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Als Beifahrerin im Wagen des Rheinbacher Zugleiters: Unterwegs mit der Zugleitung des Rheinbacher Veilchendienstagszugs

Als Beifahrerin im Wagen des Rheinbacher Zugleiters : Unterwegs mit der Zugleitung des Rheinbacher Veilchendienstagszugs

Kleine Tiger, Elefanten und Pinguine, coole Jugendliche, schrill kostümierte Eltern, lächelnde Senioren: Die ganze Straße schunkelt in Vorfreude. Im Führungsfahrzeug des Rheinbacher Veilchendienstagszochs hat man darauf eine ganz besondere Perspektive.

Wie lassen sich die Gepflogenheiten des Rheinlands für einen Immi besser kennenlernen als mittendrin im Getümmel, mit einer waschechten Begleitung tief in das Brauchtum einzutauchen? Als Vorsitzender des Rheinbacher Festausschusses hatte mir Alfred Eich, Kollege und Berichterstatter von Blick aktuell, angeboten, ihn als Beifahrerin im Führungsfahrzeug für den Rheinbacher Zug zu begleiten.

Den Fußraum randvoll mit Kamelle, auf der Rückbank eine Musikanlage, Mikrofon über Headset und Funk im Ohr – so sitzen wir zehn Minuten vor Zugbeginn im Auto und warten auf den Startschuss. Noch 60 Sekunden. Im Rückspiegel sind die tänzelnden Pferde der Reiterkorps zu sehen.

Über Funk erhalten wir die Nachricht von Ordner Frank Gatzen, dass das Ordnungsamt nach Abstimmung mit den Maltesern, der Feuerwehr und der Polizei die Freigabe gegeben hat. Los geht es im Schrittempo von der Weiher- auf die Martinsstraße. Die ersten Jecken empfangen uns mit erwartungsvollem Glanz in den Augen und fordern höflich-fröhlich Kamelle. Immer wieder stoppen wir, um die hinter uns folgenden Reiter der Rheinbacher Stadtsoldaten, des Reiterkorps Jan von Werth aus Köln, sowie aus Beuel und Bonn aufschließen zu lassen. Je näher wir an die Hauptstraße kommen, um so bunter wird das Treiben und umso heftiger die Forderungen nach Kamelle.

Eich muss gut lenken, der Fahrweg wird enger. Winken, Bützje, Kamellerufe – kleine Tiger, Elefanten und Pinguine, coole Jugendliche, schrill kostümierte Eltern, lächelnde Senioren. Die ganze Straße schunkelt in Vorfreude rechts und links von unserem Auto. Alfred Eich kommentiert, erklärt und bützt, was das Fahrtempo hergibt und mahnt immer wieder, das Wurfmaterial einzuteilen, damit es für die rund zwei Stunden Zugweg ausreicht. Je länger wir unterwegs sind, um so fordernder werden die Jecken.

In der Grabenstraße plötzlich erscheint gähnende Leere. Nur ein Indianer sitzt mit seiner Familie verwaist am Straßenrand und freut sich, uns zu sehen: „Wir sind nicht von hier. Kommt der Zug jetzt noch? Wir haben ihn eben schon da hinten gesehen, aber nun ist er da wieder weg.“ Mit einem ordentlichen Kamelleregen geben wir Orientierungshilfe und hoffen, dass er sich bald ebenso heimisch im rheinischen Brauchtum fühlt wie ich nach diesem Veilchendienstag in Rheinbach.