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Das Piercing hat Wirtz angeklebt

Das Piercing hat Wirtz angeklebt

Beim Auftritt der Bürgermeisterriege in Jüngsfeld wird so manches Geheimnis gelüftet

Jüngsfeld. Im Pleesbachtal ticken die Uhren anders. "Jetzt erwartet euch der erste Höhepunkt des Abends", schmetterte Präsidentin Doris Bäßgen zum Auftakt der großen Wieversitzung der Uthweiler Heideröschen gut gelaunt ins Mikrofon. Zu diesem Zeitpunkt war es gerade mal kurz nach 15 Uhr. "Ihr müsst euch eben vorstellen, es wär' dunkel."

Sicherlich, im schummrigen Dämmerlicht wäre der Einmarsch der angekündigten Akteure wohl noch effektvoller gewesen: mit flackernden Kerzen in der Hand betraten sechs, in lange Priesterkutten gehüllte Gestalten den Saal Dahs, die Kapuzen tief über die gesenkten Häupter gezogen. Andererseits hätte man im Dunkeln wohl kaum die roten Schnürstiefelchen gesehen, die verräterisch unter einer Kutte hervorblitzten.

Tatsächlich verbargen sich in der züchtigen Verpackung drei höchst adrette Cheerleader und zwei Fußballcracks namens Peter Gola und Sokratis Theodoridis, die den johlenden Wievern verführerisch ihre strammen Waden präsentierten. Bei den Tänzerinnen zog eine hoch gewachsene Brünette mit beachtlichem Tattoo an prominenter Stelle hinten alle Blicke auf sich. "Heute hab ich in der Zeitung gelesen, dass die Frauen dein Bauchnabelpiercing lieben. Aber das stimmt nicht! Peter, wir lieben dein Arschgeweih!"

Bäßgen sprach den jecken Frauen aus dem Herzen. Sie belohnten die Cheerleader Bürgermeister Peter Wirtz, Landtagsabgeordnete Andrea Milz und Vizebürgermeisterin Cornelia Mazur-Floer sowie die beiden männlichen Vertreter an der Spitze der Stadt für ihren Auftritt mit donnerndem Applaus.

An dem bleibenden Eindruck, den Wirtz in der Damenwelt hinterlassen hatte, änderte auch die Tatsache nichts, dass jegliche Körperverzierungen nicht echt sind: "Das eine ist reingeklebt, das andere drangeklebt", beichtete Wirtz. Danach lag die Messlatte für die nachfolgenden Akteure natürlich hoch, allerdings nicht hoch genug, als dass nicht die zahlreichen Eigengewächse und Gruppen aus der Nachbarschaft den Sprung in die Herzen des jecken Publikums geschafft hätten.

Fünf Stunden dauerte das Programm, das den närrischen Wievern mit seinen 18 Programmpunkten nicht mal eine Pause zum Durchschnaufen gönnte. Königlich amüsieren konnten sich die Närrinnen bei den zahlreichen Vorträgen und "Verzällcher usem Levve" von jecken Uthweiler Wievern für jecke Uthweiler Wiever. So ließen Doris Susbauer, Marina Dischener und Angelika Arnold beim Nachbarschaftsstreit um die Hühner vor Gericht mächtig Federn.