Karneval in Lantershofen : Kappensitzung im Winzerverein Lantershofen

Im ausverkauften Winzerverein feiert der Ort Lantershofen seine Kappensitzung: althergebracht und dennoch hochmodern war das sechsstündige Programm.

Wie sieht es im Jahr 3019 aus mit dem Lantershofener Karneval? Prognosen dazu gab es bei der Kappensitzung 2020 zu hören, dargebracht vom ältesten Büttenredner in Person des Buchdruckers Gutenberg.

Rolf-Dieter Schmitz nahm das Geschehen im Ort in Reimform unter die Lupe und machte klar, was er gerne druckt und was nicht. Wie die 1000-Jahr-Feier: „Ein Feuerwerkspektakel an den Himmel gemalt, die Karweiler haben es euch bezahlt.“ Schmitz war einer von vielen Rednern. Denen hört man in Lantershofen zu, dort, wo es keine Karnevalsgesellschaft gibt, aber seit gefühlten 100 Jahren die närrische Zeit ausgiebig gefeiert wird.

Man zelebriert althergebrachten Karneval, möglichst mit eigenen Dorfnarren, und spickt diesen mit modernen Elementen, damit am Ende für Jecken jeden Alters etwas im Angebot ist. Die 200 Besucher hatten bei der Kappensitzung auf alle Fälle ihren Spaß. Zum Beispiel an denen, die zum Mikrofon griffen.

Den Nickenicher „Pfundskerl“ Kai Kramosta hätten sie gerne adoptiert, der Profi-Redner brach eine Lanze für die Dorfkinder, die den Städtern einiges voraushaben, wie „Nüchtern werden“ auf dem Nachhauseweg.

Reimreden sind auch das Ding von Gaby Fabritius. Als „Sonntagsfahrer“ schlüpfte sie in die männliche Rolle des mit einem Wohnmobil antiker Art Beschenkten. Da ging es mit der Klapperkiste auf große Fahrt, mit allerlei Hindernissen, versteht sich.

In Lantershofen zieht es selbst die Geistlichkeit in die Bütt. Aber was soll der Leiter des Studienhauses Sankt Lambert, Volker Malburg, denn vortragen, wo doch sein kongenialer Ex-Subregens Philip Peters nicht mehr da ist. Neue Partner sind schwer zu finden, kirchliche Reden kommen nicht so an und kölsche Meditationen endeten im Rausch.

Am Ende half nur das Telefonat mit Peters in seinem neuen Domizil, um gemeinsam noch einmal die Hommage an die Lantershofener Brötchesmädche vorzutragen.

Verkappte Muppets-Show

Abseits der Bütt sorgten die „Lantesche“ ebenfalls für allerhand Klamauk. Die Theatergruppe stellte als verkappte Muppets-Show den Elferrat auf den Kopf und hatte nur Unfug im Kopf.

Wie es künftig im betreuten Wohnen in Lantershofen aussehen könnte, zeigte das Männerballett bei seinen „Sparmaßnahmen im Altersheim“. Da reicht dann auch schon Mal ein Waschlappen für sechs Personen. So ziemlich mit Ansagen in die Hose ging der Versuch der beiden Pantomimen Dany Celner und Lefti Salomidis vom Ouzo-Duo, eine klassische Einlage aufs Parkett zu zaubern. Dann doch lieber kölsche Musik. Filigran gab sich das Männerballett, das als tänzelnde Rebläuse einen Angriff auf den großen Rebstock unternahm. Der wusste sich zu wehren, entpuppte sich als Winzer und blies mit versprühtem Schnaps zum Gegenangriff. Am Ende dann eine Überraschung: Die Burggeister, tanzende Damen von vor vielen Jahren, waren reaktiviert worden und brachten den Disco-Flair der 1970er auf die Bühne. Dort hatte sechs Stunden zuvor das Tambourcorps der Junggesellen-Schützen-Gesellschaft die Party eröffnet, Sitzungspräsident Erich Althammer betätigte sich dabei als Beckenspieler.

Man lädt sich aber auch gerne Gäste ein auf der Grafschaft. Die Ahrweiler Karnevalsgesellschaft (AKG) kam mit Prinz Mathias, Kinderprinz Rico und ließ gleich zwei Gardetruppen tanzen. Kräftige Muskeln waren bei den „Bach-Watchern“ des Bachemer Männerballetts „Backespöppche“ gefragt. Der Größte der staatse Kääls, Heinz Kelter, durfte dazu noch eine Stechschritteinlage mit „Scholls Männ“, gefühlt einen halben Meter kleiner, geben.

Die „Ahrtalente“ bliesen mit ihrer Brass-Musik dem Publikum die Ohren frei, kaum einen hielt es noch auf den Sitzen. Die Ahrweiler Möhne luden derweil zum Kölsch-Kurs für Touristen ein und wiesen die enge Verwandtschaft zwischen kölscher und britischer Sprache nach. Und die Musiker von „Jeckediz“ brachten Kölsch-Cover und ihre eigenen Songs auf die Lantershofener Bühne, auf der nach sechs Stunden voll närrischen Programms der Vorhang fiel und die Musikfreunde Lantershofen zum letzten Tusch anstimmten. Die Puppen tanzten aber noch die ganze Nacht lang.