Wellness für alle

Den Landstürmern fehlt im "Grand Hotel Rheinbach" der Biss - Politiker werden geschont

Rheinbach. Das Beste zuerst: Das Bühnenbild der Landsturmsitzung unter dem Motto "Grand Hotel Rheinbach - Wellness, Wodka, Ei-Ohwehda" von Janni Feuser war einmal mehr gelungen.

In der großen Empfangshalle des "Sieben-Sterne"-Nobelhotels mit Treppenaufgang, Galerie, Kristalllüster und "Rätzäpzion" traf eine Reihe von Gästen ein, von der Künstlerin ausgestattet mit ihren charakteristischen Knollennasen.

Vielsprachig willkommen geheißen wurden sie mit "Bienvenutti, Bongschour, Hello, Buenas Dias - Tach auch!" vom "Personal" der Landstürmer, während auf der Galerie die "Pinselbrothers" Peter und Richy Arzdorf völlig unbeeindruckt von dem Geschehen Pinselstrich für Pinselstrich dem Ambiente den letzten Schliff gaben.

Die Beiden, Maler auch im richtigen Leben, waren zwar "nur" als Gäste des Landsturms mit von der Partie, aber keineswegs nur Staffage. Im Laufe des Abends entpuppten sie sich als musikalischer und gesanglicher Zugewinn, wenn sie etwa zur Gitarre sangen "Jako, wie machst du das bloß, Frauen sind dir gegenüber hüllenlos" nach Westernhagens "Willenlos".

Ansonsten plätscherten "Wellness, Wodka, Ei-Ohwehda" mehr als vier Stunden so dahin, mit einigen witzigen Einfällen, aber auch mit völlig sinnfreien Sketchen, über die nur die Akteure selbst lachen konnten, wie den Besuch beim "Hundefriseur". Die tolle Stimmung vorangegangener Landsturmsitzungen wurde diesmal nicht erreicht. Sicher auch, weil die Auswahl der Musik im wesentlichen doch etwas altbacken war.

Songs wie "Ein Stern", "Rheembach, Rheembach, du bess esu schön!" nach der Melodie von "Sierra Madre", oder das Medley mit Mirgartz von "Born to be alive" bis "Su lang mer noch am Lääve sinn", bei denen die Fans hätten so richtig mitfeiern können, kamen einfach viel zu kurz.

Im "Opening" waren alle Landstürmer in verschiedenen Rollen auf der Bühne: Josef Muhr, Fred Paral, Karl-Heinz Jansen, Achim Frank, Josef Pick, Thomas Zimmer, Jakob Mufleh, Willi Mirgartz, Stephan Bruna, Hans-Peter Eich, Willi Mertens, Harald Assenmacher und die Gäste Peter und Richie Arzdorf.

Einige Highlights: Paral als vollbusiges Zimmermädchen "Cindy", "Hoteldieb" Jansen, der die Lacher auf seiner Seite hatte, weil er nun wirklich überhaupt nicht singen kann. Als Kontrast dazu Zimmer als "Beauty Queen", der richtig gut den abgewandelten Song "Dancing Queen" von Abba sang.

Sehr gelungen auch Frank als Koch "Louis Flambé", der "einen Stern, der meinen Löffel ziert, den nähm ich ungeniert" zum Schlager "Ein Stern, der deinen Namen trägt" sang. Gesanglich als sichere Nummer glänzte auch Mirgartz als "Liftboy" zur Melodie "Puttin' on the Ritz" mit "Ich bin hier der Stift für den neuen Lift".

Und nicht zu vergessen Assenmacher als Hoteldetektiv "Christoph Palme", der sich zur diskreten Observierung als Palme in einen Topf gestellt hatte und kräftig gegossen wurde. Und auch Eich setzte die sexy "Klofrau La Trine" gekonnt in Szene. Herrlicher Klamauk: Der "Security-Check" durch die aufmerksamen Türsteher Assenmacher, Mirgartz, Jansen.

Sie unterzogen Optikermeister Michael Firmenich einem "Nackt-Scanner-Check". Der tatsächliche Firmenich, den sie mit "Michael, das ist jetzt überhaupt kein Spaß" aus dem Zuschauerraum auf die Bühne genötigt hatten, weil er offenbar die gemachte Zusage der Spende eines Bierfässchen nicht eingehalten hatte, verbrachte die nächste Zeit mit Handschellen ans Geländer gekettet.

Ganz nach dem Geschmack der Fans: Frank als Doktor Reddichnetmööd vom Amt für die Vermietung von Sprech-Rollatoren und Zungen-Gehfrei mit seinem Kurs "Rheinisch für Fortgeschrittene". Die Protagonisten aus der Rheinbacher Politik und Gesellschaft brauchten die "Landstürmer" in diesem Jahr nicht zu fürchten, es kamen nur einige wenige und nur am Rande vor.

Vom Bürgermeister und seinem unvermeidlichen Ersten Beigeordneten aus Meckenheim, den Rheinbacher "Wir sind jetzt Minister"-Bundesumweltminister Norbert Röttgen über das "Vorzeige-Rentnerehepaar" Minni und Hermann Hausmann und den Ruhestands-Teppichhändler Merhaban Farhumand bis zur allzeit präsenten Kommunalpolitikerin Silke Josten-Schneider mit Hund und Ex-Vizebürgermeister "Preußenvorwärts".