kolzem. Der Preisträger des vergangenen Jahres, Gerhard Lorth, lobte Reinke in seiner Laudatio: "Er bekommt den Orden nicht, weil er wie ich viel Kappes erzählt, sondern weil er sich verdient gemacht hat. Er hat viel für Endenich getan."

Lorth umschrieb Reinke mit drei großen K: Kölsch, Kappes, Karneval. Der Orden wird seit 1982 Förderern des Brauchtums verliehen. Erster Träger war der damalige Oberbürgermeister Hans Daniels. Auch das Prinzenpaar gratulierte Reinke.

Bei der Gelegenheit lud Norbert Kolzem auch Bonna Kirsten I. zur nächsten Herrensitzung ein, als Nummerngirl. Für Prinz Reiner II. war der Auftritt, als Endenicher, ein Heimspiel. Aber auch sonst war einiges im Haus der Springmaus los. Das Duo Dirk und Sepp kam nicht ohne Zugaben aus dem mit 250 Jecken gut gefüllten Saal. "Es müssen nicht immer die Großen sein. Leute, die das mit Hätz machen, sind uns sehr lieb", sagte Kolzem. Die Narrenzunft hatte sich noch etwas ganz Besonderes ausgedacht. Unter dem Motto Wilder Westen traten die Mitglieder als Cowboys oder als Pferde auf zu Liedern, wie "Ich will `nen Cowboy als Mann".