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Zöpfe flechten und Tränen trocknen

Zöpfe flechten und Tränen trocknen

Viele Mütter sind an diesem Morgen an Bord. Es ist kurz nach sieben, als die Tanzgarde der Karnevalsgesellschaft Sternschnuppen sich an diesem närrischen Tag zu ihrem ersten Termin aufmacht. Viele Auftritte stehen den Gardetänzerinnen und Solomariechen bevor.

Bonn. Von den Männern sind an diesem Morgen noch nicht alle an Bord. Dafür stehen die Mütter parat. Es ist kurz nach sieben, als die Tanzgarde der Karnevalsgesellschaft (KG) Sternschnuppen sich an diesem närrischen Tag zu ihrem ersten Termin aufmacht. Viele Auftritte stehen den Gardetänzerinnen und Solomariechen bevor.

Ellen Becker ist eine von den Müttern, die sie begleiten. Einst hat sie selbst in der Garde der ältesten, in diesem Jahr 11 mal 11 Jahre alt gewordenen Bonner Karnevalsgesellschaft getanzt. Mit ihrem heutigen Ehemann Torsten. "Mit 22 Jahren war Schluss", sagt sie. Seitdem ist die 43-Jährige Betreuerin der Garde und war auch eine Zeit lang Trainerin der Kinder und Jugendlichen.

Ohne Frauen wie Ellen Becker hätten viele Karnevalsgesellschaften ein Problem. Das ganze Jahr über engagiert sich Becker für die KG. Sie ist nicht nur bei jedem Training dabei - zweimal die Woche - , sondern begleitet die Garde, in der inzwischen auch die eigene Tochter Laura (12) als Solomariechen tanzt, zu jedem Auftritt.

Da müssen Zöpfe geflochten, Getränke gereicht, Kostüme repariert und die eine oder andere Träne getrocknet werden, wenn der Spagat nicht klappt oder die Muskeln weh tun. Im Kofferraum ihres Wagen steht stets die Box mit geschmierten Brötchen. "Ich mache das, weil es von Kindesbeinen an mein Hobby ist und ich viel Lust und Freude daran habe", sagt sie.

Mit elf - damals wohnte die aus der Nordstadt stammende Bonnerin mit ihrer Familie (Schranck) in Tannenbusch - wollte sie unbedingt Mitglied einer Tanzgarde aus dem Vorgebirge werden. "Das war meinen Eltern zu teuer, weil man das komplette Kostüm bezahlen musste", erinnert sie sich. Sie hörte von den Sternschnuppen, wo die Kostüme kostenlos gestellt wurden. "Nur die Schuhe musste ich selbst besorgen", sagt sie.

Ihre Tante, die einstige Priorin Mechthild aus dem Endenicher Benediktinerinnen-Kloster, bot ihr an, gegen einen Obolus im Klostergarten Unkraut zu jäten. "Dank meiner Tante konnte ich meinen Herzenswunsch erfüllen", erzählt sie. Seit mehr als 30 Jahren ist Ellen Becker nun dabei. Inzwischen näht sie mit einer anderen Mutter auch die Kostüme der Mädchen selbst.

Obwohl die Diplom-Ökotrophologin als Hauswirtschaftsleiterin eines Altenheims in Rheinbach eigentlich ganz gut ausgelastet ist. "Wir nähen meistens abends ab 9 Uhr. Dann haben wir unsere Ruhe", sagt sie schmunzelnd. Dann hat sie keine Zeit mehr zum Reden. Die Musik stockt, schnell ist Ellen zur Stelle und hat eine Ersatz-CD parat.