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Türkische Prinzessin herrscht über Roisdorfer Jeckenvolk

Türkische Prinzessin herrscht über Roisdorfer Jeckenvolk

"Einmal Prinz zu sein": Davon hat einem gängigen Schlager zufolge schon so mancher kölsche Jung geträumt. Füsun Mack ihrerseits kann diesen Herzenswunsch gut verstehen und den 15. Januar kaum mehr erwarten.

Alfter/Bornheim. "Einmal Prinz zu sein": Davon hat einem gängigen Schlager zufolge schon so mancher kölsche Jung geträumt. Füsun Mack ihrerseits kann diesen Herzenswunsch gut verstehen und den 15. Januar kaum mehr erwarten.

An diesem Tag wird die 44-jährige Türkin im Vereinslokal der KG Vorgebirgssterne, "Zur gemütlichen Ecke", die Regentschaft über die Roisdorfer Jecken antreten und damit über das Vorgebirge hinaus auch ein Stück Karnevalsgeschichte schreiben. Denn ebenso wie Amir I. - der Bonner Prinz der Session 2009/ 2010 mit persischen Wurzeln - würde Füsun Mack ihre Untertanen am liebsten zu tausend und einer närrischen Nacht einladen.

"Prinzessin zu sein, das heißt für mich, Freude zu bringen und nach Herzenslust mit allen zu feiern." Was längst nicht mehr nur Tollitäten mit deutschem Pass vorbehalten sein muss, wie auch Volker Wagner, Präsident des Bundes Deutscher Karneval, weiß: "Wie viele es tatsächlich sind oder wer wann und wo der erste war, lässt sich allerdings nicht genau sagen."

Denn bei rund 5000 zusammengeschlossenen Vereinen sei über die Nationalität der Prinzen, Prinzessinnen, Bauern und Jungfrauen schwerlich im Einzelnen Buch zu führen. Fest steht: Füsun Mack ist die erste Muslima im Vorgebirge, die das Roisdorfer Wappen auf dem Ornat tragen wird.

Und wie das aussieht, darf die selbstständige Schneiderin mit Wohnsitz in Alfter, die sich auf Abend- und Brautmode spezialisiert hat, nicht verraten. Aber dass selbst das Gefolge von ihrer Lieblichkeit eingekleidet wird, auch das ist neu. Für Füsun Mack - Mutter einer 25-jährigen und einer 16-jährigen Tochter und stolze Großmutter eines siebenjährigen Enkelsohns - ist es ein Teil des Kindheitstraums, der nun endlich in Erfüllung geht.

Mit vier Jahren ist sie aus ihrer Heimatstadt Bursa nach Deutschland gekommen und hat nach kurzen Zwischenstationen in Nürnberg und Karlsruhe ihre Schulzeit in Siegburg verbracht. Dort war es auch, als sie beim Rosenmontagszug staunend neben ihrer Mutter stand und sie fragte, weshalb alle so seltsam verkleidet seien.

Die Antwort: "Hier kann jeder einmal im Jahr sein, was er möchte." Das hat sie seither nicht mehr vergessen. Der Kontakt zu den "Sonnenblumen", der größten Fußgruppe im Roisdorfer Zoch, kam über Bekannte aus der Schule ihrer jüngeren Tochter zustande. Seit zwei Jahren ist die künftige Prinzessin dort aktiv.

Ob bei den regelmäßigen Treffen reihum in Roisdorf oder auch auf Tour. Bei einem Picknick-Ausflug war es denn auch, als Füsun Mack zur Tollität auserkoren wurde. "Ich glaube, so schnell wie ich hat noch keine ja gesagt", erinnert sie sich mit Augenzwinkern. "Ich bin eine türkische Frohnatur, eine praktizierende Rheinländerin und ein durch und durch überzeugter Karnevalsjeck."

Was Füsun Mack an der fünften Jahreszeit vor allem liebt, ist die Geselligkeit. "Das ist so richtig meins, denn ich bin eigentlich immer gern unter Menschen." Mit Vorurteilen oder Fremdenfeindlichkeit habe sie zum Glück noch nichts zu tun gehabt.

Und auch seitens der eigenen weit verzweigten Familie gebe es keine Bedenken gegen "ein Mädchen aus dem Morgenland", das im Abendland Fastelovend fiert, mit allem was dazugehört. Auch die 16-jährige Alina hat sich schon mit dem Bazillus ihrer Mutter infiziert. Noch ist sie im Gefolge, aber wer weiß, irgendwann in tausend und einer Nacht...