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650 fröhliche Bestatter feiern Karneval in der Godesberger Stadthalle

650 fröhliche Bestatter feiern Karneval in der Godesberger Stadthalle

Da machen am Samstagabend selbst "die professionellen Kollegen" große Augen. "Die sind ja überhaupt kein trauriger Verein, sondern richtig gut drauf", staunt Klaus Schliebe, Geschäftsführer der Godesberger Stadtsoldaten, am Stadthalleneingang.

Bad Godesberg. Da machen am Samstagabend selbst "die professionellen Kollegen" große Augen. "Die sind ja überhaupt kein trauriger Verein, sondern richtig gut drauf", staunt Klaus Schliebe, Geschäftsführer der Godesberger Stadtsoldaten, am Stadthalleneingang.

Die 650 Jecken, die da durch die Säle toben, arbeiten ansonsten im Bestattungsgewerbe. Zum zehnten Mal hat Karl-Heinz Könsgen, Geschäftsführer der Koblenzer Rhein-Taunus-Krematoriums GmbH, auch im Namen der Deutschen Friedhofsgesellschaft zur Party geladen. Und die Kollegen "von Cuxhaven bis Passau" sind vom schwarzen Anzug ins Kostüm gestiegen. Als Piraten, Clowns und Sträflinge wirbeln die "Dudegräver", auf gut Kölsch Totengräber, herum.

Im grünen Operationsdress der Ärzte, im Schalke-Trikot, als Nonnen - "jeder feiert hier solange, wie er Lust hat, bis morgens um vier", kündigt "Guru" Könsgen im goldenen Gewand an, während er seinem Team noch die letzten Anweisungen gibt.

Der gebürtige Beueler ist mit dem Karneval groß geworden. Gleich wird er Ihre Lieblichkeit von den schääl Sick, die "Liküra", und die Beueler Stadtsoldaten auf seiner Riesen-Party begrüßen. "Wir haben vor zehn Jahren mal mit 40 Gästen angefangen. Und dann hat sich das herumgesprochen", freut sich der Krematoriums-Chef. Seine Einladung sei in der Branche "der Hit".

Etwa für Jürgen Stümmer aus dem vogtländischen Plauen. "Der rheinische Karneval gefällt mir. Deshalb komme ich jedes Jahr wieder", berichtet der sächselnde "Matrose". Und schaut dann doch immer wieder staunend den karnevalistischen Ritualen zu.

Gerade ist das Dreigestirn aus Elsdorf mit seinem Hofstaat einmarschiert. Bei den fälligen "Alaaf"-Rufen zeigt sich im Saal, wer gebürtiger Rheinländer und wer zugereister Jeck ist. Den gängigen Titel "Wer kann das bezahlen, wer hat so viel Geld" kann aber auch der "Seemann" aus Plauen kräftig mitsingen.

Chris und Michael Brettschneider sowie Henrik Clemens sind aus dem sächsischen Zwickau nach Bad Godesberg gekommen. "Das ist hier direkt am Rhein schon anders, als Karneval im Fernsehen zu schauen", geben die Männer zu. Zu Hause gehe beim Fasching auch die Post ab. Man bilde in den Städten sogar Elferräte.

"Aber kein Vergleich zu hier", schauen die Brüder Brettschneider heftig bützenden Gleichaltrigen zu. Von Tod und Siechtum ist an diesem Abend keine Spur. Auch ihn wundere manches, meint daneben Bestatter Michael Kriebel aus Halle und blickt zu den Elsdorfer Soldaten, die gerade mit geschulterten Holzgewehren vorbeimarschieren.

"Wenn man bedenkt, dass das erwachsene Männer sind", lacht der Herr aus Halle. Vorne auf der Bühne hat "Jungfrau" Roland Hellenthal mit ihrem Prinzen und Bauern längst das Kommando übernommen. "Jungfrau Rosita" kann hier als Elsdorfer Bestatter ein Heimspiel feiern.

Da entert eine neue, gut gelaunte Jeckentruppe den Saal. Dirk Busse aus Hennef hat seine 14-köpfige "Hippie"-Belegschaft mitgebracht. "Wir haben im Alltag so viele traurige Situationen zu bewältigen. Da funktioniert im Privaten der Karneval besonders gut", erklärt der Bestatter unter der schwarzen Lockenperücke.

Womit die 650 Jecken hier im Saal der Stadthalle ja auch in guter Gesellschaft sind. Denn mit Christoph Kuckelkorn ist ein Kollege mit der wichtigste Karnevalist ganz Deutschlands: Der Beerdigungsunternehmer fungiert seit Jahren am Kölner Rosenmontag als Zugleiter.