Närrische Notizen

Ahrweiler "Klatschtanten" nehmen die Lokalpolitik auf die Schippe - In Vettelhoven singt die Heilsarmee - Hochstimmung im vollbesetzten Bandorfer "Wohnzimmer"

Kreis Ahrweiler. Ahr aufwärts, Ahr abwärts: Die große Zeit der Jecken und Narren naht, und sie bereiten sich mit allerlei Sitzungen, Spaß und bissigem Humor auf die eigentliche Karnevalszeit vor.

Bad Neuenahr-Ahrweiler. (mtl) Die mitreißende Prunksitzung der Ahrweiler Karnevalsgesellschaft (AKG) im vollbesetzten Bürger-Centrum war so richtig nach dem Geschmack der bunt kostümierten Ahrweiler Jecken: Tolle Stimmung, ein schwungvolles Programm, ein gut aufgelegter Sitzungspräsident Tom Tumbrink in seiner Abschiedsvorstellung und mächtige Hiebe in der Bütt auf die Nachbarn aus der Badestadt.

Auch Stadtbürgermeister Hans-Ulrich Tappe, selbst lachender Gast, und Landrat Jürgen Pföhler, waren Zielscheiben für bissigen Humor aus der Bütt.

In der zweiten Halbzeit der AKG-Karnevalsshow stellte sich mit Udo Groß Tumbrinks designierter Nachfolger vielversprechend vor. Sie waren das Salz in der heißen Karnevalistensuppe der Prunksitzung, die Sprüche aus der Bütt mit dem umjubelten Comeback des "Kehrmädchens" (Rita Lauter) und die ebenfalls von den Narren frenetisch mit Beifall begrüßten "Klatschtanten" (Monika Busch und Margret Raths) als Straßenarbeiter und Polizist mit viel Lokalkolorit.

Für das "Jedöns um die baufällige Brücke in Neuenahr" müssten die Ahrweiler ihren Sonntag opfern, schimpften die beiden Lästermäuler. Und dass es in Bad Neuenahr nun eine verkehrsberuhigende Umgehungsstraße geben würde, könnten sie auch nicht verstehen. Denn in der Innenstadt sei es doch sonst auch immer ruhig. Das Publikum überschlug sich fast beim Applaus.

Das Kehrmädchen plauderte endlich wieder aus dem Rathaus-Nähkörbchen. Aber erst einmal warnte die Polit-Plaudertasche die Ahrweiler Schützen vor Prinzessin Steffi I. (Koll). Erst Burgundia, dann Karnevalsprinzessin, und vielleicht auch bald Schützenkönigin, fragte sie scheinheilig.

Während sie dem Landrat ein fotogenes Blendamed-Lächeln bescheinigte, nannte sie das beim Bürgermeister "Pepsodent-Lachen". Tappe hatte sichtlich seinen Spaß in der ersten Reihe an der Lästerei. Und dann die Amseltalbrücke: Dort würde der Rost so schnell rieseln, dass sie mit dem Kehren nicht mehr nachkomme.

Als Eisbrecher hatte sich zuvor bei seinem sechsten Auftritt in der AKG-Bütt "En Jong usem Leve" (Franz-Albert Pollig) als gar nicht so lieber Junge vorgestellt und wurde mit donnerndem Beifall belohnt.

Aber als Newcomer der Session in der Bütt glänzte aus Kempenich in der Doppelrolle als "Braut und Bräutigam" Jutta Bell. Eine Rakete gab''s für ihre Lieder, in die auch die Jecken immer wieder lauthals spontan einstimmten. Auch Georg Brand als "Hempeschesser" und die Möhnen im Sketch (Inge Meirich und Renate Fischer) verdienten sich ihren Beifall.

Sehr herzlich bedankte sich Prinzessin Steffi I. (Koll) auch mit für ihren Adjutanten Guido Palm für die Unterstützung. Sitzungspräsident Tom Tumbrink strahlte, als sie ihm auch für die Narren im Saal für seine vielen Jahre als Oberjeck dankte. Aber die Narrenbühne der prächtigen Sitzung gehörte auch den Tänzerinnen und Tänzern.

Hingerissen waren die Jecken von den "Ahrweiler Stadtmauredresser" und auch vom Aufmarsch der rot-weißen Stadtgarde. Das Ahrweiler Männerballett, diesmal groß in Urlaubsstimmung, und auch die neuformierten AKG-Funken wurden mit Beifall überhäuft.

Eine Überraschung für das Publikum und wohl auch ein Abschiedsgeschenk an den langjährigen Sitzungspräsidenten Tom Tumbrink war der Auftritt der berühmten Kölner Tanztruppe "Hellije Knäächte und Mägde" mit ihren teils akrobatischen Tänzen.

Hatte zum Start der Spielmannszug die Stimmung angeheizt, so setzten zum Ende der Sitzung Peter Willerscheid, Heinz Rieck, Udo Willerscheid und Werner Knieps dem Trubel noch das I-Tüpfelchen auf.

Vettelhoven. Von dieser Heilsarmee ließen sich die Jecken in der Kaiserhalle gerne überreden: "Wir wollen Euch bekehren, es geht um Euer Blut, unser Wahlspruch lautet: Weg mit dem Alkohol" sangen sechs hochgeschnürte Frauen in schwarzen Käppchen und mit züchtig gefalteten Hände auf der Bühne, nur um wenig später das "Teufelszeug" in den eigenen Schlund zu entsorgen.

Und schon beim zweiten Refrain sangen die rund 300 Zuhörer kräftig mit: Bunt, lustig und ideenreich ging es zu bei der Sitzung der Vettelhovener Möhne am Samstag.

Das mehr als dreistündige Programm bestritten die 17 Möhne zwischen 30 und 70 Jahren komplett selbst und bewiesen dabei nicht nur komödiantisches und choreografisches Talent, sondern nahmen sich auch selbst ab und an auf die Schippe - sei es als "Trotz Pille Babys" oder beim "Synchronschwimmen" an Land.

Dass sie sich auch um den Nachwuchs keine Sorgen zu machen brauchten, zeigten die "Sunshine Girls" im Kindergartenalter sowie die "Jecke Dance Ströpp" als "Hipp Teens".

"Hipp drauf", nämlich wie zu Hippiezeiten, präsentierte sich sogar die 70-jährige Margreth Dormanns beim großen Finale mit allen Möhne als Dschinghis Khan, den Jakob Sisters samt Pudel oder Abba.

Zum persönlichen "Waterloo" war jedoch für keinen der durchweg starken Kräfte der Auftritt geworden. Kein Wunder, brachten sich die Möhne doch als Schornsteinfeger von "Mary Poppins" selbst Glück. Moderatorin Claudia Seider hatte gut gelaunt ein Highlight nach dem anderen angekündigt und unter anderem als bewährte Klofrau mit fahrbarem Donnerbalken mobil gemacht.

Dass nicht nur Männer sondern auch Hühneraugen die Frauen manchmal quälen, berichteten Irmgard und Walburga Schäfer, und als echte "Eifeler Landfrauen" wussten Anita Hecker, Renate Kijewski und Margreth Dormanns sich in jeder Lebenslage zu behaupten.

Die erste Rakete verdiente sich Heike Schäfer, Tochter von Obermöhn Irmgard Schäfer, mit Anekdoten um ihren Bruder, den Pastor, und die Stufen eins, zwei und drei zündeten auch für Louis Armstrong (Heike Schäfer) mit "Uncle Satchmo''s Lullaby" für das den gesamten Auftritt über kniende "Kind" (Elke Schlich).

Und auch wenn Johannes Schmitz an der Musik davon sang, für brave Mädchen war noch lange keine Zeit schlafen zu gehen, denn auch nach Programmende feierten die Vettelhovener noch weiter mit ihren Gästen, zu denen auch die Tollitäten aus Kalenborn und Esch zählten.sim

Remagen-Bandorf. (wtz) Klein, aber nicht weniger fein feierten am Samstagabend die Narren des Remagener Höhenstadtteils Bandorf den Karneval in ihrem "Wohnzimmer", dem Saal in der Dorfschänke in Mitten des Ortes. Ausverkauft hieß es, und auch Bürgermeister Herbert Georgi ließ sich von dem jecken Treiben karnevalistisch infizieren.

Die Bandorfer Vereine als Gastgeber und Organisatoren der Sitzung hatten sich mächtig ins Zeug gelegt und ein Programm zusammengestellt, das einen abwechslungsreichen und unterhaltsamen Abend garantierte.

Den Auftakt machte die Kindertanzgruppe der Wölle Möhnen. Begleitet von ihren Betreuerinnen Birgit Schrader und Christiane Hochstädter bewiesen die kleinen Tänzerinnen, dass sie in der Vergangenheit fleißig trainiert hatten. Als "Doof Noss" enterte Gertrud Schumacher als erste Rednerin des Abends die Bütt und brachte mit ihrem trockenen Humor die närrischen Gäste zum Lachen.

Als gebürtige Remagenerin, die nach Bandorf "verheiratet wurde", wusste sie so manchen Schwank und auch lustige Anekdote zu erzählen. Als "Frustrierter Ehemann" folgte ihr Dieter Greiner an das Rednerpult.

Nicht nur, dass er von den Leiden und Wirrungen eines Ehegatten zu berichten wusste, der im eigenen Haus weder Hosen noch Pantoffeln an hat. "Das schlimmste an der Ehe ist oftmals nicht die Gattin. Viel schlimmer ist da manchmal noch die Schwiegermutter", wusste der "Frustrierte Ehemann" aus eigener Erkenntnis.

Viel Beifall und die lauten Rufe nach einer Zugabe ernteten auch die Kindertanzgruppe des Rot-Weiß Unkelbach unter der Leitung von Manuela Güttgemann. Ebenso auch die Schautanzgruppe der Karnevalsgesellschaft Grün-Weiß Oberwinter.

Nicht nur die neuen rot-schillernden Kostüme überzeugten, sondern auch das neue Repertoire, dass Petra Pellenz mit den Tänzern erarbeitet hatte. Aber auch die Hafengarde aus dem benachbarten Oberwinter hatte ihre Tanzgruppe in den Höhenort geschickt.

Auf doch sehr beengten Raum zeigten die jungen Damen um Trainerin Alexandra Gilles viel Geschick und ein gutes Musikgefühl. Erst nach einer weiteren Tanzeinlage gaben die Moderatoren des Abends, Wolfgang Langenbach und Jürgen Heno, den Ausgang für die Gäste aus dem Hafenort wieder frei.

Lachtränen trieb auch das "MEK", das Mobile Einsatz Kommando den Jecken in die Augen. Bewaffnet mit Rohrzange, Schaufel und Abrisshammer wussten Albert Kessel, Norbert Selmke und Axel Schmitz so manches aus dem Arbeitsleben zu berichten.

So diene die Lärmschutzwand in Rolandswerth eigentlich als Sichtschutz auf die "Geheimen Gärten" und auch das Gewerbegebiet in Unkelbach als "Tor zur Welt, funktioniert auch ohne Geld".

Bevor Jürgen Heno mit einem närrischen Jahresrückblick die Ereignisse aus 2003 noch einmal Revue passieren ließ, nahmen die Remagener Stadtschreiber um Ebi Keiner und Rolf Plewa den "gemeinen Unkelbacher" aufs Korn, sehr zur Freude der Narren im Saal.