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Karnevalszügen in Stallberg und Kaldauen: "Stadt wird immer pleiter - wir feiern weiter"

Karnevalszügen in Stallberg und Kaldauen : "Stadt wird immer pleiter - wir feiern weiter"

Bevor heute in Siegburg der große Rosenmontagszug startet, gab es am Wochenende Veedelszüge in Stallberg und in Kaldauen.

Als Demonstration für das Rheinische Brauchtum nutzten die "Lollipops", Tanzsportgruppe des DJK Stallberg, den Veedelszoch auf dem Stallberg. Auf Transparenten machten sie ihrem Ärger Luft über die abgesagte Karnevalsparty für Jugendliche auf dem Markt an Weiberfastnacht und wurden recht deutlich. "950 Jahre noch fett gefeiert, jetzt wird rumgeeiert" war auf einem Plakat zu lesen, auf einem anderen hieß es in Anspielung auf die kräftige Steuererhöhung der Stadt: "Grundsteuer... zu teuer!"

Das war nicht die einzige Kritik. Auch die allgemeine Finanzsituation der Stadt wurde aufs Korn genommen und nicht nur den Jecken galt im Hinblick auf die gestiegenen Abwassergebühren und drastische Grundsteuererhöhung der Rat: "Bürger zieht euch warm an, in Siegburg bricht die Eiszeit an." Die Grundsteuer stand auch bei der Fußgruppe "Echte Fründe vum Stallberg" im Mittelpunkt. Als Panzerknacker von Entenhausen machten sie darauf aufmerksam, wie die Siegburger kräftig zur Kasse gebeten werden. Als Ausgleich verteilten sie Schokoladentaler.

Ein besonders farbenfrohes Bild gab "Der harte Kern", ein Kreis von 35 Freunden aus Siegburg, Seelscheid und Troisdorf, ab, der unter dem Motto "Fiere wie am Zuckerhut" brasilianisches Feuer auf den Stallberg brachte. Traditionell zogen "Die kleinen Strolche" der gleichnamigen KiTa samt Eltern und Mitarbeitern der Einrichtung mit. In diesem Jahr als Schneewittchen und die 22 Zwerge. Insgesamt 15 Gruppen inklusive Musikcorps zählte der Zug mit vielen originellen Kostümen und Motiven, den - wie schon seit 1965 - wieder die Bürgergemeinschaft zusammengestellt hatte.

KALDAUEN. Im Kaldauer Veedelszoch ist traditionell jeder willkommen. Ob mit einem großen Prunkwagen oder als kleine Fußgruppe. Eines haben alle Teilnehmer gemeinsam: Den Spaß an der Freud' und die Liebe zu "ihrem" Kaldauen. Angeführt wurde der Zug vom katholischen Kindergarten, der unter dem Motto "Manege frei, hier geht es rund - wir sind der Zirkus Kunterbunt" gleich mit 60 Pänz, Eltern und Erziehern aufmarschierte. Fester Bestandteil des alljährlichen karnevalistischen Remmi-Demmis sind schon über Jahre die Kaldauer Fischköpp, die dieses Mal die schräge Parole ausgaben: "Egal wie Fisch du bist, Helene ist Fischer."

Das veranlasste die Freizeitkicker vom "FC Hobelbank" am Wegesrand zu einem Konter wie aus der Pistole geschossen: "Egal wie voll ihr seid, Rudi ist völler!" Auf den Kalauer wurde natürlich sofort kräftig angestoßen. "Fisch muss schwimmen", kommentierte Spieler Tobias Pütz das Ganze trocken. Das Jugendleitungsteam Servatius knüpfte mit seinem Motto nahtlos an die prächtige 950-Jahrfeier der Stadt an: "951 Jahre Siegburg - Die Stadt wird immer pleiter, doch wir feiern weiter." Dafür gab es viel zustimmenden Beifall von den Besuchern. Zum Thema passend folgte die KiTa Mukel als nacktes Federvieh und dem Transparent: "Ohne KRAFTfutter vom Huhn zur gerupften MASThenne."

Als Hexen und Zauberer verkleidet sorgten die "Oberdörfer" für genauso viel Aufsehen wie der Verein "Hutzelzwerge", der in die Kostüme von Superman und seinen Superhelden-Kollegen geschlüpft war. Spiderman & Co zeigten ein großes Herz für Kinder und füllten bereitwillig die ihnen hingehaltenen Tüten und Taschen. Gespart hatten die Zugteilnehmer alle nicht. Mit vollen Händen warfen sie Kamelle, Schokoriegel und weitere süße Leckereien unters Volk. Rund 2500 Euro hatten sie von der veranstaltenden "Aktionsgemeinschaft Kaldauer Vereine" an Zuschüssen bekommen, die durch eine Sammlung in den Kaldauer Haushalten zusammengekommen war. Dementsprechend prall gefüllt waren die Tüten der Jecken. Der Zug war zwar nicht der längsten, aber sicher einer der stimmungsvollsten.