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Für Wiever lassen die "Lollys" die Hüften kreisen

Für Wiever lassen die "Lollys" die Hüften kreisen

Vor allem an Weiberfastnacht zieht das Männerballett aus Thomasberg von Saal zu Saal - Seit 13 Jahren begeistert die Truppe regelmäßig mit Tänzen, Pyramiden und Hebefiguren

Thomasberg. "Erst aufkrempeln, dann mit einem Fuß hineinschlüpfen und vorsichtig hochziehen." Ein Männerbein nach dem anderen verschwindet in der schwarzen Nylonstrumpfhose Größe 58. Das Ergebnis kann sich sehen lassen - keine einzige Laufmasche. Übung macht eben den Meister: Seit 13 Jahren schlüpfen die "Lollys" an Karneval in Strapse und Röckchen. Vor allem an Wieverfastelovend ist das Männerballett aus Thomasberg der gefeierte Höhepunkt einer jeden Sitzung.

Es ist 13.30 Uhr. Im Pfarrheim in Thomasberg laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Um 15.35 Uhr sollen die Lollys bei den Löstigen Gesellen in Bad Honnef auf der Bühne stehen. Ocki und Werner kämpfen noch mit ihren Strumpfhosen. Hartmut zupft seinem Kollegen Walter das kurze, silberne Kleid zurecht.

Klaus hadert mit seiner Lametta-Perücke, die fürchterlich piekst, und Romano wird von den beiden Trainerinnen Anja Eymael und Manuela Schwingen mit silberner Theaterschminke und jeder Menge Glitter in ein futuristisches "Space-Girl" verwandelt. Bernhard Westbrock, Chef der Lollys, ruft zur Generalprobe - die Zeit drängt.

"Also, ich steh'' hier", "Nee, da", "Und wo soll ich hin?" Auf der Bühne herrscht Durcheinander. Ein Tänzer ist krank, und die Aufstellung muss neu koordiniert werden. Die Musik läuft - das Programm auch. "Hartmut, lächeln", "Mehr Bewegung in der Hüfte", "Immer schön den Oberkörper mitnehmen."

Die Beobachter sparen nicht mit kritischen Kommentaren. Trainerin Manuela ist noch nicht zufrieden: "Nochmal von vorne, das war nicht gut". Immerhin klappt die "Pyramide" einwandfrei. "Am Anfang sind sie immer abgestürzt", verrät Westbrock. Zufriedene Gesichter bei den Trainerinnen nach dem zweiten Durchgang. Am schwierigsten seien für die Männer die Armbewegungen und die Koordination.

Planmäßig trifft die Truppe im Hotel Seminaris ein. Das Kindertanzcorps ist noch auf der Bühne. Westbrock mahnt zur Aufstellung. Nicht, dass das Gleiche passiert wie einst in Wormersdorf: Da lief schon die Musik zum Einmasch, während sich die Lollys noch an der Theke zuprosteten.

Es wird ernst. "Frontmann" Walter ist nur äußerlich ganz cool: Er wird gleich als erster in den Saal einmarschieren, "weil ich der einzige bin, der das mit dem Rhythmus hinkriegt". Die jecken Weiber begrüßen die Lollys mit Gejohle, das beim ersten Hüftkreisen in lautes Kreischen übergeht.

Beim zweiten Tanz werden die Röckchen gelüftet. Die roten Plüschherzen auf den grauen Shorts erfüllen ihren Zweck: Der Saal tobt.

"Die waren ja rasend", findet Dietmar, der die erste Session dabei ist. "Das ist noch steigerungfährig", sagen die alten Hasen. Manuela ist zufrieden. Manöverkritik gibt es sowieso nicht. "Es soll ja in erster Linie Spaß machen, gar nicht unbedingt perfekt sein." Im Bus wird Zwischenbilanz gezogen: Ocki hat ein dickes Loch in seiner Strumpfhose, von dem aus sich die Laufmaschen in alle Himmelsrichtungen ausbreiten. Klaus hat sich so verausgabt, dass das verschwitze Unterhemd gegen ein neues ausgetauscht werden muss. Zur Stärkung machen Frikadellen und Mettwürstchen die Runde.

Im Maritim in Königswinter steppt bereits der Bär. Beste Voraussetzungen für den Auftritt. Die Sonnigen Rheinländerinnen hinken jedoch dem Zeitplan hinterher. Und das Hotel fordert die Pause ein, die schon eine Stunde vorher hätte sein sollen. "Habt ihr noch ''was Luft", will die Literatin wissen. Kurze Lagebesprechung: Es ist 17.25 Uhr, um 18.15 Uhr soll der nächste Auftritt sein. Die Lollys müssen unverrichteter Dinge wieder abziehen. Enttäuschung macht sich breit. Dennoch wollen sich die Jungs die Stimmung nicht vermiesen lassen und sehen''s mit Humor: "So schnell haben wir noch nie getanzt".

Auch in Heisterbacherrott heißt es warten. "Da hätten wir ja noch im Maritim tanzen können", maulen einige. Um 18.50 Uhr geht es los. Die Wiever hält nichts mehr auf den Plätzen - sie kreischen wie Teenies beim Konzert der Backstreet-Boys.

Und das Kreisen der Hüften klappt immer besser. Um 19.15 Uhr fällt die Gruppe in den Strücher Saal ein. Die Lollys strahlen, sind "völlig losgelöst": Heimspiel. Die "Space Girls" stellen sich auf, gleich werden sich die Türen öffnen...