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Ohne Saal bleibt nur Straßenkarneval

Ohne Saal bleibt nur Straßenkarneval

Beim 17. Sechtemer Kinderzug nehmen die Jecken Ortsgespräche auf die Schippe

Bornheim-Sechtem. "Sächtem fiert Karneval - op dä Stroß un nit em Saal" - mit diesem Motto zog am Samstagnachmittag der mittlerweile 17. Sechtemer Kinder-Karnevalszug durch den Vorgebirgsort. Das Motto spielte an auf die fehlenden Veranstaltungsmöglichkeiten in Sechtem nach Schließung des Gasthauses "Zur alten Post".Hier feierte man in den letzten Jahren die After-Zoch-Party.

Gewohnt bunt und fantasievoll zogen die etwa 400 Narren durch die Ortschaft, traditionell ohne Prunkwagen. "Damit jeder die finanziellen Möglichkeiten hat, sich am Zug zu beteiligen, besteht der Zug nur aus Fußgruppen und Kapellen", erklärte Jupp Buchholz, Vorsitzender des Karnevalsvereins. Und die Gruppen kamen ausgefallen daher.

Bilddoku Bilder vom Kinderzug in SechtemSo enterten die Piraten des SG Sechtem die Straßen des Ortes, die Gruppe Wolf/Münch/Platz marschierte als Rievkoochebäcker auf und backten im Zoch knusprige Reibekuchen, die Gruppe Kuhl begeisterte mit venezianischen Gondeln, der Evangelische Kindergarten "Die Arche" zog in ebensolcher durch den Ort, und erstmals dabei, die Sechtemer Wendelinus-Grundschule mit ihrem bunten Zirkus.

Mit 104 Teilnehmern faszinierte der Städtische Kindergarten Wolfsburg als größte jemals zusammenhängende Gruppe im Zug mit seinem Märchenwald. Den Zugweg haben die Veranstalter, der Verein "Kinder-Karneval Sechtem" leicht geändert.

"Durch Alt-Sechtem, Kaiserstraße und Lüddigstraße, konnten wir wegen der Kanalbauarbeiten nicht ziehen", erklärte Jupp Buchholz, "wir haben uns für einen Rundkurs über Galäerweg, Münstergarten und Tränkerhofstraße entschieden, auch um den Bereich Krausplatz zu entschärfen".

Hier stand die Ehrentribüne mit Vertretern der Stadt und der befreundeten Tollitäten. Bedanken möchte sich Buchholz bei den zahlreichen Sponsoren, die den Verein wieder tatkräftig mit Wurfmaterial unterstützt haben. Worüber Buchholz sich freuen würde: wenn der Sechtemer Karnevalsverein auch einmal Kindertollitäten stellen könnten: "Wir wären dabei, dies zu unterstützten", betonte Buchholz.

Allerdings nur ideell, finanziell fehlen dem Verein die Möglichkeiten. Noch eins möchte der Vorsitzende klarstellen: auch im nächsten Jahr wird es einen "Zoch" geben. "Jedes Jahr gehen Gerüchte durch den Ort, dass es im folgenden Jahr keinen Zug mehr geben wird". Wer diese Gerüchte streut, weiß Buchholz nicht. Somit wird der Zug im Jahr 2011 mit Sicherheit seine Volljährigkeit erreichen.

"Die Situation während und nach dem Sechtemer Kinderkarnevalsumzug war in diesem Jahr deutlich entspannter", freute sich Katja Cimpean vom Jugendamt der Stadt Bornheim. Die Bollerwagenaktion "Keine Kurzen für die Kurzen", bei der zwölf Mitarbeiter aus den Bereichen Jugendschutz, Jugendarbeit und Suchtprävention aus dem Stadtgebiet mit insgesamt fünf Bollerwagen und dem neuen Jugendhilfebus während des Umzuges und etwa eine Stunde danach präsent waren, wurde gut angekommen.

Die Mitarbeiter verteilten heißen Tee, Wasser und Brötchen an Jugendliche, um den Alkoholkonsum einzudämmen. Cimpean betonte man habe "stark deeskalierend" arbeiten können. Zudem stieß das Angebot auf große Akzeptanz. Niemand sagte: "Eure Brötchen wollen wir nicht", so Cimpean weiter. Zudem beobachtete sie einen Gruppenzwang. Sobald einer zugriff, folgten die anderen auch.

Gut funktioniert habe auch der Austausch zwischen den Veranstaltern des Zuges, lobte Katja Cimpean gerichtet an Jupp Buchholz, Vorsitzender des Vereins "Kinder-Karneval Sechtem" und Ortsvorsteher Dieter Paschmanns. Die Bollerwagen kamen gezielt vor neuralgischen Punkten zum Einsatz, an denen es in den Vorjahren Probleme gab.