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Wenn es überall glitzert und funkelt

Wenn es überall glitzert und funkelt

Die genaue Zahl ist unbekannt: Hans Dieter Palm besitzt eine Unmenge an Karnevalsorden - Für die Föderation Europäischer Narren hat der 62-Jährige aus Witterschlick viele Schmuckstücke entworfen

Alfter-Witterschlick. Da kann man schon mal leicht den Überblick verlieren. Hinter der Glasscheibe funkeln zahllose Kleinodien: rund, eckig, klein, groß, mit sowie ohne Band - natürlich in den verschiedensten Farben. Und das ist gerade mal eine von insgesamt drei Vitrinen, in denen Hans Dieter Palm seine jecken Prunkstücke, ein jedes davon eine Auszeichnung für Humor und gute Laune, aufbewahrt.

Wie viele Orden der 62-Jährige aus Witterschlick nun sein Eigen nennen kann, weiß er selbst nicht ganz genau. Fest jedoch steht: Er hat fast sein ganzes Haus mit ihnen dekoriert. Zu finden sind sie - samt den dazugehörigen Urkunden - im Flur der ersten Etage. Dass das noch längst nicht alles ist, merkt jeder, der den Keller betritt.

Im Partyraum hängen die Schätze in Schaufenstern an den Wänden, weitere übernehmen die Funktion der Deckenverkleidung. Wenn der pensionierte Standesbeamte der Gemeinde Alfter die unüberschaubare Menge der Schmuckstücke auch nicht beziffern kann, so vermag er den Beginn seiner Sammelleidenschaft doch genau zu bestimmen.

"Angefangen hat alles in der Session 1978/79", berichtet er. Denn zu der Zeit regierte er gemeinsam mit seiner Frau Hannelore - wie auch im Jahr darauf - die Narren des Tonortes. Zu den Aufgaben der Tollitäten gehörten auch zahlreiche Besuche bei befreundeten Karnevalsvereinen in der Region.

Und von jeder Stippvisite brachte das Witterschlicker Prinzenpaar einen - oder manchmal auch mehrere - Orden mit nach Hause. Der Grundstein für die beeindruckende Sammlung war damit gelegt. Und die sollte im Laufe der Zeit immer weiter anwachsen. Denn 1986 übernahm Hans Dieter Palm das Amt des Regionalpräsidenten der Föderation Europäischer Narren (FEN).

Von 1990 bis 2005 war er sogar Deutschlandpräsident der jecken, internationalen Truppe. "In der Zeit kamen noch einmal sehr viele Orden hinzu", erzählt das langjährige Mitglied der Karnevalsgesellschaft "Jrön Jonge" Impekoven, für die er oftmals mit dem Männerballett auf der Bühne stand.

Unter anderem ist er Träger der FEN-Leistungsabzeichen in Bronze, Silber und Gold - Auszeichnungen für seine langjährige, ununterbrochene Verbandstätigkeit. Mit fast jedem Orden verbindet der zweifache Familienvater eine eigene kleine Geschichte. Mit dem Begriff "Lieblingsstück" tut er sich daher recht schwer.

Dennoch: Den für ihn wertvollsten Orden, den eine majestätisch anmutende Eule ziert, bekam er vom Verwaltungsrat in Brüssel. "Für meine Verdienste um den europäischen Karneval", wie er erklärt. Ein weiterer Höhepunkt der Sammlung ist der Orden der flämischen Ritterschaft "vom goldenen Vlies". Etwas ganz Besonderes: "So weit ich weiß, gibt es in Deutschland nur drei Personen, die diese Auszeichnung haben", sagt der 62-Jährige.

Doch hat der Karnevalist nicht nur zahlreiche Orden erhalten, sondern auch entworfen. Den ersten kreierte er zu Ehren seiner Tochter, die in der Session 1987/88 als Prinzessin Dagmar I. den Witterschlicker Jecken vorstand.

Und auch dies war nur der erste von vielen. Seitdem zeichnete er rund 18 Jahre lang für die Schmuckstücke, die der Deutschlandverband der FEN an seine Mitglieder und Narren aus befreundeten Vereinen verlieh, verantwortlich.

Diese widmete er häufig den verschiedenen Bundesländern. So zieren prominente Motive wie der Kölner Dom und der Aachener Karlsbrunnen etwa den aktuellen Orden Nordrhein-Westfalens. Palm selbst entwarf die Skizzen, die weitere Verarbeitung der Relieforden - häufig gefertigt aus vergoldetem Messing - übernahm ein Fachmann in Belgien.

Damit die Orden die jeweiligen Landesverbände auch pünktlich - also noch vor dem Start in die jeweilige jecke Session am Elften im Elften - erreichten, begann er oft bereits im Frühjahr mit seiner Arbeit.

Obwohl Hans Dieter Palm das ganze Jahr über gut gelaunt ist und auch seinen Alltag mit einer gesunden Portion Humor begeht, freut er sich doch immer wieder auf den Höhepunkt der fünften Jahreszeit. Und den feiert er traditionell mit seiner Familie beim Rosenmontagszug in Rheinbach-Wormersdorf.

Er ist und bleibt Vollblutkarnevalist. Und falls er sich doch noch entscheiden sollte, seine Schmuckstücke einmal zu zählen - er schätzt den Bestand auf etwa 900 bis 1 000 - so steht für den zweifachen Witterschlicker Prinzen fest: "Dafür bräuchte ich einen Adjutanten."