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Karneval in Königswinter: Pleeser bedienen sich bei der Stunksitzung

Karneval in Königswinter : Pleeser bedienen sich bei der Stunksitzung

In Oelinghoven gibt`s Bützjer von Bonns OB. Wiever der Vinxeler KG lösen die Dilledöppchen ab. In Eudenbach stemmen 14 Amazonen das Programm.

In der Drachenstadt waren an Weiberfastnacht die Frauen los. Sie feierten und schunkelten, was die Kräfte hergaben.

■ OELINGHOVEN. Beethoven allerorten – und natürlich auch in Oelinghoven. Eben noch hatte die Beueler Wäscherprinzessin Romina I. samt den Göttermöhnen und dirigiert von Obermöhn Ina Harder das Beueler Rathaus erobert, da stand die geballte Frauenpower-Truppe auch schon bei den Löstigen Höhnern von de Luterbach auf der Bühne im Dorfgemeinschaftshaus und rockte den Saal. Mit im Gepäck: Ashok Sridharan, Bonns OB und in Königswinter ein guter alter Bekannter, der im Publikum auch glatt eine ehemalige Mitarbeiterin ein Begrüßungsbützjer verpasste. Präsidentin Angelika Arnold revanchierte sich galant mit dem schmackhaften Orden der Höhner: einem Kringel Flöns. Rund 120 knatschverdötschte Wiever feierten eine hausgemachte Sitzung vom Allerfeinsten: Die Präsidentinnen Arnold und Erika Reinhardt hatten mit ihren acht aktiven Hühnern nach der Jubiläumssitzung zum 55-Jährigen im November binnen weniger Wochen ein komplett neues Programm auf die Beine gestellt, das es in sich hatte. Tanja Günther etwa gab die „Miss Schrubber“, die beiden Präsidentinnen zeigten, zu welchen Komplikationen es führt, wenn man kein Kölsch spricht. Zum krönenden Abschluss standen alle Höhner zum Komitee-Tanz auf der Bühne und zeigten ein schwungvolles Potpourri aus den vergangenen 55 Höhner-Jahren.

■ VINXEL. Und dann schaffte es am Wievertag doch noch ein Mann auf die Bühne: Thorsten Krusch, seines Zeichens Ex-Prinz der vergangenen Session in Bockeroth, war es ein Herzensanliegen, der jecken Frauentruppe samt seiner Frau Walburga für deren tolle Unterstützung während seiner Amtszeit zu danken. „Ich wusste, dass ich euch hier in Vinxel alle treffe, denn ihr seid seit 20 Jahren Stammgäste bei der Wieversitzung“, sagte die gewesene Tollität und überreichte Blumen. Moderatorin Bianka Hinkelmann hatte in diesem Fall gerne ihr Mikro ans männliche Geschlecht abgetreten. Ausnahmsweise. Zum ersten Mal hatten die Frauen der Vinxeler KG die Wieversitzung im Festzelt auf dem Vünftzailplatz organisiert, nachdem sich die Dilledöppchen im vergangenen Jahr aufgelöst hatten. „Wir wollten diese Tradition gerne fortsetzen“, sagt Heike Werra, selbst KG-Mitglied und Veußeler Prinzessin der vergangenen Session. Zu viert hatten die Frauen mit rund einem halben Jahr Vorbereitungszeit die Sitzung auf die Beine gestellt und servierten hausgemachte Sketche mit hohem Spaßfaktor. Ganz im Sinne des Vinxeler Prinzenpaares Daniel I. und Laura I., die den Wievern natürlich ebenfalls ihre Aufwartung machten.

■ THOMASBERG. Schon das erste Lied, das das Damenkomitee der Strücher KG bei seiner Sitzung auf die Bühne brachte, war programmatisch für den ganzen Abend. „Hei, ho, wir sind vergnügt und froh“, skandierten Schneewittchen und die sieben Zwerge. Märchenhaft à la Disney war der erste Musikblock, stürmisch bis heiter der zweite zum Thema „Wetterbericht“ und ausgelassen die Après-Ski-Party, die die elf Damen inklusive der Moderatorinnen Steffi Haymann und Kerstin Fibich den feierlaunigen Frauen im Franz-Unterstell-Saal in Thomasberg bereiteten. Eine Verjüngungskur, wie sie sie zwischen den Musikeinlagen inszenierten, hatte keine von ihnen nötig. So heiß wie beim Zwiegespräch über die „Wechseljahre“ wurde indes vielen im Saal früher oder später: entweder schon beim Parallel-Telefonat einer „Nebenjobberin“ mit der Sex-Hotline und gleichzeitig mit ihrer Mutter. Spätestens aber, als das Eudenbacher Männerballett auflief und dann auch Männer als Zuschauer im Saal willkommen waren. Bereits vorher hatten die Damen einen Auswärtigen im Sketch mit dem rheinischen Brauchtum vertraut gemacht und KG-Präsident Stefan Hübenthal erstmals das schönste Kostüm einer Einzelperson und einer Gruppe prämiert.

■ EUDENBACH. Nein, nervös sei sie mittlerweile nicht mehr, sagt Oberamazone Tatjana Kluth-Westphal. Zum elften Mal moderierte die Präsidentin der Amazonen „Drink us“ in diesem Jahr die Wieversitzung im Gürzenich von Eudenbach und wippte locker das mehr als fünfstündige Programm, das ihre 14 Amazonen seit vergangenem Oktober einstudiert hatten. Und die zwei Proben pro Woche zahlten sich aus: Die rund 280 bunt und fantasievoll kostümierten Wiever in der Mehrzweckhalle feierten ausgelassen die Sketche, Vorträge, Bands wie die „Sechs Kölsch“ oder die Auftritte von Tanzgarden befreundeter KGs. Eine allerdings freute sich ganz besonders über das Programm: Die Eudenbacher Prinzessin Lydia I. und ihre Entourage – allesamt in bildschönem Weiß-Türkis-Penaten-Outfit – hatten gleich in der ersten Reihe Platz genommen und sichtlich ihren Spaß beim Sketch „Geburtsvorbereitungen“. Den nämlich hatten die Amazonen eigens für die Tollität einstudiert, die im bürgerlichen Leben als Hebamme arbeitet. Erst am späten Abend durften dann auch die Männer mitfeiern – selbstverständlich auch Prinz Detti I., der strahlend samt Gefolge in den Saal einzog.

■ OBERPLEIS. Anschnallen und ab ging’s in der Aula des Oberpleiser Schulzentrums: Rund 470 ausgelassene und bildhübsch kostümierte jecke Wiever ließen sich von den Zunftfrauen mit auf hohe See nehmen. Die Damenriege mit ihrer Kapitänin Conny Klein vorweg hatte das blau-weiße Motto ausgegeben „Ahoi! Wir Zunftfrauen stechen in See mit dem Pleeser Wind Juchee!“ Prinzessin Lale I. hatte mit dem Elferrat auf der Bühne in der Oberpleiser Aula Platz genommen und genoss sichtlich das Getratsche über russische und deutsche Männer, die Einlage der Zunftfrauen zum Thema Hüftspeck oder den Auftritt der Copacabana Boys. Selbst einen aktuellen Sketch aus der legendären Kölner Stunksitzung präsentierten die Zunftfrauen in Oberpleis – natürlich mit Genehmigung der Alternativkarnevalisten:

Die Pleeser Madämchen demonstrierten dabei eindrucksvoll den achtsamen Umgang mit Kölsch. „Guckt es euch gut an“, gab Martina Pannenbecker-Frings die Devise aus. „Tut so, als säht ihr diese wunderbare goldgelbe Flüssigkeit zum allerersten Mal, wiegt es langsam hin und her. Jetzt gibt es nur noch euch und das Kölsch...“