Unter Schneeball-Beschuss

Die Tomburg-Kaserne hält dem Ansturm der Narren nicht lange stand

Rheinbach. (rom) Tradition bleibt Tradition. Auch beim 44. Kasernensturm stand der Sieger vorher fest, und dennoch hatten alle ihren Spaß. 200 Uniformierte in allen närrischen Farben postierten sich am Freitag vor der Tomburg-Kaserne, wo hinter der trutzigen Pappmaché-Mauer Kämpen in Tarnanzügen der Dinge harrten. Erst flogen Worte, dann Kamelle und zuletzt Schneebälle.

"Ergebt Euch", tönte der Kommandant der Stadtsoldaten, Willy Hohn. "Ihr habt keine Chance." Und versuchte sich in seinem grünen Uniformrock sogar als Wetterfrosch: "Letztes Jahr hat es geregnet, jetzt schneit es und nächstes Jahr scheint die Sonne, also macht jetzt voran. Gebt auf." Sein Gegenpart, Brigadegeneral Thomas Franz, konterte: "Wir geben nicht auf, wir üben höchstens den strategischen Rückzug." Der Kommandant des Karnevalsvereins "Närrischer Schornbusch", Willi Mostert, hielt sich nicht mit Reden auf, stieß den Degen in die "Steinmauer" - die Kaserne war "offen", der Weg zur Kantine frei.

Dort übergab der Brigadegeneral den Schlüssel und die Macht an Willy Hohn. Seit 1965 gibt es den Kasernensturm. Lediglich 1991 fiel er wegen des Golfkrieges aus. Im Laufe der Zeit mauserte sich der Termin zu einer eigenständigen Karnevalsveranstaltung. Der Stadtsoldaten-Kommandant freute sich über diese Entwicklung: Der Sturm auf die Tomburg-Bastille locke immer mehr Publikum an.

In Wahrheit hat die Eroberung der Kaserne durch die Uniformträger des Brauchtums längst stattgefunden: Kasernenkommandant Norbert Tuschen ist Mitglied der Schützen, Oberstleutnant Matthias Ansperger Geschäftsführer des Narrencorps "Blau-Gold", der Heimerzheimer Prinz Frank I. (Richter), der mit seiner Frauke I. kam, gehört ebenfalls der Truppe an.

Und Willy Hohn und Willi Mostert sind Zivilangestellte. Zudem zeigten die "Tomburger" närrisches Talent, wie Jens Nötzel, der zu Melodien von der Spider Murphy Gang etwa sang: "Skandal, das wollen wir nicht, das Factory Outlet Center". Das entzückte auch das Großaufgebot an Tollitäten aus der Umgebung, die zum Kasernensturm gekommen waren.