Jecke Junggesellen

Die ältesten Bilder vom Karnevalstreiben in Alfter kommen bescheiden in Schwarz-Weiß daher. Und doch belegen sie, dass es die Jecken schon vor rund 100 Jahren ganz schön bunt trieben.

Alfter. Die ältesten Bilder vom Karnevalstreiben in Alfter kommen bescheiden in Schwarz-Weiß daher. Und doch belegen sie, dass es die Jecken schon vor rund 100 Jahren ganz schön bunt trieben. Pferde und Esel zogen ehedem die prächtig geschmückten Karnevalswagen, die Prinzessin hieß "Alvetra" und war bis in die 1950er Jahre ein Mann.

Diese und andere Einzelheiten kann man in der Ausstellung entdecken, die das Alfterer Karnevalskomitee anlässlich seines 100-jährigen Bestehens in der Filiale Alfter der VR-Bank Bonn zeigt Zugprogramme, Orden und Karnevalskappen, Fotos und Zeitungsartikel haben die Komiteemitglieder Günter Schiffelgen, Herbert Kerz, Achim Schüller, Gaby Haag und Anny Nitsch in großer Vielfalt zusammengetragen und aufbereitet. Wer genau hinschaut, entdeckt vielleicht alte Bekannte auf den Bildern.

Großen Spaß daran hatte vor allem Paul Faßbender, der die Schirmherrschaft für das Jubiläum übernommen hat. "Wer hier geboren ist und kein Karnevalsjeck ist, der muss seine Gene von woanders herhaben", sagte der 76-Jährige schmunzelnd, der inzwischen vier Enkel mit dem Alfterer Karnevalstreiben vertraut macht.

Die Geschichte des Alfterer Karnevals ist gleichwohl älter als das Komitee. Erste Aktivitäten von Gruppen, Vereinen, Straßengemeinschaften und Solisten gab es bereits vor der Jahrhundertwende. 1910 schlug dann die Geburtsstunde des organisierten Karnevals in Alfter.

Der Junggesellenverein "Freundschaftsbund" brachte damals das zersplitterte Karnevalstreiben in Alfter unter einen Hut und gründete das Organisationskomitee "Kleiner Rat". Unter seiner Regie zog noch im selben Jahr der erste Karnevalszug durch die Alfterer Straßen. 1912 wurde mit Heinrich Hennes der erste Karnevalsprinz inthronisiert. In den Folgejahren nahm das Interesse am organisierten Karneval rasant zu, wie die Zugordnung des Jahres 1914 belegt.

Sie listet 31 teilnehmende Gruppen auf, die zu Fuß oder mit Wagen einen abwechslungsreichen Umzug mit fantasievollen Themen bildeten vom "Modernen Rasiersalon" bis zur "Alfterer Reibekuchenfabrik", vom "Bauernschreck in der Steiermark" bis zum "Liebestraum unter dem Pflaumenbaum". In den 1960er Jahren wurden auch die dänischen Stummfilmstars Pat und Patachon im Alfterer Zug gesichtet.

Hand in Hand gingen der Lulatsch Pat (Hans Frings) und der kleinwüchsige Patachon (Franz Dick) durch die Straßen, in der jeweils anderen Hand ein Köfferchen. Aus dem "Kleinen Rat" wurde nach dem Ersten Weltkrieg das "Zugkomitee" und nach dem Zweiten Weltkrieg das noch heute bestehende "Alfterer Karnevalskomitee". Ihm gehören vor allem Vertreter der Ortsvereine an, die gemeinsam den Dienstagszug, den Kinderzug und die Proklamation planen. Doch im Laufe der Jahre hat sich viel verändert.

"Heute ziehen im Komitee nicht mehr alle Vereine mit", bedauert Herbert Kerz. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war dies noch anders, die karnevalistische Vereinsvielfalt war zudem enorm. "Es gab in Alfter vier Karnevalsgesellschaften, vier Damenkomitees, eine Husarengarde und eine Prinzengarde", berichtet Günter Schiffelgen, seit 2000 Vorsitzender und Präsident des Alfterer Karnevalskomitees.

"Wenn die Leute arm sind, ist das gut für Vereine", beschreibt er die damalige Situation. Schiffelgen hofft, dass die Jubiläumsveranstaltungen am ersten Novemberwochenende dazu beitragen, wieder mehr Alt- und Neubürger an den Karneval heranzuführen und sie für aktive Mitarbeit zu gewinnen.

Die Ausstellung "100 Jahre Alfterer Karnevalskomitee" in der Filiale Alfter der VR-Bank Bonn am Hertersplatz ist noch bis zum 5. November während der normalen Öffnungszeiten zu sehen.