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Rathaussturm und Stadtgardisten aus Berlin

Rathaussturm und Stadtgardisten aus Berlin

Landauf, landab lassen sich die Jecken von der kurzen Session nicht erschüttern und feiern, was das Zeug hält - "Alte Kameraden" trieben Lachtränen in die Augen

Siebengebirge. In Erpel fiel bereits am Sonntag das Rathaus in die Hand der jecken Streitkräfte, und andere Karnevalisten füllten mit sorgfältig ausgewählten Programmen die Säle. Dabei mußten es nicht immer Spitzenkönner aus Köln sein, auch mit den sogenannten Eigengewächsen wussten die Jecken ihr Publikum zu begeistern.

Rauschendorf. (mlb) In den Saal Schmitz hatte sich am Samstagabend die Halle der Firma Schmitz verwandelt, als der Männergesangverein (MGV) Gemütlichkeit und das Damenkomitee "Blaue Blömche von der Lutebach" ihre Karnevalssitzung feierten. Bei ihrem Programm setzten die Rauschendorfer in diesem Jahr verstärkt auf "Hausgemachtes". Rund die Hälfte des Programms wurde von heimischen Kräften bestritten.

So zog der MGV mit grünem Rock, Hut, Flinte und Gummiadler auf die musikalische Jagd. Dabei wurden "drei weiße Tauben" und anderes Federvieh erlegt, bei dem es Sch... egal war, ob es Huhn oder Hahn war. Dass ein Urlaub in Paris alles andere als schön und entspannend sein kann, zeigte das "Ehepaar" Sabine Frings und Dora Steinbüchel.

Willi Vianden und Wolfram Kuhn holten bei ihrem Zwiegespräch ordentlich aus und ließen auch am Elferrat kein gutes Haar: "ein Haufen Gaffer" oder eine "Ahnengalerie, die nach der Sitzung wiederbelebt werden müsse" waren die Pseudonyme, die sie sich ausgedacht hatten. Dabei hatten die so Gescholtenen in diesem Jahr ein Jubiläum zu feiern. Heinrich Kurscheid und Hubert Herbertz wurden vom Präsidenten Heinz Pütz für ihre 40-jährige Zugehörigkeit zum Elferrat geehrt.

Windhagen. (bfn) Was 13 Frauen alles auf die Beine stellen können, das zeigte der Möhnenclub "Rubbeldi-dupp" auf ihrem Möhnenball im Bürgerzentrum Windhagen. "Seit November ist die Veranstaltung ausverkauft, das ist jedes Jahr so", erklärte die Schriftführerin Christa Hohn.

Da sich die Zuschauerinnen alljährlich Karten für die kommende Sitzung reservieren lassen, sei an einen öffentlichen Kartenvorverkauf gar nicht zu denken, erklärte sie. Und so war auch der diesjährige Möhnenball mit 470 besetzten Plätzen ausverkauft. Und für Männer gab`s sowieso keinen Platz.

Dass Frauen auch ohne Männer ihren Spaß haben können, das vermochten die Möhnen auf der Bühne und die amüsierten Zuschauerinnen an diesem Abend ein Mal mehr zu beweisen. Der gesamte Nachmittag und Abend schien unter dem immer wieder fallenden Leitsatz "Frauen feiern am besten" zu stehen, was stets laute Begeisterungsstürme im Publikum zur Folge hatte.

Bis auf wenige Ausnahmen gestalteten die 13 Möhnen, die in diesem Jahr 22-jähriges Bestehen feierten, das Programm des Balls selbst. Unterstützt wurden sie von verschiedenen Gruppen der KG Windhagen. Auch deren Prinzenpaar Erwin II. und Renate I. (Rüddel) erwies den Möhnen die Ehre.

Bad Honnef. (bfn) "Wir bieten den Zuschauern urwüchsigen Karneval, wie man ihn nur noch selten sieht", sagte die erste Kassiererin und Gründungsmitglied der "Jecken Wiever von de kfd", Hildegard Heinen. Das dies ein Erfolgsrezept zu sein scheint, zeigt die stete Zuschauerzahl der vergangenen Jahre.

Auch in diesem Jahr waren knapp 250 Besucher ins Bad Honnefer Kurhaus gekommen, um die 33. Karnevalssitzung mit der katholischen Frauengemeinschaft zu feiern. Möglichst viele Programmpunkte studieren die Frauen jedes Jahr selbst ein, die wenigen engagierten Gruppen kommen, wenn möglich, nur aus der Region.

Wie bei fast allen karnevalistischen Veranstaltungen beginnt auch bei den "Jecke Wiever" die Planung für die kommende Sitzung im direkten Anschluss an die vergangene, wie die Literatin Juliane Nillinghaus berichtete. Auch die Tanzdarbietung des kfd Hausballetts und der Einmarsch des Siebengebirgsprinzenpaars Ralf II. und Marlene I. begeisterte die zweite Bürgermeisterin Helga Welter und das restliche Publikum.

Dafür, dass die Stimmung auch nach der kurzen Pause nicht erlosch, sorgten "Die Flöckchen". Die beiden im wahrsten Sinne des Wortes "pfundigen" Bergisch Gladbacher machten ihrem Motto "Lieder und Stimmung in XXL" alle Ehre und heizte dem Publikum mit parodistischen Texten zu bekannten Melodien wie "Satisfaction" und "Baby come back" ein und trugen ihren Teil zu einer weiteren gelungenen Sitzung der "Jecken Wiever" bei.

Iittenbach. (qg) In Öttemich brummte am Samstagabend der Bär - und zwar der Berliner. Auf Dutzenden rot-goldenen Narrenkappen prangte das stolze Wappentier der Hauptstadt. Bei der großen Kostümsitzung der Öttemicher Jecken begrüßte Präsident Wolfgang Heisterbach eine große Abordnung der Stadtgarde Rot-Gold-Berlin.

Kennengelernt hatte man sich vergangenes Jahr bei einer Reise nach Berlin. Und da der rheinische Klüngel bekanntlich zusammenhält wie Pech und Schwefel, war ein Gegenbesuch Ehrensache. Dass das Herz der Stadtgardisten, die größtenteils im Zuge des Regierungs-Umzuges nach Berlin zwangsumsiedeln mussten, immer noch am Rheinland hängt, zeigte sich beim Lied "Hey Kölle, Du ming Stadt am Ring": Hier sangen die Rot-Goldenen mit Tränen in den Augen am Lautesten mit.

Dafür, dass sich die Berliner in Ittenbach gleich heimisch fühlten, sorgten sicherlich auch die Dekoration im Festzelt: Trauben von roten und gelben Luftballons baumelten unter der Decke. Beide Gesellschaften haben nämlich die gleichen Vereinsfarben und waren deshalb an dem Abend kaum auseinander zu halten.

Unverwechselbar hingegen das Schönste, was Öttemich zu bieten hat: Prinzessin Renate I. (Christen), die gemeinsam mit dem Kinderprinzenpaar Jan Philipp I (Carstens) und Isabelle I. (Krämer) in den Saal einzog und den jubelnden Narren reichlich süße Verpflegung für den langen Sitzungsabend zukommen ließ.

Die Fastelovendsjecken mussten auch im weiteren Verlauf des Porgramm Kondition beweisen: Pausen, um nach dem Schunklen und Tanzen wieder zu Puste zu kommen, gab es kaum. Und wenn, dann war Training für die Lachmuskeln angesagt: Zum Beipsiel mit "Prinz Beukelaer von der Rolle" oder "De bunte Pitter".

Erpel. (khd ) Kläglich bimmelte das Glöckchen auf dem Erpeler Rathaus Alarm, als sich vor seinem Eingang die geballte Narrenschar um Prinz Günther I. am Sonntag Mittag zusammenrottete und laute Böller und Kanonenschläge unmissverständlich klar machten: Die Stunden von Bürgermeister Edgar Neustein waren gezählt. "Ergib Dich endlich und rück` den Schlüssel raus!", forderte KG-Chef Andreas Schwager, lange Zeit vergeblich.

Kein Bürgermeister ließ sich auf dem Balkönchen sehen. Dann endlich öffnete sich hoch oben ein kleines Mansardenfensterchen, aus dem Neustein zaghaft Einspruch erhob. Aber weder die Flucht auf den Speicher noch die Verstärkung im Ratssaal mit dem "Boss der Unkeler Tintenschlucker", VG-Chef Friedemann Schwarzmeier, Obermöhn Christine Sieberz, und dem Kapitel der Heimatordensträger half ihm aus seiner misslichen Lage.

Entschlossen stürmten die Stadtsoldaten die enge Rathaustreppe empor und inthronisierten Günther I. als neuen Herrscher über Alt Erpilla. Da konnte Neustein nur froh sein, dass er in der vom Pfarrer Günter Lülsdorf zelebrierten Kölsche Mess am Morgen gebeichtet hatte: "Isch jevven alles zo."

Niederdollendorf. (mlb) Nicht nur bei der Bundeswehr dürfen Frauen Dienst an der Waffe leisten. Auch beim Männerballett "Alte Kameraden" von der Karnevalsgesellschaft "Kaasseler Jonge" schwangen die "Tanzmariechen" den Karabiner. Die Truppe war ein Höhepunkt im Programm der großen Sitzung der Karnevalsgesellschaft "Me brängen et fädig" am Samstagabend in der Aula der Jugenddorf Christophorusschule.

Die Grenadiere der "Alten Kameraden" zeigten einen das Zwerchfell strapazierenden "Gardetanz". Sie boten dabei alle Schikanen, die man auch bei den anderen Tanzcorps findet. Beim Bau einer Pyramide notfalls auch mit Hilfe einer Leiter. Nach diesem Garde-Tanz wurde der einstimmige Ruf des Publikums nach einer Zugabe zunächst mit einem "Blitz-Strip-Tease" beantwortet, der sogar das Papp-Mariechen an der Wand ins Schwanken brachte.

Einen großen Auftritt hatte auch das erste Niederdollendorfer Dreigestirn Prinz Manfred I., Bauer Bübi und Jungfrau Paula I.. Begleitet von den Siebengebirgsperlen zogen die "aus dem Geschlecht derer vom Dollendorfer SV" durch ein Meer aus rot-weißen Fähnchen.