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Proklamation in Walporzheim: Prinzessin Erika I. und ein Heiratsantrag

Proklamation in Walporzheim : Prinzessin Erika I. und ein Heiratsantrag

Nein, wie romantisch: Mitten im dicksten Karnevalstrubel machte der scheidende Walporzheimer Karnevalsprinz Stefan I. Jacobs seiner Prinzessin Mary I. Schief einen Heiratsantrag. Rund 500 "raderdolle" Gäste im voll besetzten Festzelt waren schlichtweg aus dem Häuschen und feierten das Paar mit Alaaf, Jubel und Raketen. Und das war nur einer der zahlreichen Höhepunkte der Proklamations-Prunksitzung der 60 Jahre alten KG Bunte Kuh.

"Wir wollen es richtig krachen lassen", hatte Sitzungspräsident Guido Schwiperich schon unmittelbar nach dem Einzug der Gesellschaft in Begleitung von Funken und Ahrweiler Spielmannszug verkündet. So kam es dann auch, als um 23.11 Uhr die neue Tollität präsentiert und proklamiert wurde. Erika I. Wolf übernahm die närrische Herrschaft über den Weinort Walporzheim. Das Tollitätenamt konnte an ihr eigentlich gar nicht vorüber gehen, allein schon weil sie am 11. 11. geboren wurde. Rheinländerin ist Prinzessin Erika I. nicht, aber ihre Geburtsstadt Wittenberg zählt keineswegs zur karnevalistischen Diaspora.

Den Fastelovend konnte sie immerhin 17 Jahre lang studieren, so lange wohnt sie schon in der Kreisstadt, fünf Jahre davon mitten in Walporzheim, wo sie vor knapp vier Jahren der KG beitrat. Zu ihrem Adjutanten ernannte die neue Tollität Ex-Prinz Karl Knieps, Hofdame wurde Judith Schüller, Säckelmeister Jörg Lukas. Übrigens waren alle vier zur Proklamation von Vorhängen verdeckt auf die Bühne geführt worden, um die Spannung bis zuletzt aufrecht zu erhalten. Kaum war die neue Prinzessin im Amt und die Schar der vielen Gratulanten vorübergezogen, starteten die Narren im Festzelt eine Riesenparty und bewiesen, dass es Karnevalisten an Kondition nicht mangelt.

Denn von der ersten Minute an waren die Gäste, darunter Tollitäten und Abordnungen von mindestens einem Dutzend anderer Karnevalsgesellschaften, auf Hochtouren. Dafür sorgte gleich zu Beginn ein Kracher: "De kölsche Tenor" Tino Selbach, der in der Domstadt durch die großen Karnevals-Kathedralen tingelt, nahm das Publikum sofort mit und animierte zum Singen, Tanzen und Schunkeln. Zeit zum Durchatmen gab es nicht, weil mit "Rudi & Tünn" sofort weitere Stimmungskanonen auftrumpften. Die beiden Sinziger sind der Region trotz zahlreicher Engagements nahe des Kölner Doms treu geblieben. In Walporzheim proklamierten sie aus dem noch amtierenden Prinzenpaar ein Dreigestirn, wobei Weinkönigin Jenny die Rolle des Bauern übernehmen durfte.

KG-eigene Kräfte trugen ebenfalls zum Gelingen der Sitzung bei. Astrid und Karl Knieps zum Beispiel, die als "Fetti und Fitti" die Differenzen zwischen animierender Fitnesstrainerin und gemütlichem Bierbauchträger darzustellen wussten. Die Möhnen enterten das Zelt als tanzende Piraten, die "Walbezze Mädche mit ihrem Jung" ließen Alpen-Party-DJ "Ötzi" hochleben. Auch der Nachwuchs präsentierte sich: Emely Schwarz, Niklas Eudenbach und Stefan Jacobs stellten als Reporter tolle Situationskomik dar. Was in Walporzheim tanzen kann, tut es auch: so die Funkengruppen der KG oder die Disco-Tänzerinnen von "Just for fun". Mit "Rio Palace" waren zudem tanzende Gäste aus Heimersheim gekommen. Dem wollten die Männer nicht nachstehen: "Crazy Monkeys" lautete das Thema des Walbezze Männerballetts. Das passte. Schließlich tanzte mit Jacqueline Much auch noch ein Solo-Mariechen zu Ehren der neuen Prinzessin.