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Kostümsitzung der Strücher KG: Das Narrenvolk bejubelt Muriel I.

Kostümsitzung der Strücher KG : Das Narrenvolk bejubelt Muriel I.

Gut gelaunte und kostümierte Jecken feiern im Franz-Unterstell-Saal mit der Strücher KG. Die eigenen tanzcorps der KG sind dabei und Jörg Dilthey und Andreas Schmitz alias Ham & Egg. Erstmals wird das Geschehen auf einem Bildschirm im Foyer gezeigt.

Saalmusiker Patrick Reinhardt wusste, wie er das bunt kostümierte Völkchen im Franz-Unterstell-Saal in Stimmung bringen konnte: „Blau und Wiess schläät et echte Strücher Hätz“, sang er frei nach den Bläck Fööss und traf damit offensichtlich den Geschmack der gut 120 Jecken, die der Einladung der Strücher Karnevalsgesellschaft in ihre gute Stube gefolgt waren. Und dann: Trommelwirbel. Feierlich erhob sich die Narrenschar zum Einzug des Ohlenberger Tambourcorps, das ihre Tollität in Blau-Weiß, Prinzessin Muriel I., in den Saal führte.

Und die ging sofort auf Tuchfühlung, verteilte kleine Geschenke an ihr Karnevalsvolk, das im Takt klatschte. Ob Clowns, Bajuwaren, die sich wohl ins Rheinland verirrt hatten, oder Bienen, die im warmen Saal in die fünfte Jahreszeit hineinsummten: Alle bereiteten der Majestät einen begeisterten Empfang. Muriel I. verlas ihre Regierungserklärung und sang im Duett mit ihrem Pagen Kevin und unterstützt vom Gefolge das Lied „Wolkenplatz“ von Miljö – allerdings hob man zum Strüchesaal und nicht zum Wolkenplatz ab.

Ham & Egg überbrücken technische Panne

Und die Stimmung steigerte sich, gemäß dem Ziel der KG, ein „schlüssiges und flüssiges Programm“ auf die Beine zu stellen, im Laufe des Abends ordentlich. Schon beim zweiten Lied wurde kollektiv geschunkelt und gesungen, der Auftritt des Kindertanzcorps der KG erweichte auch den grimmigsten Piraten, und auch wegen eines vergessenen Musik-USB-Sticks kam das Programm nicht ins Stocken: Jörg Dilthey und Andreas Schmitz alias Ham & Egg zeigten sich flexibel, zogen ihre Travestieshow einfach vor und begeisterten mit ihrem Gesang und den weißen Lackschuhen mit gefährlich hohem Absatz, auf denen sie sich bewegten, als seien es Turnschuhe.

Annelies Otzipka saß dabei vorne in der ersten Reihe neben ihrer Freundin Christel, beide hatten sichtlich Spaß an der Show. Sie wollen den Sitzungskarneval nicht missen, „weil man hier so schön zusammensitzt“. Für Otzipka ist die Sitzung fester Bestandteil der jecken Zeit, seit 65 Jahren komme sie, sagte die 85-Jährige. Und das soll so bleiben: „Ich kann zwar nicht mehr richtig laufen“, sagte sie mit einem Schulterzucken, „aber hierhin komme ich wohl noch!“

Damit gehört sie zu den geschätzten treuen Stammbesuchern, die laut dem ersten Vorsitzenden der Strücher KG, Willy Weyler, weniger werden. Vor der Sitzung schlug er auch nachdenkliche Töne an. „Früher, aber das hieße auch vor 40 Jahren, kamen die Leute massenweise hierher. Seitdem ging der Trend leider beständig bergab.“ Verliert der Sitzungs- und Vereinskarneval an Bedeutung? Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. In Thomasberg, so Weyler, lebten beispielsweise viele Zugezogene, die mit Karneval nicht so viel am Hut hätten, und wenn doch, sei man trotzdem nicht mehr so aktiv in Vereinen, wie das früher noch normal war.

Dabei biete der Verein so viel: „Wir leben das ganze Jahr mit und für den Verein, und es macht bei aller Arbeit unheimlich viel Spaß.“ So aber fehle der Nachwuchs. „Wir haben circa 360 Mitglieder, die meisten davon sind aber älteren Jahrgangs. Die Jüngeren rücken in der Breite zu wenig nach.“ Deshalb werben die Strücher mit Mundpropaganda und Veranstaltungen ganz gezielt um jüngere Mitglieder – was mal besser funktioniert und mal nicht. Die Mundartmesse mit anschließendem Frühschoppen etwa erfreue sich großen Zulaufs, die Zahl der Sitzungsbesucher sei in den vergangenen drei Jahren gleichwohl nur leicht gestiegen. „Wir haben teurere Kräfte eingekauft, die haben aber auch keinen Hering vom Teller gezogen.“

Sitzungen sind wieder im Kommen

Das Zaubermittel ist also noch nicht gefunden. Trotzdem hält die KG an den Sitzungen fest, wie Weyler versicherte. Von anderen Vereinen höre man, dass Sitzungen wieder im Kommen seien – und dafür die Musikpartys, die eine Zeit lang erfolgversprechend waren, nicht mehr ziehen.

Und es gebe auch erfreuliche Nachrichten: Der Verein stehe finanziell besser da als noch vor zehn Jahren. Das eigene Vereinshaus ist zwar noch nicht abbezahlt, ermöglicht es aber auch, flexibel zu sein. „Und wir wollen den Saal kundenfreundlicher gestalten.“ Eine erste Maßnahme war schon zu sehen: Im Foyer hing bei der Kostümsitzung ein Flachbildfernseher, der das Geschehen im Saal zur Theke im Foyer übertrug.