Kamelle und Theater statt Politik und Wahlkampf
Rony I. regiert Rheidter Narrenvolk
Niederkassel. (ktt) Ein Bühnenbauer regiert mit Unterstützung eines Maskenbildners seit dem Wochenende die Rheidter Narrenwelt. Prinz Rony I. (Spürkel) wurde feierlich während der traditionellen Sitzung der Kolpingfamilie proklamiert.
Der 55-jährige Rony I. gehört ebenso wie sein gleichaltriger Adjutant Claus-Dieter Waldt dem Theaterverein Rheidt an. Der Prinz hat den Karneval daher unter das Sessions-Motto "Theaterspielen wie es uns gefällt in der Rheidter Narrenwelt" gestellt. Die seit Jahren aktiven Laienschauspieler stellen damit nach 1972, 1983 und 1993 zum vierten Mal den Rheidter Narrenherrscher.
Bürgermeister Walter Esser, in Kapitäns-Uniform gekommen, überreichte dem neuen Prinzen den "Krempel" - Kette, Pritsche und Rathausschlüssel -, wie dieser wenig respektvoll die Insignien seiner Macht nannte. In seiner jecken Regierungserklärung machte Rony I. denn auch gleich klar, dass die Politiker nicht mehr viel zu sagen haben.
Statt für den Bundestagswahlkampf soll das Geld der Parteien für Kamelle und Strüßjer ausgegeben werden. Aber auch die Autofahrer will Rony I. zur Kasse bitten: An den Ortseingängen von Rheidt werden Mautstellen eingerichtet. Mit den Einnahmen wollen die Jecken die Erweiterung der Realschule finanzieren.
Esser verriet dem jecken Volk, dass sich sein Job kaum von dem eines Theaterdirektors unterscheide. Während der Theaterverein auf Lustspiele spezialisiert sei, führe seine aus Politikern bestehende "Laienschauspielgruppe" manchmal auch Dramen auf. In der von Karl-Rudolf Geus geführten Sitzung aber Stand der Spaß im Mittelpunkt, konkurrierte doch bis spät in die Nacht ein Höhepunkt mit dem nächsten.
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