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Das Rock'n'Roll-Fieber steigt

Das Rock'n'Roll-Fieber steigt

Die Katholische Junge Gemeinde Selhof steckt mitten in den Vorbereitungen für den Karnevalszug

Bad Honnef. Grüne, weiße und rosafarbene Stoffstücke liegen auf der Theke im Keller des Pfarrheims Sankt Martin in Selhof. "Gruppenname?" fragt Markus Warnke die Mutter, die für ihren Sohn die vorbereiteten Stücke abholt, aus denen ein schmuckes Karnevalskostüm werden soll.

"Colorado, glaub ich", lautet die Antwort. Susanne Bücker und Julia Knieps gehen flott die Listen durch, werden fündig, haken den Namen ab. Bei 83 Mädchen und Jungen zwischen acht und 28 Jahren aus zwölf verschiedenen Gruppen, die alle mit der Katholischen Jungen Gemeinde Selhof im Karnevalszug mitgehen wollen, kann man sonst schon mal den Überblick verlieren. Aber die KJG-ler sind fit in der Organisation - immerhin stellen sie seit mehr als zehn Jahren Session für Session eine der größten Gruppen im Bad Honnefer Zug.

Als Burgfräulein, Schotten, Piloten und zuletzt als Schafe haben sie schon die Jecken am Zugrand mit Kamelle und guter Stimmung versorgt. Dieses Mal wollen sie das Rock'n'Roll-Fieber der 60er Jahre aufleben lassen, und zwar nicht nur im Honnefer, sondern auch im Selhofer und im Rheinbreitbacher Zug.

Aus dem grünen und weißen Stoff sollen College-Jacken für die Jungen werden; Röckchen und Westen in Rosa mit weißen Tupfen gibt es für die Mädels. "Es ist wichtig, dass wir alle gleich aussehen, damit wir als Gruppe wirken", erklärt Susanne Bücker (17). Für 20 Euro pro Teilnehmer haben die Gruppenleiter den Stoff und Kamelle für alle besorgt, nur nähen müssen die Jugendlichen oder ihre Eltern selber.

Darum steht Anne Göllner gerade Modell vor einigen Erwachsenen, die zum Info-Abend ins Pfarrheim gekommen sind. Die 23-Jährige hat sich Rock und Weste schon geschneidert und präsentiert das Kostüm samt warmem schwarzen Oberteil unter der Weste. "Super", "Toll", "Das wird schön" kommentieren einige Mütter.

"Ich bin selbst nicht die Super-Näherin", sagt Anne. "Ich habe aus dem Stoff einfach einen Kreis ausgeschnitten, umgenäht, Gummi dran, fertig." Und für die Weste sei es hilfreich, für den Ausschnitt und die Breite der Schulterpartie ein T-Shirt auf ein altes Bettlaken zu legen und die Konturen nachzuzeichnen.

Das rät auch Markus Warnke (25) den Eltern für das Schneidern der College-Jacke. "Ich habe einfach ein ärmelloses T-Shirt als Vorlage genommen", sagt er. Dann brauche man nur noch die Ärmel in der anderen Stoff-Farbe dranzunähen. Aus gutem Grund bieten die Gruppenleiter den Info-Abend an. "Wir kriegen schon oft Anrufe von Eltern, weil etwas nicht klappt", erzählt Anne. "Oh Gott, der Stoff reicht nicht!", sei öfter mal die Sorge.

Doch auch für diese Fälle sind die KJGler mit Reserven gerüstet. Und bei den Gruppenstunden - die Mädchen und Jungengruppen unterschiedlichen Alters treffen sich in der Regel einmal die Woche zum Kochen, Basteln, Reden und Zusammensein - dürfen besorgte Eltern sonst auch noch einmal Nähfragen stellen.

Für Brigitte Löblein ist das Schneidern kein Problem. "So schwierig ist das gar nicht", sagt die Oma, die das Kostüm für ihren Enkel Tobias schneidern will. Und als Hobby-Näherin hat sie auch schon im Kopf, wie sie es besonders gut machen kann: "Vielleicht mache ich noch goldene Knöpfe an die Collegejacke, so ein bisschen zum Aufpeppen", lacht sie.

Während sich die einen mit Nähfragen beschäftigen, wird ein paar Räume weiter an weiterer Zug-Ausrüstung gebastelt: einer Juke-Box. Aus einem alten Bollerwagen haben einige Jungs das rollende Holz-Gefährt gebaut.

Thomas Schönenbach ist gerade dabei, mit Hilfe eines Beamers das Bild einer Juxe-Box auf das Holz zu projizieren, um es dann mit Farbe nachzumalen. Doch da tönen Rufe durch den Keller: "Schnell, wir müssen die Kamelle ausladen." Weitere Helfer sind mit dem Auto eingetrudelt, und es gilt, sich um die süßen Sachen für den Zug zu kümmern.

Einen richtigen Wagen hat der Trupp dieses Mal zwar nicht. Dafür aber noch ein anderes Rock 'n' Roll-Gefährt, das noch nicht verraten wird. "Das wird cool", freut sich Julia Knieps (17). "Es macht einfach total viel Spaß, im Zug mitzugehen, man lernt neue Leute kennen, und es ist so ein Zusammengehörigkeitsgefühl." Und das mache auch die gute Laune, die die Gruppe im Zug versprüht, aus: "Wenn wir nicht so zusammenhalten würden, würde die Stimmung nicht so rüberkommen."