1. Narren-News
  2. Bad Honnef

Mutter Hildegard stiehlt Landratlichkeit die Schau

Mutter Hildegard stiehlt Landratlichkeit die Schau

Das Siegburger Kreishaus schunkelt: Ehrengast Hans-Dietrich Genscher feiert im Kreissaal mit - Cheforganisatorin Marie-Luise Reddmann ist zehn Jahre unfallfrei - 85 Tollitäten singen und bützen

Rhein-Sieg-Kreis. Ehrengast Hans-Dietrich Genscher offenbarte sich sofort als echter Jeck. Genau elf närrische Minuten, oder ein kölsches akademisches Viertelstündchen nach Beginn des Prinzenempfangs im Siegburger Kreishaus hielt der frühere Bundesaußenminister nebst Gemahlin Barbara Einzug bei seiner Landratlichkeit Frithjof Kühn.

Da geriet der Vormarsch der 85 Tollitäten aus dem Rhein-Sieg-Kreis und der Region kurzfristig ins Stocken. Genau in diesem Moment rückte des Landrats 90-jährige Mutter Hildegard für einen kurzen Augenblick ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit, als sie in den freien Raum vorstieß und die Genschers mit den Worten begrüßte: "Ich bin seit 30 Jahren FDP-Mitglied."

Später verriet sie noch, dass ihre "Kleinste" bei der SPD ist und ihr Ältester Mitglied der Grünen. "Was der Frithjof ist, weiß ja jeder." Während der Papstkenner und Moderator Heinz-Josef Nüchel die Ehrengäste in den Kreissaal geleitete, wo bereits Dutzende Prinzenpaare und Dreigestirne, aber auch Ehrenlandrat Franz Möller und der Umzugsbeauftragte Klaus Westkamp warteten, assistierten Ex-Boxmeister Hein Mück und die Landratsbüroleiterin Brigitte Böker dem Gastgeber am Entree bei der Aushändigung der Kreisorden.

Inzwischen hatten sich auch neue und alte Kreisdezernenten unters Volk gemischt: Häftling Hermann Allroggen mit den Fesseln des Haushaltssicherungskonzeptes, Fischereisachverständiger Michael Jaeger zog gegen Öko-Talibane ins Feld und Newcomer Karl-Hans Ganseuer verschenkte RWE-Aktien, Marke: wertvoll.

"Ich wollte mich eigentlich als Dezernent verkleiden, aber dann wäre ich in der Masse untergegangen", zwinkerte SPD-Kreisparteichef Sebastian Hartmann. Während CDU-Fraktionsvorsteher Dieter Heuel noch nach dem Schlüssel für die Türe suchte, hinter der sich sein Kostüm versteckte, verteilte SPD-Amtskollege, seine Hoheit Peter Ralf I. Müller in Hermelin gewandet königliche Steuerverfügungen.

Auch Sparkassenmitarbeiter Josef Hastrich wurde diesbezüglich umgehend als säumig überführt. Bundestagsengelchen Lisa Winkelmeier-Becker stimmte schon auf der Kreishaustreppe mit ihrem persönlichen Teufelchen Jürgen Becker die Wir-kommen-alle-in-den-Himmel-Hymne an.

Und Conferencier Hein Mück begrüßte "aus dem befreundeten Ausland" Prinzessin Christa I. und Prinz Rudi II. von Windhagen. Dann musste Hausherr Kühn - wie es schon Tradition geworden ist - auf ein Zeichen von Cheforganisatorin Marie-Luise Reddmann seinen Aktionsradius wechseln.

Vom Eingang zur Bühne. Dort hatte Orgelfaktotum Simone Mück bereits die 540 Gäste warmgespielt. Unterdessen freuten sich unter anderem die Eischemer Knallköpp über "magenfreundliches Bier" aus dem kreiseigenen Zapfhahn.

Als alles überstanden war und die Wagenburg der Tollitäten rund um die Kreiszentrale aufgelöst war, begann die Feier für "Et Marie-Luise". Koordinatorin Reddmann bekam vom Landrat eine dicke Torte, weil sie nunmehr zum zehnten Mal den Prinzenempfang unfallfrei federführend über die Bühne gebracht hatte.