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Zu heiß für Schnaps in Tuben

Zu heiß für Schnaps in Tuben

Karnevalsmesse: Wetter macht Veranstaltern Strich durch die Rechnung

Bad Godesberg. (nfz) "Echte Fründe stonn zesamme". Auf der Karnevalsmesse in der Stadthalle war am Wochenende von dieser Verpflichtung nicht viel zu spüren. Die Karnevalisten der Region ließen den Veranstalter im Stich und zogen die Plätze in Eisdiele und Biergarten vor.

Zumindest am Samstagnachmittag herrschte gähnende Leere. Überwiegend schob man den schwarzen Peter dem Lockruf des Sommerwetters in die Schuhe. "Wir sind schon ziemlich enttäuscht", meinte Bianca Angrick von der veranstaltenden Agentur event-u-well, "wir hoffen jetzt auf den Sonntag".

Eröffnet worden war die zweite Auflage der Messe am Vormittag von Bürgermeister Helmut Joisten und Bezirksvorsteherin Annette Schwolen-Flümann. Einer von knapp 20 Ausstellern: die Firma Hitschler International aus Köln.

Sie vertreibt Wurfmaterial, etwa fruchtige Kaubonbons "im bunten Clownswickler", "mini Speckseile" oder Kaubonbon-Würfel, genannt "softi cubes". Die Müller-Verpackungstechnik aus der Nähe von Ravensburg in Oberschwaben bietet "Schnaps in Tuben" an.

Die handlichen Plastiktuben sehen nur so aus, als ob Klebstoff oder Spachtelmasse darin wäre. Stattdessen enthalten sie Pflaumenlikör oder Birnenschnaps, "ebbes" und "nixx" genannt. Sie sind die Stars der Müllerschen Produktpalette. Wenn man seinen Gast fragt, ob er etwas zu trinken möchte, dann sei die Gelegenheit für "ebbes", Wenn der Gast dankend ablehnt, reiche man ihm "nixx", erklärt Müller.

Total witzig. "Aber „ebbes“ heißt hier glaube ich „jet“, oder?" kommt er dann ins Grübeln. Soeben habe ein Prinzenpaar eine Lieferung geordert. Die Tollitäten bekommen jetzt Schnapstuben mit eigenem Konterfei darauf. "Wir haben bei uns gar keine Prinzen oder so was", lacht Müller, in dessen Heimat "Karneval" bekanntlich "Fasnacht" heißt. Egal, Geschäft ist Geschäft, man ist schließlich Schwabe.

Richtig ins Schwitzen kommen die Teilnehmer beim Tanzworkshop von "Dance fit" aus Siegburg. Trainer Dirk Stein paukt "karnevalistische Hebefiguren". Gerade erklärt er den "Kellner", auch "Tablett", meistens aber einfach "Handsitz" genannt. "Die rechte Hand muss in die Mitte", schärft er den Herren ein. In die Mitte vom Allerwertesten der Tanzpartnerin nämlich. Sonst schafft man es nie, das Funkenmariechen nach oben zu hieven.

Ganz entspannt hingegen warten die beiden Damen beim Stand des Bonner Karnevalsausstatters Kastenholz auf Kundschaft. Immerhin sind sie in Clownskostüme geschlüpft. Vom rotgoldenen Prinzenzepter über Komiteekappen bis zum Satinkostüm fürs Tanzmariechen ist hier alles für die fünfte Jahreszeit zu haben.

Andere Aussteller offerieren Kölner Fanartikel, Karnevalshandbücher, CDs, Orden und Pokale, Tanzzubehör - und Designer-Schmuck. Was der mit Karneval zu tun hat? Die Dame am Stand zuckt die Schultern: "Nichts".