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Stadtsoldatentruppen schließen nach 98 Jahren Frieden

Stadtsoldatentruppen schließen nach 98 Jahren Frieden

Meckenheimer Truppe kommt zum Festival auf den Münsterplatz - Rico I. gewinnt seine Bützwette

Bonn. "Zick, Frede ze schließe!" Eine lange, weiße Spitzenunterhose wehte als Friedenszeichen an der Fahnenstange. Die brachten die Meckenheimer Stadtsoldaten zur Aussöhnung mit den Bonner Stadtsoldaten mit.

"Dat is en Trophäe, die is noch von nem bönnsch' Stadtsoldatemädche vun 1908", behauptete der Meckenheimer Kommandant Hans Erich Jonen. 98 Jahre nach dem vergeblichen Versuch der Meckenheimer Truppe, am Veilchendienstag die Bonner Stadtsoldaten zu überrennen und Bonn zu erobern, haben die beiden Corps am Samstag Frieden geschlossen.

Die Blau-Weiß-Roten empfingen die Meckenheimer freundlich und mit allen Ehren bei ihrem 6. Bonner Karnevalsfestival im Festzelt auf dem Münsterplatz. "Euch sieht man an, dass ihr auch schon eine lange Tradition habt", sagte Kommandant Herbert Raab zu seinem Meckenheimer Kollegen Hans Erich Jonen.

Auch die Uniformen sind ähnlich, die Bonner Röcke haben nur ein tieferes Blau. Genüsslich erzählten die beiden Kommandanten den vielen Gästen die nur mündlich überlieferte Geschichte von der jecken Kriegserklärung und dem Überfall auf Bonn. Die Meckenheimer kamen mit der Reichsbahn.

Sie wollten Bonn erobern, weil zu Hause an Veilchendienstag nichts mehr los war. Sie tranken unterwegs aber so viel hochprozentiges "Moselfeuer", dass ihr Angriff "leicht abgewehrt werden konnte". "Die Bonner Stadtsoldaten han de Meckenheimer Trümmertrupp jefange jenomme und injesperd", sagte Raab.

Allerdings bei gutem Essen und Trinken. An Aschermittwoch schleppten sie die Gefangenen erst in die Kirche und schickten sie dann in Uniform mit der Bahn nach Hause. Für die Meckenheimer eine Schmach. Zwei Jahre lang hatten die Parlamentäre Hubert Wesseling für die Meckenheimer und Horst P. Kurenbach für die Bonner nun den Frieden verhandelt.

Die Kommandanten unterschrieben am Samstag den Friedensvertrag. Dazu spielten die Karnevalisten "Ein bisschen Frieden" von Nicole. Als Geschenk überreichten die Meckenheimer sechs Flaschen Moselfeuer mit bereits darin aufgelösten Kopfschmerztabletten. Im Gegenzug erhielten sie zwei Pittermännchen mit Bönnsch.

Bevor sie abzogen, zeigten die Gäste, dass auch sie Musik machen und tanzen können. Für die Gäste im Zelt war noch lange nicht Schluss: Bauchredner Klaus kam mit seinem Affen Willi, dazu die Kribbelköpp, die Wäscherprinzessin, Met Hätz und Siel und viele mehr. Für Aufsehen sorgte am Sonntagnachmittag noch Prinz Rico I., als er beim Kinderkarneval der Stadtsoldaten auf dem Münsterplatz frühzeitig seine Wette mit Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann gewann.

Seine Tollität ließ die Kadetten zum Bützen aufmarschieren und dann stand sie plötzlich da: die magische 11 111. Soviel jecken Wiever hat Rico also nun ein Küsschen verpasst. Doch er besteht nicht darauf, das Rathaus friedlich zu erobern, will mit den Stadtsoldaten am kommenden Sonntag kämpfen. Ob da die OB gewinnt?