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Das üppige Brusthaar entlarvt die falschen Damen

Das üppige Brusthaar entlarvt die falschen Damen

Lustiger Badetag bei der Frauengemeinschaft St - Josef - Die "Nixen vom Märchensee" schicken die Männer zum Spülen - "Appelkörner om Berg" bitten um Einigkeit der beiden Bürgervereine

Beuel. Völlig abgemeldet war am Donnerstagnachmittag das starke Geschlecht, und zwar fast überall in Beuel. Die Damen der Schöpfung, die sich schon beim Rathaussturm so listig-lustig ins Zeug gelegt hatten, saßen fantasievoll kostümiert und herausgeputzt in den Sälen und Festzelten und verwandelten die Sonnenseite Bonns in eine schunkelnde Fraulück-Hochburg.

"Blumen hat se jenoch, da kriecht se liever, wat se noch brauchen kann", sprach die fidele Präsidentin der Frauengemeinschaft St. Josef, Hilde Lichtenberg, und drückte Nicole I. statt des Strüssje ein Badeset in die Hand.

Das wird die Wäscherprinzessin nach diesem Wiever-Marathon an Weiberfastnacht auch gut gebrauchen können. Auch für Lichtenberg, die seit vielen Jahren die jecken Wiever von St. Josef durch den Karneval führt, gab es ein Präsent: Mit einer Frauenschuh-Pflanze wollte die Frauengemeinschaft ihre Präsidentin und Vorsitzende überreden, nach dem Ablauf ihrer Amtszeit als Vorsitzende in diesem Jahr die Wiever wenigstens weiterhin als Präsidentin in die fünfte Jahreszeit zu führen. "Sie soll unbedingt weitermachen und noch einen langen Weg mit uns gehen", wünschten sich Gisela Wolf und Elisabeth Behne unisono.

Die Gags auf der Weibersitzung waren fast allesamt hausgemacht und riefen bei den Besucherinnen manch selige Erinnerung hervor. Zum Beispiel an den Bade-Samstag, wie er in Zeiten ohne Dusche und Durchlauferhitzer Usus war. Da beförderte Mama erst die Pänz in die Zinnwanne - gespielt von der 14 Jahre alten Ricarda - zum Schluss mussten die schlimmsten Dreckspatzen wie Mutti und Vati in die Brühe steigen - wohlgemerkt: in dieselbe, in die zuvor die anderen Familienmitglieder geklettert waren.

Und als ob der Mehrwert des Wassers damit nicht genug ausgeschöpft gewesen wäre, wird mit der "Mohrensuppe" dann noch die Wäsche eingeweicht und die Bude geputzt. Da kreischten besonders die Besucherinnen vor Vergnügen, die sich an solche Prozeduren selbst noch lebhaft erinnern konnten. "Ihr könnt jetz kumme, Jungs!"

Männer durften in der Oberkasseler Rheinhalle bei der Sitzung der "Nixen vom Märchensee" nur dann auf die Bühne, wenn sie die ausdrückliche Erlaubnis von Präsidentin Ute Groll alias Maddam Motterboddem erhalten hatten. Und um diese hohe Hürde zu nehmen, mussten sich die Jungs schon was einfallen lassen. Aber das Männerballett "Schneeflöckchen" hätte in ihren Spitzenstrümpfen und Taftröckchen glatt noch unerkannt zwischen den schunkelnden Wievern auf den Bänken Platz nehmen können - wenn nicht das üppige Brusthaar die falschen Damen entlarvt hätte.

Aber auf Spitzen tippeln, das konnten die "Schneeflöcken", ob als Pippi Langstrumpf oder als Pariser Lotterdamen verkleidet, wie die Primaballerinas.

Wer dagegen offen seine Zugehörigkeit zur männlichen Spezies bekannte, wurde prompt in die Küche verbannt. Dort durften die Männer im Hintergrund spülen, während die Wiever es sich richtig gut gehen ließen.

Die Rheinhalle war dieses Jahr in sattem Blau-Weiß gehalten. Bayern und Oberkassel, wie passt das zusammen? "Das stand schon fest, bevor der Stoiber als Kandidat gekrönt wurde", beteuerte der Mann von Ute Groll mit dem Spültuch in der Hand.

Dirndl und das Krachleder saßen jedenfalls perfekt bei den Kostümen des Wiever-Elferrats, offenbar inspiriert durch das letzte Oktoberfest. Und wenn sie unter sich sind, fangen Frauen auch gern mal an, so richtig jammern: Das Klagelied der Hausfrauen stimmten Christiane und Ellen an. Für sie bleiben nur noch drei Möglichkeiten, wenn der Göttergatte sich mit dem Seufzer "Du hasset jut, den ganzen Tag nix tun" aufs Sofa sinken lässt: "Vergiften, erschießen, erstechen!"

Eigentlich ist der Name längst überholt. Apfelkorn trinken die meisten Frauen bei den "Appelkörnern om Berg" schon lange nicht mehr. Aber vor mehr als 20 Jahren stand das hochprozentige Getränk bei den Damen so hoch im Kurs, dass es sogar für den Namen der bunten Truppe Pate stand. "Wir wollten uns ja nicht in ''Kleiner Feigling'' umbenennen", juxt Renate Brommer.

Die Appelkörner sind noch immer in Urbesetzung, teilweise treten schon die Töchter die karnevalistische Erbfolge an.

Zu Beginn der Sitzung glaubten die Besucher, sie seien mitten in der Weiberfastnacht versehentlich in einem Kloster gelandet: In Nonnenkostümen hielten die Appelkörner andächtig Einzug in die Mehrzweckhalle. Aber ob der Herrgott diese Fürbitten erhören wird? Schließlich baten die jecken Wiever lediglich um "genug Appelkorn und um Einigkeit der beiden Bürgervereine."

Selbst die Sieben Zwerge aus dem Märchen "Schneewittchen" fielen in der Version von Andrea Gorski und Ursula Wollsiefen aus der Rolle: Einer der Zwerge, im "anglophilen Neusprech" der Jugend kurzum in die "sieben Boys" umgetauft, hatte sogar seine gute alte Kettensäge mitgebracht.

Damit durfte der Zwerg aber höchstens Kuchen schneiden - selbstgebacken von den Appelkörnern. Als hausgemacht durfte Präsidentin Trudi Böning auch Wäscherprinzessin Nicole I. ankündigen. Nicole ist eine waschechte Hoholzerin, deshalb wurde sie nicht nur von den Appelkörnern herzlich begrüßt, sondern auch von Mama und Omi. "Das ist für unsere Nicole ein Heimspiel", sagte Renate Brommer.