Niemals oben ohne

Die Fußgruppe "Ausflug" geht seit 25 Jahren im Alfterer Zug mit

Alfter. In der Küche von Hildegard Fuß ist es eng und bunt. Orange Haare, rote Kleider, sogar ein blaues Kinderplantschbecken beanspruchen reichlich Platz. Dazwischen wird gelacht, geschminkt und, wie ein paar halbvolle Gläser auf dem Tisch verraten, auch angestoßen.

Grund zum Feiern gibt es schließlich: Die Fußgruppe "Ausflug" ist seit 25 Jahren im Alfterer Karnevalszug mit dabei. Für den General-Anzeiger ziehen sie ein paar der schönsten Kostüme noch einmal an.

Ob das allerschönste nun aber die Cola-Dose ist oder doch der Swimmingpool? Die Entscheidung überlassen die Frauen lieber anderen. Eva Frieda, die als einzige von der ursprünglichen Gruppe noch dabei ist, berichtet aber gerne vom Beginn ihrer Truppe.

"Es entstand eigentlich aus einer Turngruppe." Und die machte, wie der Name schon verrät, einen Ausflug. "Es ging mit dem Fahrrad nach Boppard". "Wirklich?" Einige der jecken Wiever staunen. Aber Frieda nickt. "Damals ging das eben noch." Und irgendwann auf der Fahrt hatte man halt die Idee, auch im Zug mitzugehen.

Das erste Kostüm waren 1985 die "Schicken Mickys". Es folgten Herzdamen, Clowns, Minnie-Mäuse und Wäschefrauen. Drei Alfredas gehen aus der Gruppe hervor, zuletzt führte Margret Lülsdorf das Zepter. Und selbst ein Mitglied aus Nürnberg ist jedes Jahr wieder dabei, beim Zug und im Sommer beim traditionellen Ausflug.

Auch gebastelt wird gemeinsam. Die Kostüme für den Zug entstehen in aufwendiger Handarbeit. Normalerweise fangen die rund 20 Damen im Oktober fangen an. Die Ideen sammeln sie aber das ganze Jahr über. "Wir halten immer Ausschau. Das Handy oder der Fotoapparat sind immer griffbereit", berichtet Gertrud Langen.

Ehrensache, dass dann auch die Details stimmen müssen. 19 Stunden Ketten fädeln, für die Ausflüglerinnen kein Problem. Und zum Jubiläum, soviel verriet Fuß, wird es noch aufwendiger. "Wir sind seit dem Sommer dran. Ich hab schon Schwielen an den Händen." Das Kostüm zum 25. Geburtstag muss also fantastisch sein. Die Aufregung schwingt mit, sobald man die Gruppe darauf anspricht.

Aber das Geheimnis bleibt gewahrt. Sicher ist eigentlich nur, es wird irgendeine Kopfbedeckung geben. Die Gruppe "Ausflug" ist niemals "oben ohne" unterwegs. Das kann einfach eine prächtige Schleife sein, schnell aber auch ausladende Schaumstoffstacheln wie die Haare der "Struwwelliese".

Ebenfalls sicher ist: Die Damen bleiben unter sich. "Kein Rind und kein Kind dürfen uns stören", so erklären sie im Scherz. Gemeint ist, dass der Veilchendienstag ab Mittag ihnen gehört. Dann kommt seit Jahren Anette Reisinger und schminkt alle, danach folgt der Zug. Nur in einem Jahr war ein Mann dabei.

Damals war die Gruppe als Indianerinnen unterwegs. "Er hatte ein original Häuptlingskostüm aus Kanada", erinnert sich Fuß. "Das war aber eine große Ausnahme." Außerdem hoffen sie, dass es besser läuft als 1999. In dem Jahr waren die Frauen als Schmetterlinge unterwegs.

Der heftige Sturm riss aber schon nach wenigen Metern alle Flügel mit sich. Und natürlich dürfen sich die Jecken am Wegesrand wieder auf reichlich Kamelle freuen. Das Besondere: Sie werfen jedes Jahr auch jede Menge Wäscheklammern unters närrische Volk, die sie passend zu ihren Kostümen bekleben.

"Es gibt sogar Leute, die sie regelrecht sammeln", so Fuß. Und dann verrät sie immerhin, dass auf einigen der Sammelstücke in diesem Jahr eine "25" sein wird.