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Humoristischer Wegezoll für Politiker

Humoristischer Wegezoll für Politiker

Die KG "Me haalen et us" aus Rheinbreitbach feiert ihren 100-sten Geburtstag - Umfangreiche Gratulationscour: eine Erfolgsgeschichte des Karnevals

Rheinbreitbach. Sicher verschlossen in einer Glasvitrine, umgeben von Orden aus den Anfangsjahren des Rheinbreitbacher Karnevals und von Stellwänden mit historischen Fotografien steht das große Bowlengefäß aus rotem Glas in der Hans-Dahmen-Halle. Auf seinem Deckel aus vernickeltem Messing sind die Initialen der Gründer des organisierten Frohsinns eingraviert, und somit stellt es das älteste Dokument für die 100-jährige Geschichte der KG "Me haalen et us" dar.

Die hatte am Sonntagvormittag zum Festkommers eingeladen. Und die Gratulanten der großen Karnevalsverbände wie benachbarter Gesellschaften, der Ortsvereine wie aus der Politik füllten mit den bunt kostümierten Jecken die Halle. Selbst der letzte Platz blieb nicht frei. "100 Jahre KG ''Me haalen et us'', das sind 100 Jahre eine Erfolgsgeschichte", urteilte Verbandsbürgermeister Friedemann Schwarzmeier in seiner Laudatio.

Dabei lieferte er vor seinem historischen Rückblick in Reimform eine humoristische eigene Sicht, wie der Name der Gesellschaft entstanden sein könnte. Äußerst aktiv in die Gestaltung des Dorflebens involviert, hätten die Gründungsväter viel Zeit investiert und dabei wohl nicht wenig Unterstützung bei geistigen Getränken gesucht. Auf die dörfliche Herrlichkeit nächtelang wartend, seien es wahrscheinlich in der Chronik nicht erwähnte Gründungsmütter gewesen, die sich Gott ergeben seufzend geschworen hätten: "Me haalen et us!"

"Humor, das ist nicht übertrieben, wurde allzeit großgeschrieben", dichtete auch Landrat Rainer Kaul bei seiner Gratulation. Vor allem in Rheinbreitbach, wie er sich auf der Jubiläumssitzung bis in die frühen Morgenstunden hatte überzeugen können. Im selben Karren mit Humoristen sitzend, arbeiteten Politiker und Karnevalisten Hand in Hand, versicherte Kaul.

Das stellte Bürgermeisterin Ulrike Jossen postwendend unter Beweis. Damit die bitterarme Ortsgemeinde der KG und anderen Verein finanziell unter die Arme greifen könne, habe der Rat eine Satzung für "Entrichtung von Wegezoll für Neuwieder Landräte und Verbandsbürgermeister" beschlossen.

Dabei hatte doch kurz zuvor Dieter Wittmann als Präsident des Festausschusses Siebengebirge auf die Länder überschreitende Ausmaße dieses Komitees festgestellt: "Karneval kennt keine Grenzen." Während er KG-Präsident Willi Pauli und Festkommers-Moderator Michael Siegel den Teller des Ausschusses überreichte, erhielt die Jubiläumsgesellschaft von Hanno Fülling, dem Schatzmeister des Bundes Deutscher Karneval eine Fahnenschleife für die Standarte aus dem Jahr 1904.

Eine Jubiläumsurkunde sowie den Wappenteller des Regionalverbandes Karnevalistischer Korporationen Rhein-Mosel-Lahn hatte dessen Präsident Peter Schmorleitz mitgebracht. Bevor die lange Reihe der Vereine zur Gratulationscour antrat, eroberte mit Karl-Heinz Koken als "De Drikes" ein absolut verdötschter Temperamentsbolzen Bühne und Herzen der Festgäste. Bei seinem drüsch-doofen Bericht über die ersten Liebesabenteuer mit Mariechen blieb kein Auge trocken. Sexy, dass sogar der Wasserkessel pfeift, wenn sie vorbeigeht, ähnelt sie dem schiefen Turm von Pisa, "immer geneigt, fällt aber nicht um".

Nachdem die "Godesberger Jonge" mit fetzigen Karnevalsschlagern den offiziellen Programmteil der Veranstaltung beendet hatten, konnten sich die Rheinbreitbacher der umfangreichen Ausstellung zum 100-Jährigen widmen. Vor allem Fotos aus den frühen 30-er Jahren - darunter solche vom Kinderkarneval - waren dicht umlagert. Immer wieder wurden auf den Bildern Spielkameraden und Freunde aus weit zurückliegenden Zeiten wiederentdeckt.

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