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Für Gäste steht stets ein Bett parat

Für Gäste steht stets ein Bett parat

Bockerother Bürgermeister Peter Wirtz proklamiert das Dreigestirn

Bockeroth. Auf diesen Tag hatten Karl-Heinz Bock und Elisabeth Groß lange gewartet. Am Samstag wurden die beiden bei der Kostümsitzung der KG "Mir komme met" als Karl-Heinz III. und Elisabeth II. als närrische Regenten der Session 2004 in Bockeroth proklamiert. "Datt is wie op Weihnachte waade", so der sichtlich lampenfiebrige Prinz. "Un op eemol stehs de do."

Doch die Jecken im mit über 200 Plätzen restlos ausverkauften Narrentempel "Op de Hüh" machten es ihren Herrschern leicht, sie für sich zu gewinnen. Schon eingestimmt durch den Tanz der "Düwelchen vom Düwelsarsch" und die junge Kölner Büttenrednerin Stefanie Koch alias "E kess Schullmädsche" empfingen die Bockerother ihr Herrscherpaar mit Wunderkerzen und lautem Jubel.

Schon zu deren Einmarsch unter traditioneller Begleitung des Musikzugs der Altstadtfeuerwehr und der eigenen Prinzengarde standen die Jecken auf Tischen und Bänken. Die Tatsache, dass das Prinzenpaar aus Oberholtorf stammt, tat der Stimmung dabei keinen Abbruch.

"Wir sind zwar Ausländer", witzelte der Prinz, "aber wir kommen immer gerne nach Bockeroth, die Freundschaft der Leute hier ist einfach toll."

Persönliche Bekanntschaften, die Altherren-Mannschaft des örtlichen Handballvereins und nicht zuletzt das seit 25 Jahren ausgerichtete Prinzenfrühstück in ihrem Haus verbinden die Regenten mit dem Siebengebirgsort.

So steht bei Dorffesten in Bockeroth auch stets ein Bett bereit, um die dann fahruntüchtigen Gäste aufzunehmen. Komplettiert wird das Dreigestirn durch "Dauerbauer" Mike, der in seiner letzten Session von seinem Prinzen das Vorrecht eingeräumt bekam, fremde Tollitäten zuerst zu bützen - weibliche und männliche.

Die feierliche Proklamation übernahmen Präses Wolfgang Wicharz, der rechtzeitig zur Sitzung wieder genesen war, und Bürgermeister Peter Wirtz. Gemeinsam überreichten sie die Insignien der Macht, den Sessions- und den Bürgermeisterorden sowie das Narrenszepter "Bockerother Männchen".

Nur die Prinzessin handelte sich einen sanften Rüffel ein, da sie vor lauter Aufregung ihr Krönchen zu Hause vergessen hatte. Der Dreschflegel "Seiner Deftigkeit" Mike hatte es dem Bürgermeister angetan. "Könnte ich den wohl für die nächste Ratssitzung ausleihen?" Darauf verkündete der Prinz seine närrischen elf Gebote.

Wichtigste Amtshandlung des Neu-Regenten: Kurzerhand enthob er Wirtz bis Aschermittwoch seines Amtes und verfügte, dass die örtliche Löschgruppe der Feuerwehr ihren Standort immer im Dorf behalten solle.

Darüber hinaus verpflichtete der selbstständige Fliesenlegermeister den Wasserbeschaffungsverband dazu, alle verkalkten Kacheln, Duschen und Armaturen im Dorf zu reinigen. Seine Altherren-Mannschaft müsse im Rosenmontagszug mitziehen und reichlich Kamelle unters Volk bringen. "Da die auch beim Handball schon nicht mehr treffen, braucht das Volk keine Angst vor gefährlichen Wurfgeschossen zu haben", scherzte Karl-Heinz III.

Zu Ehren des Dreigestirns tanzte dann die Prinzengarde, in ihrem Jubiläumsjahr - "20 Jahre im Spagat zwischen Dreigestirn und Elferrat" - frisch auf neun Tänzerinnen verstärkt. Auch die Tollitäten aus Windhagen und Thomasberg/Heisterbacherrott machten ihre Aufwartung.

Im weiteren Verlauf des Programms zeigte sich, dass Wicharz und seine Mitstreiter weder Kosten noch Mühen gescheut hatten. Für Lachattacken auf das Zwerchfell sorgten "Ne Stroßebähner", "De Herr Schamitz" und Feuerwehrmann Kresse, der die Bühne rasant auf Rollerblades und mit am Helm angebrachter Sirene und rotem Rundumlicht erstürmte.

Einen Augenschmaus besonderer Art boten die grazilen Tänzer des Männerballetts "Grüne Garde" aus Windhagen, die kurzfristig für eine verletzungsbedingt ausgefallen Truppe eingesprungen waren. Mit ihren schrillen Kostümen, den "traumhaften" Figuren und eleganten Bewegungen sorgten sie vor allem bei der holden Weiblichkeit für Verzückung.

Nicht fehlen darf in Bockeroth das heimische Damenkomitee "Mir senn do", die als rassige Senoritas einen heißen Tanz aufs Parkett legten. Die für ihre akrobatischen Hebefiguren bekannte Showtanzgruppe "Jojo''s" sorgte trotz der beengten Verhältnisse auf der schmalen Bühne für Begeisterungsstürme der Narren. Zum musikalischen Abschluss des offiziellen Programms spielten die "Godesberger Junge" auf und unterhielten die Jecken noch bis weit nach Mitternacht.