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"Vom Säbelrasseln blieb nur ein Trommelwirbel"

"Vom Säbelrasseln blieb nur ein Trommelwirbel"

Die Wagenbauer im Vorgebirge bekommen in diesen Tagen Besuch vom TÜV - Die Jecken fürchten, dass die Kosten steigen - Viele Punkte der Vorschrift seien auch vorher schon beachtet worden

Region. Zusätzlichen Verwaltungsaufwand und höhere Kosten, das befürchten viele Jecke aus der Region, die derzeit fleißig an ihren Karnevalswagen bauen. Grund ist das Merkblatt mit Sicherheitsbestimmungen, das Regierungspräsident Jürgen Roters nach dem tödlichen Unfall beim letzten Kölner Rosenmontagszug vorgelegt hat. Die Verantwortlichen der verschiedenen Vereine hingegen sehen in den Bestimmungen keine großen Probleme.

"Diese Auflagen verhindern keinen einzigen Unfall", sagt Ludwig Fett aus Oberdrees. Zusammen mit einigen Karnevalsfreunden arbeitet er derzeit an Karnevalswagen, die der TÜV teilweise schon abgenommen hat. Keiner habe etwas gegen Sicherheit, doch die TÜV-Gebühren von mehr als 80 Euro und der zusätzliche Aufwand seien schon sehr ärgerlich, so Fett.

Gleichzeitig wundert er sich über die "erstaunlichen Verwaltungsfreiräume" bei der Rheinbacher Stadtverwaltung. Vier Wochen vorher müssten alle Wagen mit Traktor und Zugweg gemeldet werden, so Fett weiter: "Ich möchte mal wissen, wer das alles bearbeiten soll."

Der Kommandant der Rheinbacher Stadtsoldaten, Willi Hohn, sieht die Sache gelassener. Die Anhänger, die in der Landwirtschaft genutzt würden, seien ohnehin abgenommen. Hohn kritisiert nur, dass alle übrigen Wagen in jedem Jahr wieder neu vorgeführt werden müssten, auch wenn sich nichts geändert habe.

Hohn kritisiert die Monopolstellung des TÜV und weist darauf hin, dass der Technische Überwachungs-Verein plane, ab 2004 bei Prüfungen vor Ort Anfahrtskosten zu berechnen: "Mit solchen Maßnahmen werden diejenigen bestraft, die schon immer ordentlich gearbeitet haben. Bald haben wir dann gar keine Wagen mehr."

Diesen Aspekt unterstreicht auch Franz-Josef Trimborn, der zurzeit in Waldorf Karnevalswagen baut. Allein aus Selbstschutz habe man immer auf die Sicherheit geachtet, sagt Trimborn: "Unsere Wagen fahren teilweise im Hang, da sind gute Bremsen besonders wichtig." Auch Günter Schiffelgen vom Alfterer Karnevalskomitee betont, dass viele Punkte der neuen Vorschriften ohnehin schon berücksichtigt worden seien.

Für Karl-Heinz Gröwe vom Festausschuss Meckenheimer Karneval ist "das große Säbelrasseln mittlerweile in einen leisen Trommelwirbel" übergegangen. Einachser und Tandemachser dürften überhaupt nicht mehr für den Personentransport benutzt werden, und die Bremsen müssten genauer überprüft werden, fasst er grob zusammen: "Das ist kein Problem, ich sehe das alles sehr gelassen." Er werde vor dem Umzug eine Kontrollrunde gehen, rechne allerdings nicht mit ernsthaften Problemen.

Thilo Franzen, Sprecher der Bezirksregierung, unterstreicht, dass die Sicherheitsverordnungen im Grunde nicht neu seien. Es gehe nur darum, die Regelungen nach dem Zwischenfall in Köln wieder aufzufrischen. Vor allem aus dem Bonner Raum gingen aber immer noch Beschwerdeanrufe ein, so Franzen.

Bei Ludwig Fett und den Oberdreeser Jecken ist der Ärger über die "Entscheidungen am Grünen Tisch" auch noch nicht verflogen. Die verantwortlichen Personen bräuchten den Oberdreeser Zug erst gar nicht anschauen, erklärt Fett: "Die kommen nicht durch die Gesichtskontrolle."