Last der Orden lässt den Landrat in Siegburg schwitzen

Rhein-Sieg-Kreis. Das Schöne am Karneval ist, dass sich an den jecken Tagen jeder so verkleiden kann, wie er sonst immer sein möchte. Als gute Bühne erwies sich am Mittwoch das Siegburger Kreishaus beim Prinzenempfang des Kreises. Da wird der Kreiskämmerer zum Schlafwandler, der Fraktionschef zum Schuldensteinträger und der Lokalpolitiker zum Kurfürsten.

Aber der Reihe nach: 91 Tollitäten aus dem ganzen Kreis machten bei Landrat Frithjof Kühn ihre Aufwartung. Der kam mächtig ins Schwitzen angesichts der enormen Menge an Orden, die ihm die Prinzen, Prinzessinnen und Dreigestirne aus dem Kreis um den Hals hängten. Auch Gäste von außerhalb waren gekommen: Am weitesten gereist waren die Tollitäten aus Windhagen, das Siebengebirgsprinzenpaar aus Rheinbreitbach und das närrische Dreigestirn aus Porz.

Im wahrsten Sinne des Wortes herausragend zeigte sich Sieglars Prinz Peter III., der dank seiner Körpergröße von 2,03 Meter - "ohne Absätze und Fasanenfedern" - den besten Überblick über die wogende Narrenschar hatte. "Ich kann mir die schönsten Mädchen im Saal aussuchen und bützen - aber so, dass meine Jungfrau nicht jeck wird", sagte Prinz Peter Hülzer, der zusammen mit Jungfrau Wolga (Wolfgang Högemann) und Bauer Max (Max Esser) das Sieglarer Dreigestirn bildet.

Im Nachthemd, mit Filzpantoffeln, Kerze und Schlafmütze kam Karl-Hans Ganseuer, Hüter der Kreis-Kasse in den Ratssaal des Kreishauses geschlurft. "Rhein-Sieg Energie AG - wat Kölle kann...", hatte er sich als Schild um den Hals gehängt. Einen Jux machte sich der Kämmerer auf die lang andauernde Debatte zur Gründung einer Energiegesellschaft nach Kölner Vorbild. "Das ist etwas, was wir seit einem Jahr auf der Pfanne haben, aber zu schlafmützig handeln", so Ganseuer.

Einen "schwarzen Schuldenstein" zog Pitt Müller, Chef der SPD-Kreistagsfraktion, alias Gallier "Müllix", hinter sich her. "Der Schuldenstein des Kreises besteht aus einem Grundblock von 64 Millionen Euro. Jetzt wurden noch sechs Millionen draufgelegt." Um diese schwere Bürde auf sich zu nehmen, hatte sich der Sozialdemokrat als Obelix verkleidet, der bekanntlich mit übernatürlichen Kräften gesegnet ist.

Als Kurfürst gewandet kam CDU-Mann Marcus Kitz, der seinen Platz im Niederkasseler Stadtrat und im Kreistag gegen ein Bundestagsmandat eintauschen möchte. Als schlaue Eule aus dem Buch "Harry Potter" erschien die Troisdorfer Stadträtin Hedwig Bäte. "Man sucht ja gerne einen Vorwand, um ein Kinderbuch zu lesen", sagte die CDU-Frau in flauschig weißem Federkleid. "An Weiberfastnacht überrasche ich mit dem Kostüm meine Schüler."