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Rheinbach wird erstmals von einem Dreigestirn regiert

Rheinbach wird erstmals von einem Dreigestirn regiert

Prinz Erich, Bauer Walter und Jungfrau Wolfgang werden in die Tollitäten-Geschichte der Stadt eingehen

Rheinbach. Es soll ja Menschen geben, die sich nicht dafür interessieren. Freunden der fünften Jahreszeit dürfte die Nachricht aber eine kleine Sensation sein: In der kommenden Karnevalssession regiert erstmals ein Dreigestirn die Glasstadt.

Dass die Personalie schon so früh abgemachte Sache ist, gibt den Karnevalisten ungewohnte Planungssicherheit, denn in den vergangenen zehn Jahren fand sich drei Mal überhaupt kein Regent.

Das Novum in der 106-jährigen Tollitäten-Geschichte Rheinbachs machte als Gerücht schon seit dem 21. März im Kreise der Eingeweihten seine Runde. Denn an diesem Tag feierte der angehende Prinz seinen 50. Geburtstag.

Die Rheinbacher Tollitäten Im Jahr 1903 machte Prinz Peter I. Mertens in Rheinbach den Anfang. Von 1936 bis 1957 regierten Prinzenpaare, dann wieder von 1958 bis 1963 Soloprinzen. Seit 1964 wurden nur noch Prinzenpaare auf den Schild gehoben.
Ohne Tollitäten blieb Rheinbach 1907-09, 1912-34, 1940-48, 1951, 1954, 1955, 1962, 1992 und zuletzt 2002 und 2008.
Besonders zu erwähnen ist das Jahr 2007, in dem zwar kein Prinzenpaar gefunden wurde, aber Keith Freudenberger aus Florida den Prinz mimte, weil der deutschstämmige Amerikaner Freude am Brauchtum seiner Ahnen hat.Weil aber die offizielle Vorstellung erst für das Sommerfest der Großen Rheinbacher Karnevalsgesellschaft (Gro-Rhei-Ka) am 15. August reserviert ist, hielten sich die Vollblutjecken lange in der Deckung.

Doch nun konnte sie unser Fotograf am Wahrzeichen Rheinbachs, dem Hexenturm, dingfest machen, als sie mit dem Fahrrad zur "Findungstour" ins Münsterland aufbrachen. Denn das Dreigestirn hat jetzt jede Menge mit Vorbereitungen zu tun.

Auch wenn sie bereits in Beuel die Rohlinge für die Orden ausgesucht haben und in Oberdrees ihre Größen und Umfänge abnehmen ließen, damit die prachtvollen Ornate auch wie angegossen sitzen. So ist bereits jetzt der Terminkalender ein ständiger Begleiter der Künftigen.

Die Proklamation ist am 8. Januar in der Stadthalle, und am Veilchendienstag fährt de Zoch durch die Straßen der Glasstadt. Prinz wird Erich Bauerfeind, der in der abgelaufenen Session schon mal als Prinzenfahrer die einschlägigen Wege abgefahren ist.

Bauer Walter Weber, dem die größte Karnevalssehnsucht nachgesagt wird, war schon Adjutant. Und er war es auch, der die Idee zu dem Projekt hatte. Jungfrau Wolfgang Wagner, von Beruf Masseur und Bademeister, mimte vor zwölf Jahren bereits den Prinz im Altenheim. Ebenfall bemerkenswert: Keiner der künftigen Tollitäten ist Mitglied in einem Karnevalsverein. Dafür sind sie treue Kegelbrüder.

Die Dreierbande besiegelte ihre Pläne übrigens an Karnevalssonntag in der Lachenden Kölnarena. Als gerade De Bure spielten, legten sie die Hände übereinander und stießen mit Kümmerling an. "Wir machen es!" Und für alle Drei ist klar: "In Rheinbach werden Träume wahr."

Kurz gefragtMit Volker Wagner, Präsident des Bundes Deutscher Karneval, der 4 800 Vereine vertritt, sprach Jörg Manhold.

GA: Warum wird es immer schwieriger, Tollitäten zu finden?

Wagner: Ich kann diese These nicht stützen. Es ist sicher schwierig in bestimmten Regionen. Das ist vielfach auch eine finanzielle Frage. Etwa in Köln gibt es immer mehrere Bewerber. Auch die Liebe zum Brauchtum kann da entscheidend sein. Es gibt aber immer noch jedes Jahr genug Interessenten.

GA: Was ist so schön daran, einmal Prinz zu sein?

Wagner: Das ist für viele Menschen, die sich mit dem Brauchtum beschäftigen, ein Lebenstraum. Viele haben schon als Kind davon geträumt, ein Mal als Oberhaupt der Narren auf dem Festwagen durch die Straßen zu fahren.