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Als der Fastelovend Frauensache wurde

Als der Fastelovend Frauensache wurde

Fastelovend war Männersache. In der 100-jährigen Geschichte des organisierten Karnevalstreibens in Alfter - das Jubiläum wird ab Freitag bis Sonntag groß im Festzelt auf dem Herrenwingert gefeiert - , brauchte es daher einen mutigen Vorkämpfer für die Gleichberechtigung.

Alfter. Fastelovend war Männersache. In der 100-jährigen Geschichte des organisierten Karnevalstreibens in Alfter - das Jubiläum wird ab Freitag bis Sonntag groß im Festzelt auf dem Herrenwingert gefeiert - , brauchte es daher einen mutigen Vorkämpfer für die Gleichberechtigung. So hielt man 1927 Maximilian Breuer für "total bekloppt", wie der in Alfter geborene Karnevalsjeck in der Festschrift des Karnevals Komitees zitiert wird.

Damals belebte er das nach dem Ersten Weltkrieg immer noch brach liegende närrische Treiben wieder und gründete die Prinzengarde Alfter. Er wagte es auch, zu den geplanten 14 Großveranstaltungen im Saal "Op de Kier" die "holde Weiblichkeit" einzuladen.

Ein Novum, denn bis dahin war der Karneval den Männern vorbehalten. Die Prinzessin an der Seite des Karnevalsprinzen, die weiblichen Rollen in Karnevalsveranstaltungen oder die Tanzmariechen wurden ausschließlich von Männern dargestellt. "Die ersten Sitzungen waren auch tatsächlich schlecht besucht, und die Unkenrufe schienen recht zu behalten", schrieb dazu 1960 der inzwischen 60-jährige Maximilian Breuer.

"Dann aber brachte die vierte Sitzung, die mit viel ´Tam-Tam` angekündigt und mit zahlreichen fremden Kräften, Corps, Gesellschaften und guten Kräften aufgezogen wurde, einen Bombenerfolg." Noch vor dem Zweiten Weltkrieg taten sich Frauen zu den ersten Damenkomitees zusammen: Ende der 1920er Jahre gründeten die Damen des Schützenvereins ihre Gruppe "Grün-Weiß", 1930 folgten die Frauen des Theatervereins mit ihrem Damenkomitee "Rheingold", und "Kornblumenblau" nannte sich ein dritter Zusammenschluss, aus dem später das Damenkomitee "Rot-Weiß" hervorging.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Frauen auch majestätentauglich. Beim ersten Karnevalszug nach dem Krieg, der 1950 durch die Straßen von Alfter zog, stand dem Karnevalsprinzen Matthias Arenz als Prinzessin kein Mann, sondern erstmals eine Frau zur Seite. Gertrud Henseler war die erste weibliche Alfreda - so heißen in Alfter die Prinzessinnen, die seit 1929 den Prinzen Karneval begleiten.

Im Wagen des Prinzen Matthias I. fuhr damals auch seine zwölfjährige Tochter Resi mit. Sie hat erlebt, wie in den Nachkriegsjahren insgesamt vier Damenkomitees den Fastelovend im Ort bereicherten. Ihre Mutter Katharina Arenz machte sich für das noch heute existierende Damenkomitee Rot-Weiß stark. Resi Arenz selbst war später Mitglied bei den "Rheingolddamen". Dieses Damenkomitee bestand bis 1984 und firmierte wegen Nachwuchsmangels in den folgenden zwei Jahrzehnten als Kegelclub "Ene fällt imme".

Die schönste Erinnerung an den Alfterer Karneval verbindet die heute 73-jährige Resi Laschet, geborene Arenz, jedoch mit den Jahren 1956 und 1957. "Ich habe für mein Leben gern getanzt", berichtet sie. Und so war es "eine ganz tolle Sache", als sie als Funkenmariechen einspringen durfte.

Das Trauerjahr nach dem Tod ihres Vaters Ende 1957 beendete ihre Tanzkarriere, aber im Sitzungskarneval oder bei den Umzügen mischte sie später weiter kräftig mit. "Ich verkleide mich noch heute gern und jedes Jahr anders", bekennt Resi Laschet. "Die Stimmung beim Zug in Alfter ist echt einmalig".