Kasernensturm in Rheinbach : Die Zermürbungstaktik der Rheinbacher Karnevalisten ging auf

Gegen die geballte Übermacht waren die Verteidiger der Tomburg-Kaserne chancenlos. Sie hatten die Attacke total unterschätzt.

Taktisch gut vorbereitet wähnten sich die Verteidiger der Tomburg-Kaserne gegen den Ansturm der Rheinbacher Karnevalisten. Unter dem Kommando von Oberst Christian Pawlik verkündeten sie vollmundig: „Auch ohne Munition schmeißen wir den Willi heut vom Thron!“

Da hatten sie aber die raffinierte taktische Finte von Stadtsoldaten-Kommandant Willi Hohn völlig unterschätzt. Und die hieß Zermürbung. Die Karnevalisten ließen sich ganz viel Zeit. Die Verteidiger sandten ein ums andere Mal Späher aus, aber die Angreifer hatten ihren eigenen Zeitplan. Nachdem sie endlich gemächlich vor der Verteidigungslinie aufmarschiert waren, gönnten sie sich erst einmal noch ein Tänzchen.

Plötzlich tauchte ein Rollator auf

Die Gelegenheit nutzten die vollständig versammelten Tollitäten an der Spitze der Rheinbacher Karnevalsgesellschaften nur allzu gerne und verbündeten sich dazu eigens mit dem Musikzug der Prinzengarde Meckenheim. Oberst Pawlik und die Verteidiger wechselten die Strategie und versuchten es mit Verhöhnung der Angreifer: sie reichten einen Rollator für Willi Hohn über die Verteidigungsmauer. „Mit dem geht es nächstes Jahr hoffentlich deutlich schneller“, riefen sie ihm zu. Und setzten nach: „Sogar der Wind ist heute stürmischer als Euer Sturm!“

Das ließ Stadtsoldatenkommandant Hohn dann doch nicht auf sich sitzen und ließ die Kanone sprechen. Was wiederum mit einem Schuss aus der Kanone der Verteidiger beantwortet wurde, der allerdings an Lautstärke mit der Angreiferkanone nicht mithalten konnte. „Arme Bundeswehr: kein Geld, keine Munition. Und die Leoparden sind auch alle unterwegs“, kommentierte Hohn.

Selbst mit dem „Wechsel des Systems“, einem bis dato unter Tarnnetzen verborgenen größeren Geschütz, hielt die Mauer der Verteidiger dem jecken Ansturm nicht stand. Und es kam wie es seit 1965 jedes Jahr kommt: die kleinen und großen Tollitäten aus ganz Rheinbach an der Spitze der uniformierten Karnevalisten und bunt verkleideten Jecken strömten in die Kaserne, um gemeinsam mit den Verteidigern die friedliche Übergabe der Tomburg-Kaserne zu feiern.