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Wo es statt "Alaaf" nur "moin moin" heißt

Wo es statt "Alaaf" nur "moin moin" heißt

Närrische Besucher aus Nortorf feiern mit ihren Mertener Freunden - Närrischer Schwung für die Nordlichter

Bornheim-Merten. In Nortorf ruft man nicht "Alaaf". Aber auch dort, zwischen Heiligenstedten und Brunsbüttel, zwischen Elbmündung und Naturpark Aukrug, kennt man die Fünfte Jahreszeit.

Einer, der den rheinischen Karneval miterlebt hat, hat ihn nach Schleswig-Holstein gebracht, indem er dort vor 16 Jahren einen Spielmannszug gründete. Und weil "Alaaf" im hohen Norden wohl sehr ungewöhnlich klingt, ruft man dort "Dreimal Nortorf - moin moin!"

Jedes Jahr kommt Helmut Siebke mit dem Fanfaren-Corps Nortorf nach Merten, um den nordischen Schwung in den rheinischen Karneval zu bringen. Zum 15. Mal ist er dieses Jahr hier, wie immer untergebracht in der Turnhalle der Mertener Grundschule. Dort, zwischen Luftmatratzen, Isomatten, Schlafsäcken und Tischreihen, empfingen die rund 50 Mitglieder des Corps am Samstagabend das Mertener Prinzenpaar und den Spielmannszug Vorgebirgsperle Merten 1985. Und natürlich wurde aus diesem Treffen ein fröhliches Fest.

NortorfNortorf (Postleitzahl 25554) ist eine von 14 Gemeinden des Amtsbezirks Wilstermarsch und mit rund 2 020 Hektar eine der größten. Etwa 900 Einwohner hat der Ort nahe der A5.

Dieses Nortorf ist nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Stadt im Nortorfer Land (PLZ 24589). Infos auf www.wilster.de unter Gemeinden.

"Letztes Jahr kamen wir als Bekannte", sagte Prinz Dietmar I., der wie auch seine Frau und Prinzessin Melanie I. dem Spielmannszug angehört, "dieses Jahr sind wir als Freunde hier." Beide Spielmannszüge musizierten, die Nortorfer Tänzerinnen zeigten ihre Cheerleader-Qualitäten, danach erhielt Siebke den Orden des Prinzenpaares.

Einen eigenen Orden habe er nicht, sagte er. Aber er hatte etwas anderes mitgebracht: Sankt Margarether Wurzelmagenbitter aus der Heimat. Motto: "Nicht nippen, reinkippen." Das Prinzenpaar tat, wie geheißen. Ganz schön scharf, dieser Schnaps: Während sich der Prinz wacker hielt, rang die Prinzessin nach Atem.

Danach wurde fröhlich das Wiedersehen gefeiert. Helmut Siebke erinnerte an die Anfänge: "Damals war ich noch in einem Spielmannszug in Walberberg. Da hatte es auch geschneit und war furchtbar kalt. Der damalige Hausmeister der Schule, Caspar Graf, lud uns ein, uns in der Turnhalle aufzuwärmen, und bot uns an: “Wenn ihr die Turnhalle zum Schlafen braucht, könnt ihr mich fragen.„"

Daran habe er sich ein Jahr später, nachdem er den Nortorfer Spielmannszug gegründet hatte, erinnert, und der frühere Hausmeister hatte sich an sein Versprechen gehalten. "Da kommt so eine ganz verrückte Truppe aus Schleswig-Holstein, die könnt ihr reinlassen", soll Graf zu seinen Nachfolgern Manfred Schmitz und Georg Stang gesagt haben. Auch die beiden haben die Nortorfer gerne aufgenommen, und nicht nur das: "Sie stellen die Tische auf, besorgen Getränke und stellen einen Kühlschrank zur Verfügung", lobte Siebke. "Das sind die besten Hausmeister, die es auf der Welt gibt."

Am Samstagabend wurden die Gäste spontan eingeladen, mit dem Prinzenpaar in einer Kneipe weiterzufeiern, was sie gerne annahmen. An vier Karnevalszügen nahmen sie in diesem Jahr teil und zeigten den Bornheimern, dass auch die Norddeutschen närrisches Blut in ihren Adern haben.

Hierfür hatten sich die Erwachsenen extra Urlaub genommen - das galt auch für die Kinder in der Truppe, teilte Saphena (10) von der Tanzgruppe mit, die das erste Mal dabei und schon gespannt auf den rheinischen Straßenkarneval war. "Wir mussten uns freistellen lassen." Es ist erfreulich zu hören, dass die Lehrer in Nortorf, wenn dort schon kein Karneval gefeiert wird, doch wenigstens Verständnis dafür haben.

So wird aus dem Ort im Norden vielleicht sogar noch eine Außenstelle des Jeckentums. Auf jeden Fall werden die Nordlichter wiederkommen, um im Rheinland die Narretei zu feiern.