1. Narren-News
  2. Vorgebirge

Jeckes Temperament bricht das Eis

Jeckes Temperament bricht das Eis

Von Kapitänen, Spaniern und Chaos-Funken: Die Züge in den Rheinbacher Dörfern bestechen durch viel Fantasie

Rheinbach-Wormersdorf. (rom) Kamelletourismus ist ein weit verbreitetes Phänomen: Es gibt ja schließlich Narren, die gerne "auswärts" feiern. Zum Beispiel in Wormersdorf. Aus der ganzen Umgebung kommen die Jecken, um am Rosenmontagszoch teilzunehmen.

Denn da ist die Stimmung riesig, nicht zuletzt wegen der Musik: Die heimische Fidelia und das Fanfarencorps der Landsknechte sind immer gut für schmissige Klänge. Schlecht geschminkt war nur die "Kampftrinker-Elite".

Käsig und etwas abgerissen fragten sie sich als "Zugleichen": "Was hat zehn Jahre Zugteilnahme aus uns gemacht?" Höchst elegant und smart ging es dagegen auf dem Clubschiff der Feuerwehr zu. Der Kapitän und stellvertretende Löschgruppenführer Stefan Schaaf kam ganz in Weiß - als wollte er den "Traumschiff"-Kapitänen Konkurrenz machen.

Fotos Bilder vom Zug in WormersdorfDie jüngste kostümierte Narrin im Zug war die erst fünf Monate alte Johanna Hodapp, die als "Nixchen" mit Oma Monika im Zug auffiel. Der Volleyballverein wollte die Weltmeisterschaft nach Wormersdorf holen: Karten dafür verteilten sie bereits. Der Kegelclub "Einer steht immer" versorgte die Narren mit Sonne aus der Aluenergieanlage.

"1001 Märchen" erzählte die Familie Laupert auf ihrem Wagen. Die "Immis" von den Beierwiesen kamen von der "Bayerwiesn". Immer verkleidet und so im Zug dabei, marschierten die Tomburg Ritter: Hartgesotten waren die, entsprechend wenig machten es ihnen aus, dass ihre Mäntel durch den Schnee schleiften.

Dicht gedrängt standen die Jecken am Zug, wartend auf die närrische Obrigkeit. Kinderprinzessin Milena I. (Schmitz) war erst ganz nervös, doch mit dem ersten Jubel löste sich die Anspannung und sie eröffnete mit ihrem Prinz Marian I. (Dierkes) den großen Kamelleregen, der nur vom großen Wormersdorfer Prinzenpaar Walter I. und Margit I. (Viethen) getoppt wurde.

Rheinbach-Hilberath. (rom) Zahlreiche Bewohner des Rheinbacher Höhenortes Hilberath feierten ihren kleinen, aber feinen Zug mit musikalischem Kontrastprogramm. Fetzige Karnevalsklassiker "Rud rud sind die Ruse" von den Printemänner hier - der Disco-Beat aus den Lautsprechern der Hilberather Chaosfunken dort.

Letztere hatten zum ersten Mal eine eigene Wagenburg dabei. Die Hilberather Feuerwehrleute hatten keinen weißen Löschschaum dabei, sondern rosa Puder: Sie kamen mit ihrer Puder-Rosa-Ranch daher. Wilder Westen mal anders: Selbst der Galgenstrick war hier rosa. Die Sternschnuppen der Hilberather Karnevalsfreunde zeigten dagegen Biss als Vampire.

Überhaupt nicht bissfreudig zeigte sich derweil der schwerste Vierbeiner am Rand des Karnevalszuges. Der Leonberger Rüde Tano wog satte 88 Kilogramm, und maß 85 Zentimeter bis zur Schulter. Er ließ sich in der Hilberather Scheune mit Schnittchen und Kaffee verwöhnen. Das Leben als Grenzdörfler hat auch Tücken, zumindest im Karneval.

Die Hilberather Narren können zwar die Kollegen in Ahrbrück besuchen. Umgekehrt dürfen die Wagen aus Rheinland-Pfalz nicht ins nordrhein-westfälische Hilberath. "Die TÜV-Vorschriften sind unterschiedlich," verriet ein Zugteilnehmer. In NRW verstehe man mit diesen Vorschriften auch im Karneval keinen Spaß.

Rheinbach-Niederdrees. (sax) Keine motorisierten Zugmaschinen, sondern nur solche auf zwei Beinen sind erlaubt im Niederdreeser Rosenmontagszug - das ist weit und breit einzigartig. Und wer am Rande steht, lässt den Zug einmal an sich vorbeiziehen, um Kamelle einzuheimsen, und reiht sich dann meist mit ein.

An den verschiedenen Haltepunkten gibt es wechselnde Stärkung, die warme Suppe an der einen, die heißen Waffeln als Nachtisch an der nächsten Station. Die Zugspitze bildete am Montag der Spielmannszug "Echo" in Vogelscheuchen-Kostümen. Clever gelöst: Die "dicke Tromm" wurde vom kleinen Trommler nicht geschleppt, sondern auf einem Schlitten gezogen.

Mit von der Partie waren die "Flotten Niederdreeser Händies" von der "Fahrradrunde" und das Damenkomitee als "Dreesstones"- Steinzeitmenschen samt gelbem Plastikdino auf dem Handwagen und zweibeinigem blauen Plüschdino.

Rheinbach-Merzbach. (wom) Extra scharf waren die "Sürsche Mädche" in Merzbach und Neukirchen, zogen sie doch als Senf-Tuben durch die benachbarten Orte. Nicht minder schön präsentierten sich auch die "Echten Fründe", die als Piraten von der Black Pearl auf Captain Jack Sparrows Fluch-der-Karibik-Spuren wandelten.

Ebenfalls zu Wasser gelassen hatte eine Gruppe aus Schlebach ihre "Ar(s)che Sürst" und das Damenkomitee ihr Kreuzfahrtschiff. Mit dem beliebten Clown-Kostüm erfreuten die Karnevalsfreunde und die "Sürsche Väter" zudem die Narren, der Sportverein verzauberte mit seiner Märchenwelt, und die Junggesellen "hörten mal, wer da hämmert".

Rheinbach-Flerzheim. (wom) Dass am Montag bestes (Frei-)Badewetter herrschte, darf getrost bezweifelt werden. Dennoch gingen beim Flerzheimer Rosenmontagszug jede Menge Jecke baden. Zum Beispiel hatten die Nixen von anno dazumal auf ihrem Wagen Willi Bach und Peter Schneider in jeweils eine Wanne voll Kamelle gelegt.

Auch andere Gruppen ließen sich von Schnee und Eis wenig beeindrucken: Die Jecken um Daniela Seitz und die Familie Bürvenich zauberten als Spanier feuriges Temperament auf die schneebedeckten Straßen. Deutlich angepasster ging es beim Stammtisch "Jode Zoch" zu, die als Eskimos und süße Eisbären eine Eiszeit für Flerzheim prognostizierten.

Nicht fehlen durften in Flerzheim natürlich die Hunnen in ihren prächtigen Kostümen, der gelb-schwarze sportliche Nachwuchs vom FC Flerzheim, die Cowboys und Indianer von den Messdienern sowie die KG mit ihren Funken und der Hexenlochmühle. Quasi als Ehrengast - oder vielleicht statt eines Prinzenpaars - schmiss außerdem Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz gemeinsam mit den Rittern vom FC Flerzheim Kamelle auf das Volk nieder.