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Rosenmontagszug in Siegburg: „Bei uns sind die Minsche glich“

Rosenmontagszug in Siegburg : „Bei uns sind die Minsche glich“

Den Sonnenschein im Herzen: Jeckes Jeknubbel mit gutem Wetter herrscht beim Siegburger Rosenmontagszug.

Es sind Zahlen, die beeindrucken: Mit insgesamt 1870 Teilnehmern, 25 Großwagen, 27 Bagagewagen, zahlreichen Fußgruppen sowie zehn Kapellen und Spielmannszügen startete um 13 Uhr der Rosenmontagszug vom Aufstellungsplatz in der Brückberg-Kaserne.

Zugleiter Jörg Sola-Schröder stoppte den jecken Lindwurm erstmals auf der Luisenstraße, wo Sebastian I. und Siegburgia Margret I. mit ihrem Prunkwagen schon warteten. Der Tradition entsprechend gaben die Tollitäten den Zug frei, dann ging es Richtung Innenstadt. „So kann auch das Prinzenpaar den gesamten Zug sehen, bevor es sich zum Schluss selbst einreiht“, sagte Komitee-Präsident Günter Krengel.

Den gesamten Vormittag hatten die Zugteilnehmer gehofft, dass das Wetter halten würde, Jörg Sola-Schröder ließ sich ständig über die Entwicklung informieren. Allen fiel ein Stein vom Herzen, als auch von der Polizei grünes Licht kam. Allerdings wurden die beiden Pferde der Hornpötter Hunnenhorde sicherheitshalber aus dem Zug genommen.

Das Oberhaupt der Karnevalisten hatte ebenfalls am Radio den Wetterbericht verfolgt. Er sei schon etwas nervös gewesen, schaue aber optimistisch nach vorne, erklärte der Prinz. Ein Ausfall hätte außer großer Enttäuschung bei allen Beteiligten weitere Folgen gehabt. „Das Prinzenpaar hat alleine für rund 3500 Euro Wurfmaterial auf dem Wagen, das Komitee für etwa 2700 Euro und die Zugleitung für 1800 Euro“, erklärte Sola-Schröder. „Wohin damit“, stellte er die Frage. Die Verlegung auf einen späteren Zeitpunkt sei kaum durchführbar, fuhr er fort.

Die Stimmung war bestens. Wie sich sein Verein gegen mögliche Regengüsse gewappnet habe, beantwortete der Präsident der Husaren Schwarz-Weiß, Stefan Riesop, kurz und knapp: „Mit Regenjacken und guter Laune.“ Die versprühten alle teilnehmenden Gruppen. Die Kaldauer Fründe erinnerten zum Beispiel an die drastische Erhöhung der Grundsteuer, um die es im Alltag etwas ruhiger geworden ist, und waren als Gorillas in einem fahrbaren Käfig unterwegs. Von ihnen gab es auch keine Kamelle, sondern Bananen und Apfelsinen. Ihr Motto: „Grundsteuer zu teuer, dann ziehen wir aus ins Affenhaus“.

Der CVJM forderte zu mehr Toleranz bei der Flüchtlingsdiskussion: „Die Herkunft interessiert uns nicht, bei uns sind die Minsche glich“, stellten sie mit ihrem Motto klar. Neben imposanten Prunkwagen zogen immer wieder auch kleine Fußgruppen an den Zuschauern am Straßenrand vorbei – etwa die „Chaos Camper“ mit einem Bollerwagen. Die insgesamt zehn Erwachsenen und vier Kinder sind alle Dauercamper an der Agger.

Farbenfrohe, originelle Kostüme der Teilnehmer und herrlich geschmückte Wagen ließen das teils launische Wetter vergessen.

Vor allem am Marktplatz, wo der jecke Reigen um 14.10 Uhr ankam, hatten die bunt kostümierten und feierwütigen Zochzuschauer ihre wahre Freude. Dat Sönnchen schien vom blauen Himmel, und als die Regimentskapelle der Siegburger Funken Blau-Weiß mit Sambatönen um die Ecke kam, gab es kein Halten mehr. Fröhlich lagen sich die Menschen in den Armen, zahllose Füße klopften den Takt mit, und der trotz Sonne kalte Wind vermochte den Jecken nichts mehr anzuhaben.

Da schlüpfte der Sonnenschein flugs in die Herzen der Jecken, Augenkontakt, ein Lächeln, ein Lachen, allenthalben gute Laune. Und völlig verrückt – beim zufälligen Schwaden mit netten Leuten stellt sich heraus, sowohl der Onkel des einen wie des anderen hat vor Jahrzehnten beim General-Anzeiger gearbeitet.

Auch an anderen Schwerpunkten des jahrzeitlichen Frohsinns trieb die gute Laune die Wolken vor sich her. Ob vor dem Kaufhof, an der Einmündung Humperdinckstraße/Kaiserstraße oder vor der Gaststätte „Zum Faß“ – überall, wo Platz für jeckes Jeknubbel war, drängten sich die fröhlichen Karnevalisten und ließen ein vielstimmiges „Sieburch alaaf“ zum Himmel steigen.

Da schaufelten dann etwa die Husaren Schwarz-Weiß mit vollen Händen die Kamellen unters Volk, dem Tanzcorps der blau-weißen Funken mit seinen hübschen Mariechen galten vielhändiger Beifall und Jubelschreie, und wenn dann der Siegburger Prinz auch noch ein waschechter Landrat ist, dann ist das Volk in seiner Begeisterung kaum zu bändigen. Und an einer Ecke war doch glatt zu hören, wat heißt hier „war ne superjeile Zick, hück is supergeil“.