1. Narren-News
  2. Sieg&Rhein

Karnevalszug in Sankt Augustin: Jazzige Klänge im närrischen Treiben

Karnevalszug in Sankt Augustin : Jazzige Klänge im närrischen Treiben

Fast 1000 Jecken in 40 Fußgruppen und auf 30 Wagen verwandeln Sankt Augustin in eine Partymeile

Das Beste kommt sonst immer zum Schluss, diesmal aber am Anfang: Unglaublicher Jubel brach gestern in Niederpleis, Sankt Augustin-Ort und Mülldorf aus, als der Prinzenwagen mit seiner Tollität Prinz Basti I. und Augustina Jessy I. die herrlichen und bestens gelaunten Scharen ihrer närrischen Untertanen passierte.

Strahlend wie die Sonne am blauen Himmel warfen die beiden Kamelle unters Volk. "Kamelle, Kamelle", der Schlachtruf zog ohnehin wie Donnerhall durch die Sankt Augustiner Stadtteile und begleitete den in Echtzeit gemessen 45 Minuten langen Zug. Für Zugleiter Dirk Beutel ein besonderer Tag: Nicht nur, dass er 40 Fußgruppen, 30 Wagen und rund 920 Zugteilnehmer auf den Weg bringen musste. Er hatte auch Tausende Hände zu schütteln, denn er feierte seinen 41. Geburtstag. Schade nur, meinte er, dass sein 44. nicht auf Karneval fallen wird. Vier mal elf an Fastelovend, das wär's für einen Jecken mit Leib und Seele gewesen.

So ein Zug ist eine runde Sache, vor allem, wenn als Wurfmaterial auch Bälle dienen. Die brachte zum Beispiel der ASV Sankt Augustin unters Volk. Und die jecken Sportler um Fußballabteilungsleiter Ralf Drinhausen hatten auch eine Botschaft. Sie möchten gerne ein neues Spielfeld und "auch mehr Platzzeiten in den Hallen", sagte Drinhausen. Damit das alles auch nach außen richtig Wirkung zeigen sollte, hatten sie die Sportler zum einen mit Umhängen dekoriert, die ein Spielfeld aufgemalt hatten und trugen dazu Mützen in Form und Farbe eines Fußballs. Aber die FIFA-Normen wurden dabei nicht eingehalten. Das macht aber nichts, denn die "Jaguars", die Cheerleader-Truppe des ASV, erfüllte alle Normen, die an Cheerleader gestellt werden: lustig, knackig und jot drup.

Andere hatten wiederum kein Motto, sondern einfach nur Spaß an der Freud. Wie etwa die Rehspringer. Die Gruppe hatte sich zwar nicht in Bambi-Felle oder ähnliches gehüllt, sondern sie kamen als frisch leuchtende Fliegenpilze daher, was natürlich auch zum Waldtier Reh passt. Die Gruppe wohnt in der Straße "Rehsprung", sie sind alle Nachbarn und Freunde, zählten 17 Erwachsene und elf kleine Narren und waren nun das erste Mal als Zuggruppe unterwegs.

Eine andere Gruppe, auch ein Freundeskreis, hatte sich die Gesichter komplett schwarz angemalt, Löckchenperücken aufgesetzt und Baströckchen angezogen: Die Buisdörper Minschefresser nennen sie sich, sind aber durchaus friedlich und fressen wahrscheinlich lieber Gyros als Minsche.

Musik gehört zum Zug wie Luft zum Atmen. Aber die meiste Musik kommt heute doch aus der Konserve, und so waren die vier Musikgruppen doch recht allein auf weiter Flur. Aber immerhin: Sechs Jazzmusiker hatten sich zusammengetan, und mit Trompete, Banjo und Co. brachten sie schöne klassische Jazzstücke zu Gehör. Und bei "Oh when the Saints go marching in" sang manch einer am Straßenrand fröhlich mit. Die Tuba gab dabei den tiefen Ton an, denn es gilt "ist die Band auch noch so klein, Bass muss sein".

So zog dann der Zug weiter, Kindertagesstätten machten mit ihren Motivwagen ebenso auf sich aufmerksam wie der "lustige Freundeskreis Los Pleesos", der den Zugweg hin und wieder mit Dampf bedampfte und es ansonsten auch bei Kamelle beließ. Und ganz am Ende kam dann ein einsamer Wagen. Der kehrte den ganzen Müll auf, denn heute ist schon wieder alles vorbei.