1. Narren-News
  2. Vorgebirge

Ein bisschen Lampenfieber muss sein

Ein bisschen Lampenfieber muss sein

Hartes Training für einen Auftritt, der schnell vorbei ist: Ein Besuch beim Treffen der Gardetanzgruppen in Merzbach

Rheinbach-Merzbach. Merzbach, am Sonntagvormittag, 11.10 Uhr. Sachte fällt der Schnee, im Dorf ist es ruhig. Doch in der Aula der Grundschule bebt die Bühne. Plissierte Röcke wirbeln, Dreispitze wippen, Schnürstiefel stampfen im Takt bekannter Karnevalsschlager.

Die Karnevalsfreunde (KF) Merzbach-Neukirchen haben zu ihrem Kinder- und Jugendgardetreffen in die blau-weiß geschmückte Aula der Grundschule eingeladen. 21 Garden aus Flerzheim und Meckenheim, aus der Eifel, der Region um Euskirchen und Ahrweiler sowie die eigenen Tänzer präsentieren ihr Können.

Ehrungen Die vier Tänzerinnen Alina Haeseling (15), Lisa Meyer (13), Nadin Poremba (14) und Anna Schöneweiss (12) von den KF Merzbach freuten sich gestern über den Jugendorden "Narr von Europa" in Silber.

Hubert Bock von der Föderation europäischer Narren würdigte damit ihr Engagement.Gut gelaunt begleitet das Publikum mit rhythmischem Klatschen den Ein- und Ausmarsch der zahlreichen Tanzgruppen. "Die Kinder und Jugendlichen wollen irgendwann nicht mehr im stillen Kämmerlein trainieren, sondern vor Publikum zeigen, was sie können", berichtet Karl-Heinz Schönenberg von den Karnevalsfreunden.

Auch die sieben Tänzerinnen der großen Garde des NCR Blau-Gold Rheinbach fiebern ihrem Auftritt entgegen. Etwa eine Stunde vorher haben sie sich in dem zur Umkleide umfunktionierten Kellerraum der Grundschule eingefunden. Drei Auftritte stehen am Montag auf dem Programm. "Aufgeregt sind wir aber jedes Mal von Neuem", sagt Trainerin Jessica Simons.

Und das sei auch richtig so, denn ein bisschen Adrenalin sporne an. Ihre Mittänzerinnen nicken. Nur zwei gehen die Sache gelassener an: Lorena Koboldt (16) und Christine Henseler (16), seit einem Jahr mit dabei. Die 24-jährige Jessica Simons ist die Älteste und tanzt beim Narrenclub Rheinbach, seitdem sie laufen kann. Schwester Jana Redling (12) ist die Jüngste im Bunde und tanzt zum ersten Mal bei der großen Tanzgarde mit.

Zuerst steht Aufwärmen auf dem Programm: Laufen, Springen, Arme schwingen. Keiner will eine Verletzung durch kalte Bänder und Muskeln riskieren. Alle sind mit Herzblut bei der Sache. Das Tanzen macht ihnen Spaß, und sie lieben die Herausforderung. "Doch ist das Training das ganze Jahr über viel Arbeit", sagt Jessica Simons, die bei Trainingsfragen von einer Physiotherapeutin individuell unterstützt wird.

Beim Ankleiden stellt Solomariechen Jenny Groth (23) plötzlich fest: Sie hat ihren Petticoat zu Hause vergessen. Macht nichts. Solidarisch lassen alle Tänzerinnen die den Garderock aufbauschenden Unterröcke weg. Die mit Rüschen verzierten "Pettipants" sind ebenfalls hübsch anzusehen. Doch dann ist es soweit. Die Zöpfe sind geflochten, die weißen Stiefel geschnürt.

Von Moderator Sascha Saftig angekündigt, marschieren die sieben Mädchen schwungvoll durch die Reihen der Gäste und Karnevalsvereine. Ihr schneller Tanz auf ein Medley mit Liedern von Olaf Henning ("Komm, hol das Lasso raus") ist ein voller Erfolg. Scheinbar spielerisch und stets mit einem Lächeln auf dem Gesicht präsentieren sie komplizierte Schrittkombinationen und wechselnde Bilder, ergänzt durch akrobatische Einlagen wie Beinschwünge und Kerzen.

Viel zu schnell ist alles vorbei. Trainerin Simons nimmt die Urkunde zum Gardetreffen entgegen und marschiert zackig mit ihrer Truppe aus dem Saal. Im Publikum warten schon die Tänzer der großen Garde der KF Merzbach und der KG Alpenrose Witterschlick.